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Schatten über Sanssouci

Schatten über Sanssouci

Titel: Schatten über Sanssouci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Buslau
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würdest du das
anfangen?«
    »Ich bin nur eine
Frau, Herr Quantz.«
    »Stell dir vor, du
wärst an meiner Stelle.«
    »Nun …« Sie lehnte
sich zurück und sah zur Decke. »Suchen Sie nach Beweisen, nach Verbindungen.
Sie haben es doch selbst schon gesagt. Wenn Sie Herrn La Mettrie verdächtigen,
etwas Böses gegen den König im Schilde zu führen, dann sollte doch in seinen Schriften
auch ein Hinweis dazu vorhanden sein.«
    »Aber eben hast du
gesagt, dass ein solcher Beweis mir nichts nützen würde. Ein Verdacht schließt
den anderen nicht aus. Flecken auf der Weste des Franzosen beseitigen nicht den
Schmutz auf meiner.«
    »Sie müssen es
versuchen, Herr Quantz. Sie müssen mehr herausfinden.«
    Es war richtig, was
sie sagte. Aber trotzdem … »Womöglich ist es dafür schon zu spät«, sagte
er.
    »Warum?«
    »Ich kann nicht noch
einmal hinüber in die ›Goldene Krone‹ gehen und mich in der Unterkunft von
Monsieur La Mettrie umsehen.«
    »Aber die
Gelegenheit wäre günstig. Sie haben doch selbst gesagt, dass er heute Abend im
Schloss ist. Bei der königlichen Tafel.«
    »Wenn uns von da
drüben tatsächlich jemand beobachtet, wird man mich sehen. Und selbst wenn das
nicht der Fall sein sollte, ist es nicht so leicht, in das Zimmer zu kommen,
auch wenn La Mettrie nicht anwesend ist. Ich habe es einmal geschafft, aber da
war Schulze dabei. Und leicht war es trotzdem nicht.«
    »Ich denke, dann
haben wir nur eine Möglichkeit.«
    »Und welche?«
    Sophie lächelte
Quantz an. »Ich könnte es versuchen.«
    »Das kannst du
nicht. Es ist viel zu gefährlich. Und wie willst du in das Zimmer eindringen?
Was geschieht, wenn du erwischt wirst?«
    »Mir fällt schon
etwas ein.« Jetzt strahlte ihr Gesicht wieder vor Fröhlichkeit, und Quantz
begriff, was sie glücklich machte. Es war die Möglichkeit, ihm zu helfen.
    ***
    »Endlich kehrt
dort drüben Ruhe ein.«
    Michael Kilian
nickte. Sie hatten Quantz seit etwa einer Stunde genau im Blick. Es war sehr
bequem auf dem Dachboden, und die Sicht war gut, denn die beiden Häuser waren
etwa gleich hoch.
    Der Flötenmeister
des Königs war eine Weile unschlüssig herumgelaufen. Nach einer Weile war seine
Magd aufgetaucht.
    Die beiden Brüder
hatten die Augen aufgerissen. Es war kein Geheimnis, dass Quantz und seine
Sophie das Lager teilten. Man munkelte darüber. Doch so etwas mit eigenen Augen
selbst zu beobachten – das war schon etwas anderes.
    »Das werden wir
nicht zu Gesicht bekommen«, sagte der junge Kilian, Johannes. »Wenn sie es tun,
verziehen sie sich bestimmt in eine der Kammern. Und die können wir von hier
aus nicht sehen.«
    »Und wenn sie sich
ein bisschen auszieht?«, entgegnete der Bruder. »Wäre ja auch schon was.«
    Sie wurden
enttäuscht. Quantz und Sophie redeten nur. Der Musikmeister ging ab und zu im
Raum hin und her, während die Magd im Sessel saß. Es war ein seltsames Bild.
»Sie ist doch nicht die Herrin, oder?«, fragte der junge Kilian.
    Ab und zu kam Quantz
ans Fenster und sah ihnen direkt ins Gesicht. Natürlich konnte er sie nicht
erkennen, obwohl es den Anschein hatte. Schließlich gingen er und Sophie
hinaus. Quantz löschte das Licht, und das Haus lag im Dunkeln.
    »Das wird eine langweilige
Nacht«, sagte der junge Kilian. »Wer übernimmt als Erster die Wache?«
    »Keiner«, brummte
der andere. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich da noch was tut. Wir
können uns aufs Ohr hauen.«
    »Um noch mal beim
Rat Weyhe aufzufallen? Kommt nicht in Frage.«
    »Du hast recht.
Losen wir’s aus.«
    Michael bückte sich
und sammelte zwei von den Holzspänen auf, die in der heruntergekommenen
Mansarde auf dem Boden herumlagen. »Ich breche zwei Hölzchen. Ein langes und
ein kurzes. Wer das kürzere zieht, der kann sich aussuchen, ob er die erste
oder die zweite Hälfte der Nacht –«
    »Still«, zischte
Johannes. »Schau doch.«
    »Was ist?«
    Vor der Eingangstür
des Quantzschen Hauses regte sich etwas. Die Brüder legten sich wieder in
Position. Eine dunkle, schmale Figur war auf die Straße getreten, ein Tuch über
Kopf und Schultern. Kaum hatte sie die Tür geschlossen, sah sie sich um.
    »Das ist Sophie«,
brummte der alte Kilian. »Was will die nach Zapfenstreich noch draußen?« Die
Magd eilte in Richtung Plantage. »Geh ihr nach.«
    »Warum ich? Das
müssen wir auslosen. Gib die Hölzchen.«
    »Zum Teufel damit.
Sie läuft uns davon. Los, hinterher!«
    ***
    Sophie
unterdrückte den Drang, sich umzudrehen und nachzuschauen, ob

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