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Schatten über Sanssouci

Schatten über Sanssouci

Titel: Schatten über Sanssouci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Buslau
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Herr Rat.«
    »Nun?«
    Kilian sah auf, dann
ging ein Lächeln über sein Gesicht. »Wir haben den Herrn Quantz überwacht.«
    »Und Er erstattet
jetzt Bericht. Sehr gut. Beginne Er.«
    »Herr Quantz war
heute Mittag in der Stadt. Wir haben ihn nicht verfolgen können, denn er ist
uns auf dem Weg zum Brandenburger Tor entwischt.«
    »Entwischt? Das darf
es nicht geben, Kerl. Wie kam das?«
    »Mein Bruder ist ihm
gefolgt, doch dann querte von der Lindenstraße eine Gruppe von Kutschen den
Weg. Er kam nicht weiter, und als die Straße frei war … da war es zu
spät.«
    »Das darf kein
zweites Mal geschehen, ist das klar? Weiter.«
    »Herr Quantz ist
nach einer Stunde zurückgekommen, hat aber sein Haus nicht betreten. Er wollte
wohl durch die Tür, besann sich dann aber anders und eilte den Kanal entlang. Diesmal
habe ich die Verfolgung übernommen.«
    »Das war eine gute
Entscheidung. Weiter.«
    »Ich bin ihm
nachgegangen. Herr Quantz ist vor dem Gasthaus ›Zur Goldenen Krone‹ stehen
geblieben. An der Cavalierbrücke.«
    Weyhe wurde
ungeduldig. »Ich weiß, wo die ›Krone‹ liegt. Was hat der Herr Musikus weiter
unternommen?«
    »Eine halbe Minute
blieb er stehen. Dann ging er hinein ins Gasthaus. Ich habe den Kanal
überquert, denn ich war ja noch auf der anderen Seite. Herr Quantz ist etwa
eine halbe Stunde in dem Gasthaus geblieben. Als er wieder herauskam, folgte
ich ihm. Er ging wieder nach Hause.«
    »Hat Er das Gasthaus
nicht betreten?«
    »Doch, Herr Rat, wie
ich sagte –«
    »Nein, ich meine Er
… ich meine, Er , Kilian …« Verdammt. Er sollte
sich doch dazu durchringen, die beiden zu siezen. Doch er hatte sich
entschlossen, bei dem mehr herablassenden »Er« zu bleiben.
    »Das wäre doch
aufgefallen, Herr Rat. Man hätte mich gefragt, was ich dort will.«
    »Eine Mahlzeit?
Einen Krug Bier? Was man eben in so einem Wirtshaus will.«
    »Herr Rat, ich war
im Dienst.«
    Gut. Man konnte
nicht alles haben. Und man musste den Männern die Dinge nach und nach erklären.
»Ich erläutere Ihm jetzt einmal etwas, Kilian. Sein Ziel ist es,
herauszubringen, was Herr Quantz in dem Gasthaus gewollt hat. Und das erreicht
Er nur, wenn Er selbst da hineingeht und sich so verhält, als sei Er ein Gast.
Hat Er verstanden? So hätte Er erkennen können, mit wem Herr Quantz spricht,
und vielleicht hätte Er sogar ein paar Fetzen der Unterhaltung aufgeschnappt.
Das hätte uns weitergeholfen.«
    »Ich verstehe, Herr
Rat. Aber mit wem Herr Quantz gesprochen hat, weiß ich.«
    »Tatsächlich? Hat Er
nicht eben gesagt, Er sei nicht in dem Haus gewesen?«
    »Das ist richtig.
Aber ich habe aufgepasst und die Fassade beobachtet. Herr Quantz war einmal
kurz an einem der oberen Fenster im ersten Stock zu sehen. Dort liegt das
größte Zimmer des Gasthofes.« Kilian hob den Zeigefinger, als wolle er auf
etwas ganz Besonderes hinweisen. »Das zeigt doch, dass Herr Quantz denjenigen
besucht hat, der dieses Zimmer bewohnt, oder nicht?«
    »Korrekt. Und wer
bewohnt dieses Zimmer? Ich bin sicher, dass Er das auch weiß.«
    Kilian machte ein
erstauntes Gesicht. »Ganz Potsdam weiß es, Herr Rat.«
    »Bin ich ganz
Potsdam? Nun sag Er es schon!«
    »Dort residiert
dieser Herr Mettrie, der Franzose, und brütet dort seine verwerflichen
Schriften aus.«
    »Was für verwerfliche
Schriften?«
    »Dass wir alle keine
Seele haben. Dass es keinen Gott gibt. Und noch einiges mehr.«
    Weyhe hatte davon
gehört, dass der König La Mettrie an den Hof geholt hatte, ohne ihm ein Zimmer
im Schloss zur Verfügung zu stellen. Offiziell hieß es, dass die Räume in der
Sommerresidenz noch nicht ganz fertig waren. Doch das konnte nicht stimmen,
denn einige Personen, wie zum Beispiel der vom König überaus geschätzte Graf
Rothenburg, wohnten schon dort.
    Es musste daran
liegen, dass die zur Schau gestellte Gottlosigkeit dieses seltsamen
Maschinenmenschen, wie man ihn auch nannte, selbst dem freizügigen König zu
weit ging. Deshalb wartete Seine Majestät erst einmal ab, bevor er zu La
Mettrie wirklich Vertrauen fasste. Trotzdem hatte er ihn bereits zum Kammerherrn
ernannt.
    Einen Moment erwog
Weyhe, La Mettrie in seine Überwachungen mit einzubeziehen, doch er verwarf den
Gedanken gleich wieder. Wer dem König diente, durfte es sich keinesfalls mit
den Franzosen verderben, die immer mehr Einfluss bei Hofe erlangten. Weyhe
schlug die Mappe wieder auf. Er war gehalten, Seiner Majestät schriftlich
Bericht zu erstatten. Er hatte mit dem Bericht schon

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