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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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verneinte mit einem kurzen Kopfschütteln und deutete die Straße hinunter. »Auf seinem Gehöft also. Ich dachte, Ihr wolltet die Bestien jagen? Hat er Angst bekommen?« Sein Lebensretter zuckte mit den Schultern, grinste aber von einem Ohr zum anderen.
    »Legt die verwundeten Männer in die Kutsche, die Toten oben drauf«, befahl Lodrik. »Wir transportieren sie in die nächste Garnison, wo man die einen gesund pflegen und die anderen bestatten wird. Wir reiten direkt nach Granburg weiter, bevor jemand auf die Idee kommt, meinen Tod auszurufen.«
    »Eine sehr gute Entscheidung«, stimmte Waljakov zu. »Normalerweise würde ich mich hier noch umsehen, um herauszufinden, wer sich den Radbruch ausgedacht hat.« Er schaute auf die Wunden seiner Männer. »Aber die Zeit drängt.«
    »Müssen wir das erst herausfinden, oder wissen wir das nicht schon längst alle?«, fragte Stoiko, der sich gerade auf ein Pferd schwang. Der dezimierte Tross machte sich abreisebereit.
    Nach zwei Tagen eines sehr bedrückenden Rittes gelangten sie zur Garnison, in der helle Aufregung herrschte, als plötzlich der Gouverneur mitten im Lager stand. Die Gruppe lud die Toten und Verwundeten ab, gönnte sich einen Mütze voll Schlaf und setzte den Weg in die Provinzhauptstadt fort.
    »Wie ist es, nehmen wir einfach mal an, es war Kolskoi, der das Rad und die Straße beschädigen ließ. Wie ist es dem Adligen gelungen, unbemerkt an die Kutsche zu kommen und unseren Radbruch ausgerechnet dort geschehen zu lassen, wo die Sumpfbestien sich aufhalten oder zumindest vorbeikommen?«, grübelte Stoiko unterwegs vor sich hin.
    »Wer sagt, dass der Harac in der Nacht, als er so angeschlagen zurückkehrte, diese Biester nicht doch erwischte und sie irgendwo in der Nähe der Straße angebunden hat oder sie einsperrte?«, schlug der Leibwächter vor.
    »Das macht aber Hetrál verdächtig«, warf Lodrik ein.
    Der Leibwächter fasste die Zügel fester und kniff die Augen zusammen. »Es passte aber sehr gut in den Vorfall. Er als Turît weiß genau, wie man mit den Viechern umspringt, und er war an diesem Abend mit bei der Reitergruppe.«
    »Warum taucht er dann heute als Lebensretter auf, wenn Kolskoi sich solche Mühe mit den Kreaturen gegeben hat?« Der Statthalter blieb hartnäckig bei der Verteidigung seines neuen Bogenlehrers.
    »Das verstehe ich allerdings auch nicht«, stimmte Stoiko zu. »Vielleicht ist er wirklich nur ein anständiger Kerl, der ausgerechnet in Kolskois Dienste treten musste, ohne zu wissen, dass es Tzulans kleiner Bruder sein könnte.«
    »Und da er wirklich Bestienjäger zu sein scheint, braucht er auch die besonderen Pfeile. In Tûris ist das ein sehr angesehener Beruf, vergesst das beide nicht«, schloss der Statthalter die Diskussion. »Ich denke, wir machen uns Sorgen um den falschen Mann. Und jetzt sollten wir das Tempo verschärfen. Ich möchte pünktlich zum Kornfest erscheinen, vorher aber noch in die Wanne steigen. Und zum Schneider. Ich habe vor lauter Aufregung mindestens zehn Kilo abgenommen.«
    Granburg, Provinzhauptstadt Granburg, Spätsommer 442 n.S.
    »Das gefällt mir nicht.« Waljakov schaute in den Palasthof hinunter, wo die Leibwache sich versammelt hatte. Fünfzig bewaffnete Reiter waren als Eskorte zum lang erwarteten Kornfest vorgesehen, die Übrigen hatten den Befehl, sich in Bereitschaft zu halten. »Es sind zu viele Menschen unterwegs, die Straßen sind zu voll, um Euch vor einem Anschlag beschützen zu können.«
    Lodrik trug die graue Uniform der Königlichen Beamten mit den silbernen und grünen Stickereien, an der Seite hing der schwere Säbel, die Füße steckten in auf Hochglanz polierten Reitstiefeln.
    Prüfend begutachtete er im Spiegel den Sitz der Kleidung und zog mit einem schnellen Ruck die letzten Falten aus dem Stoff. »Wenn deine Spitzel nicht gelogen haben, bin ich einigermaßen beliebt bei den Granburgern, oder zumindest will mich keiner umbringen.« Er warf sich den Uniformrock über und rieb die Silberknöpfe mit einem Spitzentaschentuch ab. »Was Jukolenko angeht, so glaube ich nicht, dass er etwas in der Öffentlichkeit unternimmt. Sie werden den Fehlschlag mit den Sumpfbestien überwinden müssen und sich bedeckt halten.« Der Gouverneur drehte sich einmal um die eigene Achse und streckte die Arme weg. »Wie sehe ich aus?«
    Waljakovs Miene verfinsterte sich. »Ihr seid mir ein bisschen sehr sorglos geworden, Herr. Es ist Euer erster öffentlicher Auftritt von größerem Ausmaß. Die

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