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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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möchte.«
    Der junge Mann neigte huldvoll den Kopf und setzte sich auf den mittleren der freien Stühle.
    »Ich freue mich ganz besonders, dass ich vom Gildenrat eingeladen worden bin. Ich verstehe das als eine große Ehre.« Waljakov hatte beschlossen, nicht darüber nachzudenken, welche Möglichkeiten sich einem Atten­ täter mit nur der halben Qualität von Hetrál boten. Er platzierte sich halb vor dem Stuhl, Stoiko setzte sich rechts neben Lodrik. »Wann werden wir das Korn­ fest beginnen?«
    »Der Spielmannszug wird sich noch aufstellen«, der Mann zeigte auf eine kleine Gasse, wo sich mehrere Musiker bereit machten, »dann geht es los. Sie werden vor die Tribüne marschieren und ein paar Lieder zum Besten geben, danach werdet Ihr das Fest offiziell er­ öffnen.«
    Der Gouverneur bedeutete dem Leibwächter, zur Sei­ te zu treten. »Ich sehe so nicht genug. Stell dich hinter mich, Waljakov.«
    Der kräftige Mann verzog unzufrieden das Gesicht, befolgte aber die Anweisung.
    »Wie geht es Eurem Arm, Harac Kolskoi?« Der Statt­ halter beugte sich vor.
    Der Adlige mit der Hakennase verneigte sich. »Danke der Nachfrage, Exzellenz. Die Wunde ist gut verheilt.
    Ihr hattet das Vergnügen, die anderen beiden Kreaturen zu töten, wie ich gehört habe?«
    »Es waren Waljakov und Hetrál«, stellte er richtig.
    »Ich hatte nicht viel mit ihrem Ableben zu tun. Ulldrael selbst muss mir diesen Turîten geschickt haben, ohne den ich mit Sicherheit nicht mehr hier sitzen würde. Ein großer Dank an Euch, Kolskoi, dass Ihr ihn entbehren konntet.«
    Der dürre Mann lächelte betont freundlich und wandte sich ab.
    Lodrik feixte und schaute neugierig über die Men­ schenmenge, die sich zu seinen Füßen drängte, an den Holzbuden Waren begutachtete oder sich die vielen Köstlichkeiten schmecken ließ, die die Straßenhändler anboten.
    Auf dem großen Marktplatz standen gleich drei Büh­ nen. Schauspieler, Akrobaten und Spaßmacher sorgten für Unterhaltung.
    Hin und wieder blickten die Menschen zur Tribüne, vermieden aber den direkten Augenkontakt mit dem Gouverneur, sondern nickten lieber den Gildenratsmit­ gliedern zu.
    »Am liebsten wäre ich auch dort unten«, sagte der Statthalter leise zu Stoiko, »unerkannt, wie einer der normalen Granburger.«
    »Verkleidungen sind immer eine sehr zweischneidige Sache, Herr«, antwortete der Vertraute und nahm den von einem Diener dargebotenen Silberpokal, in dem dunkler Wein schimmerte. »Wenn man ohne Wache unterwegs ist und man trotzdem erkannt wird, kann es zu unschönen Vorkommnissen kommen. In der Regel stößt man ausgerechnet dann auf Bürger, die den Gou­ verneur nicht leiden können.« Er nippte am Gefäß und grinste. »Einer der frühen Bardrics wurde bei einer sol­ chen Gelegenheit grauenvoll verprügelt. Außerdem würde Waljakov niemals sein Einverständnis zu einem solchen Unternehmen geben.«
    Der Leibwächter reichte Lodrik einen Becher mit Wein, den ein Untergebener vorgekostet hatte. »Da hat er Recht, Herr.«
    »Schon gut.« Lodrik nahm einen tiefen Schluck von dem Getränk. »Es war auch nur eine Idee.«
    Der Spielmannszugführer signalisierte, dass seine Musiker einsatzbereit waren, der Meister des Gildenra­ tes hob die Hand, und die Fanfaren ertönten. Mit viel Tamtam marschierte der Spielmannszug über den Platz, die Leute klatschten und applaudierten begeistert. Drei Runden zogen die Musiker, bis sie vor der Tri­ büne anhielten und abrupt ihre Melodien beendeten.
    Nach einer kurzen Pause schepperten die Fanfaren erneut, diesmal spielten sie den Bardric-Militärmarsch, die offizielle Ankündigung für den Gouverneur. Die Musik verstummte, es herrschte Ruhe auf dem Platz. Lodrik wartete einige Lidschläge, bevor er sich erhob und an den Rand der Tribüne trat. Er spürte die Blicke der Granburger und fühlte die Spannung, die sich plötz­ lich aufgebaut hatte.
    Ein gedankliches Stoßgebet ging an Ulldrael, dann räusperte er sich und erhob die Stimme.
    »Granburger!« Laut hallten die Worte über die Köpfe der Leute. »Lasst uns den Göttern für die reiche Ernte danken, die wir in diesem Jahr einfahren durften. Spei­ cher und Scheunen sind gefüllt, ausnahmsweise hat die Provinz mehr als genug. Der heutige Tag soll ein Fest­ tag sein für die Götter, für unseren Beschützer Ulldrael und für alle die, die in den letzten Wochen auf den Fel­ dern gearbeitet haben.« Er hob den Pokal hoch in die Luft. »Die Veränderungen, die ich seit meiner

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