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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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die meisten zogen sich wegen des Spottes der anderen in einsame Gebiete zurück oder ließen sich die Dienste von Adligen und Herrschern hoch bezahlen. Das Volk erzählte sich, dass besonders mächtige Cereler sogar Tote wiederbeleben könnten, was der Leibwächter eher für Märchen hielt.
    Lodrik schlug die Augen auf. »Was ist passiert?«
    »Ein Attentäter wollte Euch umbringen, Herr«, erklärte Stoiko. »Aber er hat es glücklicherweise nicht geschafft, wie Ihr sicher bemerkt habt.«
    »War es ein Granburger?«, wollte der Gouverneur wissen und setzte sich vorsichtig auf. Sein Schädel brummte noch immer gewaltig, aber eigenartigerweise verspürte er keine Schmerzen. Es fühlte sich nur an, als ob in seinem Kopf ein Bienenschwarm seine Arbeit verrichtete. »Er scheint mir einen Schlag mit einem Knüppel versetzt zu haben.«
    »Wir wissen leider noch gar nichts, Herr. Waljakov hat ihn ruhig gestellt, und die Waffe haben wir in dem Durcheinander auf dem Marktplatz nicht finden können«, berichtete der Vertraute.
    »Ich gehe mit dem Heiler in den Kerker, um ihn zum Sprechen zu bringen«, entschuldigte sich der Leibwächter und verließ zusammen mit dem Cereler das Zimmer.
    »Mich würde es wundern, wenn der Mann überhaupt noch etwas sagen kann«, meinte Miklanowo. »Waljakov hat ihm vermutlich das Gesicht in sein Hirn gedrückt. Und Ihr werdet rasch auf den Balkon treten und Euch den Granburgern zeigen, damit sie sehen, dass Ihr am Leben seid.«
    »Einverstanden.« Lodrik stand auf und machte ein paar unsichere Schritte zu dem großen Doppelfenster, doch das Laufen fiel leichter, als er geglaubt hätte.
    Als er den Balkon betrat und winkte, jubelte die Menge auf.
    »Der Attentäter hatte keinen Erfolg, wie ihr seht«, rief er und breitete die Arme aus. Der Freudenausbruch der Menschen tat ihm gut. »Keine Angst, Granburger, ich bleibe euch allen erhalten!«
    »Wie schön«, sagte Jukolenko zu Kolskoi, die in der Vorhalle des Palastes standen und die Worte des jungen Mannes hörten. »Ich glaube, ich muss mit diesem verdammten Cereler ein paar Takte reden.«
    Die Menschen verschwanden nach und nach aus dem Hof und zogen zurück in die Stadt. Das Kornfest konnte nun umso glücklicher weitergehen.
    »Wir treffen uns morgen in meinem Landhaus, sag den anderen Bescheid«, wies Jukolenko den Adligen an. »Wir werden unseren ursprünglichen Plan so schnell wie möglich in die Tat umsetzen. Es wird diesmal keine Pannen geben. Keine Bestien, keine Cereler. Es wird gelingen. Ich lasse die Kämpfer heimlich anreisen.«
    Die Männer verließen das Gebäude und trennten sich.
    Lodrik stieg die Stufen zum Verlies hinab, das seit seinem Amtsantritt wesentlich leerer als zu Jukolenkos Zeiten war. Waljakov hatte ihn rufen lassen, da der Gefangene eine interessante Neuigkeit verkünden wollte.
    Der Gouverneur betastete vorsichtig die Stelle, an der vor einer halben Stunde noch das Blut herausgequollen war. Jetzt juckte es nur noch leicht und tat nicht einmal mehr weh. Die Kräfte der Cereler waren in der Tat göttlich.
    »Herr, hier entlang.« Der Leibwächter kam ihm entgegen und führte ihn in einen Raum, in dem der Heiler und der Attentäter saßen.
    So, wie das Hemd des blonden, bärtigen Mannes aussah, musste er ziemlich viel geblutet haben. Die Fertigkeiten des Cerelers hatten zwar die schlimmsten Verletzungen im geschwollenen Gesicht schließen können, aber man sah an der immer noch deformierten Nase und den ausgeschlagenen Zähnen, dass sich Waljakov beim Ruhigstellen große Mühe gegeben hatte.
    »Der Mann heißt, so behauptet er wenigstens, Torben Rudgass, ist Kapitän bei der Rogogardischen Flotte und kommt direkt aus Hublinka«, eröffnete der Leibwächter.
    »Aus Hublinka? Und was macht denn ein rogogardischer Pirat so weit vom Land entfernt, mitten in Tarpol?« Lodrik kratzte sich am Bart und machte aus seiner Überraschung keinen Hehl. »Gibt es zu wenig Schiffe auf dem Meer?«
    »Er wollte Euch vor einem Attentat warnen, Herr«, sagte Waljakov. »Ich glaube eigentlich nicht daran, denn seine Geschichte ist sehr zweifelhaft und mehr als merkwürdig.«
    »Ich bin Freibeuter, kein Pirat. Außerdem wollte ich Euch auf dem Marktplatz doch nicht umbringen. Ich hatte nicht einmal eine Waffe dabei«, kam es von dem Gefangenen undeutlich, die fehlenden Zähne wirkten sich beim Sprechen aus. »Wirklich, Gouverneur Vasja, Ihr müsst mir glauben!«
    »Erzählt mir die Geschichte bei einer Tasse Tee, sobald der Cereler Euch

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