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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Einset­ zung begonnen habe, werden weitergehen, das verspre­ che ich Euch. Ich lade Euch alle ein, mit mir auf mein gegebenes Wort zu trinken, der Wein geht auf meine persönliche Rechnung. Auf Granburg und auf die Göt­ ter. Lang leben der Kabcar und die Menschen Tarpols!« Einen Moment war es still. Dann brachen die Hochru­ fe aus Tausenden von Kehlen hervor, mit freudiger Ü­ berraschung hörte Lodrik, dass die Menschen seinen Namen riefen.
    Keiner der Adligen und Großbauern trank mit sonder­ licher Begeisterung, Jukolenko und Kolskoi rührten ihre Becher überhaupt nicht an.
    Der strahlende Gouverneur grüßte die Menge und setzte sich wieder auf seinen Platz.
    »Hervorragend, Herr.« Stoiko lächelte. »Ihr habt das Eis gebrochen.«
    »Wirklich hervorragend«, sagte auch Waljakov, der ein säuerliches Gesicht machte. »Jetzt haben die Brojaken und Adligen allen Grund, Euch abzusetzen. Ihr habt so viel Eis geschmolzen, dass wir aufpassen müssen, nicht im Tauwasser zu ertrinken.«
    »Ach, was.« Lodrik fühlte sich überschwänglich gut gelaunt, fast euphorisch. Immer wieder hörte er seinen Namen, die Menschen feierten ihn, als ob er der zukünf­ tige Kabcar wäre. Was sogar stimmte, obwohl es keiner der Granburger wusste. Hier wollte der Tadc nicht mehr weg, ein Tag wie heute sollte niemals enden.
    »Ich möchte nach unten, zu den Menschen«, ent­ schied der Gouverneur und stand auf.
    »Das ist nicht Euer Ernst, Herr.« Waljakov hatte eine Zornesfalte auf der Stirn. »Ich dachte, ich hätte Euch erklärt, weshalb es nicht möglich ist.«
    »Bleibt besser hier oben, Herr«, versuchte auch Stoi­ ko den jungen Mann mit flehendem Unterton in der Stimme zu überzeugen. »Wer weiß, wie die Granburger auf Eure Anwesenheit reagieren.«
    Lodrik ignorierte die Proteste und stieg die Treppe hinab. Der Leibwächter setzte sich mit einem Fluch in Bewegung und folgte ihm.
    Als die Menschen sahen, dass der Statthalter die Ab­ sicht hatte, sich zu ihnen zu gesellen, wurden die Hoch­ rufe lauter, die Begeisterung noch stürmischer. Der Gouverneur tauchte in die Menge ein, zahlreiche Hände klopften ihm auf die Schulter oder versuchten, seine Hände zu schütteln, Weinbecher wurden ihm ent­ gegengehalten, man pries und lobte ihn.
    »Sehr mutig«, kommentierte Jukolenko leise und hob seinen Pokal. »Oder sollte ich eher sagen töricht?« »Er ist so, wie soll ich sagen, bürgernah.« Kolskoi schauderte. »Jetzt fehlt nur noch, dass er eine Bürgerli­ che heiratet, dann wäre es wirklich perfekt.«
    Lodrik lief nicht mehr selbst, die Granburger schoben ihn vorwärts, als ob sie ihn an die Nachbarn weiterrei­ chen wollten. Schon bald trieb er in der Mitte des Platzes, Waljakov war abgedrängt worden und versuchte mit Hilfe der zehn Wachen zu dem Gouverneur durchzukommen, was sich aber bei den Mengen von Menschen als fast unmöglich darstellte.
    Lodrik erlebte alles wie in einem schönen Traum, das Hochgefühl hielt an und wurde mit jedem Schluck Wein, den er versuchte, intensiver. Am liebsten hätte er alle Granburger umarmt und nie wieder losgelassen. »Kommt zurück, Herr«, brüllte der Leibwächter und beförderte Granburger, die ihm im Weg standen, wie Spielzeug zur Seite.
    In der Menge machte Waljakov plötzlich eine Bewe­ gung aus. Jemand bahnte sich zielstrebig und ähnlich rücksichtslos wie er zum Gouverneur durch. Es war ein blonder Mann, der sich mit einem entschlossenen Ge­ sichtsausdruck in gerader Linie auf Lodrik zubewegte. Der Leibwächter bekam einen furchtbaren Verdacht und verdoppelte seine Anstrengungen.
    Unglücklicherweise öffneten sich für den anderen auf seiner Seite kleinere Lücken zwischen den Granburgern, die er geschickt ausnutzte und somit schneller vorankam als Waljakov, der die Menschen alleine mit seiner Kraft zur Seite drückte.
    Auch Stoiko hatte von der Tribüne aus den Mann ent­ deckt, der bei dieser Geschwindigkeit Lodrik vor Wal­ jakov erreichen musste.
    »Weg, Herr! Zurück zur Tribüne!«, schrie der Ver­ traute, doch die Menge war zu laut, als dass nur ein Wort der verzweifelten Warnung bei dem Gouverneur ankommen konnte.
    Dafür hörten die Adligen und Brojaken den Ruf umso lauter.
    »Hast du den Mann geschickt?«, fragte Jukolenko Kolskoi interessiert und richtete sich ein wenig im Stuhl auf, um das Geschehen besser verfolgen zu können. »Ist das der Ersatzplan für das Versagen der Bestien?« »Die Sache mit den Ungeheuern musste ohne eine schnelle Planung gehen,

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