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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Wachen an den Stadttoren haben mehr als tausend Gäste gezählt, und wenn nur die Hälfte der Städter kommt, sind fast viertausend Menschen auf dem Platz.«
    Lodrik überlegte kurz. »Dann sind die fünfzig Wachen wohl nicht mehr als ein Tautropfen ins Wasserfass.« Der Leibwächter nickte unzufrieden. »Also lassen wir sie einfach weg«, Lodrik setzte den breitkrempigen Hut auf, »damit das Volk das Vertrauen des Gouverneurs sehen kann. Nur du und Stoiko werden mich begleiten.«
    »Habt Ihr jetzt völlig …«, polterte Waljakov los, aber es klopfte glücklicherweise an der Tür und Stoiko trat ein, Miklanowo folgte.
    »Seid Ihr bereit, Herr?« Der Vertraute deutete eine Verbeugung an. »Wir müssen bald los.«
    »Er will meine Wachen nicht mitnehmen«, rief Waljakov aufgebracht und warf die Hände in die Luft.
    Miklanowo schmunzelte angesichts des ungewohnten Gefühlsausbruchs des muskulösen Mannes.
    »Keine schlechte Idee«, stimmte der bärtige Brojak zu, was ihm einen wütenden Blick des Leibwächters einbrachte. »Es zeigt, dass der Statthalter keine Angst und keine Scheu vor den Menschen hat.«
    »Ich glaube auch nicht, dass etwas passieren wird«, meinte Stoiko, »eine solche Geste wäre eine vertrauensbildende Maßnahme, ich bin aber nicht ganz überzeugt. Wir sollten uns auf eine Ehrenwache von zehn Berittenen beschränken. Immerhin müssen wir ja noch ein we­ nig repräsentieren.«
    »Einverstanden.« Der junge Mann streifte die Hand­ schuhe über, während er zur Tür ging.
    »Ich sage meinen Männern Bescheid«, knurrte Walja­ kov und stürzte aus dem Zimmer.
    »Ihr wart nicht sehr diplomatisch mit ihm, oder, Herr?« Stoiko entfernte den letzten Fussel von der Uni­ form des Gouverneurs.
    »Hätte ich das sein sollen?«, gab Lodrik zurück. »Ihr alle habt euch Mühe gegeben, mir Selbstbewusstsein zu geben, jetzt seht zu, wie ihr damit fertig werdet. Wo ist Meister Hetrál?«
    »Meister Hetrál ist dabei, einen neuen Pfeil für seinen Bogen zu entwerfen. Die Zeichnungen, die ich gesehen habe, erscheinen mir sehr interessant. Eine stumpfe Spitze mit einer Reihe von Widerhaken dahinter. Sehr schmerzhaft, kann ich mir vorstellen.« Der Vertraute strich sich über den Schnauzbart.
    »Er ist ein zurückhaltender Mensch.« Lodrik nahm sich im Vorübergehen einen Pokal mit Wein und stürzte ihn hinunter. »Aber der beste Schütze des Kontinents, vermutlich. Und loyal, allem Anschein nach. Immerhin hat mich noch kein Pfeil getroffen.«
    »Hoffen wir, dass es so bleibt«, wünschte sich Stoiko. Etwas später ritten Lodrik, Stoiko und Waljakov zur Stadtscheune, jeweils fünf Soldaten begleiteten den Zug an der Spitze und am Ende. Miklanowo nahm einen anderen Weg, um vor dem Tross auf dem Marktplatz zu sein und auf der Tribüne zu warten.
    Die Straßen der Provinzhauptstadt waren festlich ge­ schmückt, überall flatterten bunte Wimpel und Fähn­ chen aus den Fenstern der Fachwerkhäuser, dicke Äh­ rensträuße hingen an den Türen, und die beiden Sonnen strahlten zur Krönung des Festtages vom blauen Him­ mel.
    Auf allen kleineren Plätzen sangen und tanzten Spielmannsgruppen, Wanderbühnen zeigten Schwänke, und in der Luft hing ein appetitlicher Geruch, der aus Dutzenden von Öfen in der ganzen Stadt stieg und von zahlreichen, frischen Backspezialitäten stammte. Die feiernden Menschen machten der berittenen Gruppe Platz, hielten aber Abstand, sobald sie die graue Uniform des Gouverneurs erkannten.
    »Der Ausdruck auf deinem Gesicht reicht, um Angrei­ fer abzuschrecken«, sagte Lodrik zu Waljakov und lach­ te. »Entspanne dich. Es wird nichts geschehen. Unser Pensum an Aufregung in den letzten Tagen wurde mehr als erfüllt.«
    »Das sage ich Euch hinterher, Herr«, brummelte der Mann und hielt die Straßen und Gassen argwöhnisch im Auge.
    Die Gruppe erreichte den vollen Marktplatz vor der Scheune, auf dem eine große Tribüne aufgebaut worden war, die wie ein Berg aus den Menschenmassen heraus­ ragte.
    Dort oben saßen bereits der Gildenrat sowie Jukolen­ ko und Kolskoi mit anderen Adligen und Großbauern.
    Zwei Stühle in der Mitte der Konstruktion waren freige­ lassen worden.
    Als sich die Männer näherten, standen die Gildenab­ geordneten auf und verneigten sich. Der Statthalter und seine Begleiter stiegen ab und kletterten die Stufen hin­ auf.
    »Ich bin entzückt«, begrüßte ihn der Meister des Gil­ denrates, »dass sich Exzellenz selbst die Ehre gibt und dem Fest beiwohnen

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