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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Scharmützeleinheiten Eures Vaters. Nach langen Jahren in Gefechten und Kämpfen bekam ich den Posten als Euer Leibwächter. Das ist meine Geschichte, und nun entscheidet, was Ihr tun wollt, Herr. Ich war niemals der Sohn eines Händlers.«
    Lodrik schwieg. Diese Nachricht kam so überraschend, dass er nicht wusste, was er überhaupt hätte sagen sollen. Auch Waljakov war ruhig und schaute zu den Sternen.
    »Jemand in meiner unmittelbaren Nähe ist nicht das, was er zu sein scheint«, zitierte er nach einer Weile noch einmal die Worte Fatjas. »Das Mädchen hatte Recht, und ich vergaß die Weissagung völlig. Bis vorhin. Du hast mir mein Leben mehr als einmal gerettet, warum sollte ich dir nicht mehr trauen, nur weil ich jetzt weiß, dass du ein K’Tar Tur bist? Es beweist mir, dass nicht alle K’Tar Tur schlecht sein müssen, nur weil man es über sie sagt. Vermutlich lässt man den meisten von euch keine andere Gelegenheit, das Gegenteil zu beweisen?«
    »Bei vielen wird es so sein«, stimmte Waljakov befreit zu. »Ob es allerdings bei dem Assassinen genauso war, weiß ich nicht, Herr.«
    »Deshalb hast du ihn verstanden«, begriff Lodrik. »Er sprach K’Tar Tur!«
    Der Leibwächter zog die Prothese wieder über die verkrüppelte Hand. »Ich habe ihn anschließend noch untersucht. Seine Haare waren gefärbt. Leider konnte er nichts mehr über seinen Auftraggeber sagen.«
    »Wie lautet dein richtiger Name.« Der junge Mann roch an dem Tee. »Deine Eltern werden dich kaum Waljakov genannt haben?!«
    »Nein, das haben sie wirklich nicht«, grinste Waljakov. »Den Namen in meiner Sprache auszudrücken würde Euch zu schwer fallen. Übersetzt heißt er etwa so viel wie ›Mutiger Kämpfer‹. Die meisten unseres Volkes tragen solche Namen. Waljakov habe ich mir selbst ausgedacht, als ich der Armee beitrat, denn dort fragt keiner nach dem Vornamen.«
    »Interessant.« Lodrik kehrte in Gedanken zum Abend des Anschlags zurück. »Was hat er damals eigentlich gerufen? Der Assassine, meine ich.«
    »Nichts von Bedeutung, nur ein alter Kampfschrei des Dunklen Volkes, um sich selbst Mut zu machen, wenn man gegen einen harten Gegner antritt«, erklärte der Kämpfer. »In seiner Tasche habe ich übrigens ein Amulett gefunden, wie es von Tzulan-Gläubigen getragen wird.«
    »Und das sagst du jetzt erst?«, warf der Gouverneur ein. »Jetzt wissen wir doch, warum er es getan hat.« Nach einer kleinen Pause fügte er stirnrunzelnd hinzu: »Oder zumindest sollte es so aussehen, als ob es TzulanGläubige gewesen wären?!«
    »Genau das ist der entscheidende Punkt an der ganzen Sache. Es sollte so aussehen als ob, in Wirklichkeit war es aber nicht so.« Er nahm das Amulett aus seinem Mantel. »Seht, Herr. Es gibt genügend in meinem Volk, die sich an Tzulan halten, weil sie sich denken, lieber für etwas sterben, für das man ohnehin verfolgt wird. Und diese tragen wirklich Schutzamulette bei sich. Das hier ist dagegen eine sehr gute Fälschung. Ein normaler Tarpoler hätte den Unterschied nie bemerkt, aber ich weiß von früher, wie die echten aussehen.«
    »Wenn der Assassine also ein Tzulan-Gläubiger gewesen wäre, hätte er auch ein echtes Amulett bei sich gehabt«, folgerte Lodrik. »Demnach hatten wir es mit einem sehr guten, käuflichen K’Tar-Tur-Mörder zu tun, der den Auftrag hatte, mich umzubringen und es den Tzulani in die Schuhe zu schieben. Nur aus welchem Grund?«
    »Es hat wohl noch jemand einen Anlass, Euch aus dem Weg zu räumen«, murmelte Waljakov. »Wer könnte noch Interesse daran haben, dass die Dunkle Zeit zurückkehrt? Ich wüsste niemanden, der solche Ziele verfolgt, einmal abgesehen von den Tzulan-Gläubigen.«
    »Ich bin damit gleich von drei Seiten gefährdet«, sagte der Gouverneur mit einem Hauch von Verzweiflung in seiner Stimme, »die ansässigen Adligen Granburgs, die Tzulani und dazu noch der große Unbekannte, der wohl der Gefährlichste zu sein scheint. Und in drei Tagen stehe ich einem kleinen Heer von Bauern gegenüber, die ihre Mistgabeln in mich versenken möchten, obwohl ich keinen Schimmer habe, weshalb. Ulldrael ist nicht unbedingt eine große Hilfe. Das Einfachste wäre, ich wechsle zu Tzulan und läute die Dunkle Zeit selbst ein, oder?!«
    Ein langes, tiefes Heulen war plötzlich zu hören, das den beiden Männern durch Mark und Bein ging.
    Die Nackenhaare des Gouverneurs stellten sich auf, und ein eiskalter Schauer lief ihm den Rücken hinab, Waljakovs Hand flog an den

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