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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Wenn sich einer weigere, würde er sterben. Achtzehn Bauern sind wegen der Steuern hingerichtet worden, bis wir uns endlich erhoben haben!«
    Stoiko warf dem Gouverneur einen mehr als überraschten Blick zu, Waljakovs Miene hatte sich verfinstert. Die Lage spitzte sich zu, und nur zu dritt waren sie gegen die Bauern auf verlorenem Posten.
    »Ich schwöre bei Ulldrael dem Gerechten, dass ich niemals eine solche Anordnung erlassen habe«, sagte Lodrik schließlich. »Schafft mir den Steuereintreiber her, damit er mir diese Lüge, die er in meinem Namen verbreitet, ins Gesicht sagt. Dann werde ich ihn hängen lassen.«
    »Das sagst du nur, um deine Haut zu retten«, rief einer der Bauern und hob den Speer. Waljakovs Hand ging an den Säbelgriff.
    »Schluss jetzt!«, befahl Vulju. »Hier ist etwas sehr merkwürdig. Wo ist der Steuereintreiber?«
    »Sein Sitz ist auf dem Gehöft von Kaschenko«, sagte ein Aufständischer. »Vermutlich finden wir ihn dort.«
    »Ich mache euch den Vorschlag, dass ich hier mit euch warte, während mein Vertrauter Stoiko zu Kaschenko reitet und den Eintreiber herbringt, wenn nötig mit Gewalt. Welchen Sinn würde es machen, wenn ich vier Steuerabgaben aus Jukolenkos Zeit abschaffe und sie dann durch eine noch härtere ersetze?«
    Nun war es an Vulju, ein verdutztes Gesicht zu machen. »Du hast Steuern abgeschafft? Wir haben hier nichts davon mitbekommen.«
    »Allmählich verstehe ich das«, murmelte Lodrik. »Kaschenko hat sich mit den anderen Adligen und Brojaken zusammen diese Sache ausgedacht. Vulju, du musst mir glauben, wenn ich dir und deinen Männern sage, dass ich keine Ahnung von den Spielchen hatte, die euer Großbauer mit euch veranstaltet! Wäre ich sonst so seelenruhig zu euch gekommen und hätte mich in die Scheune gesetzt?«
    Der Anführer der Aufständischen kratzte sich am Kopf. »Die Dinge liegen scheinbar nicht ganz so einfach, wie sie zunächst ausgesehen haben.«
    »Ganz genau«, stimmte der Statthalter zu. »Und deshalb werde ich …«
    »Verrat!«, schrie draußen jemand, dann wurden die Tore der Scheune aufgestoßen, und ein Bauer stürmte herein. »Sie greifen uns an! Zweihundert Reiter und noch mehr Bewaffnete kommen das Tal hinauf!«
    »Das sind nicht unsere Leute«, flüsterte Stoiko.
    »Ja, das wird die hier aber nicht interessieren«, grollte Waljakov und zog den Gouverneur hinter sich, während er den Säbel zog. »Schnell, hinauf auf den Heuboden!«
    »Ich wusste es«, rief der Bauer mit dem Speer und stieß nach dem Leibwächter, der die Spitze zur Seite schlug und dem Angreifer die flache Klinge ins Gesicht klatschte. Der Mann drehte sich einmal um die eigene Achse und fiel wie ein gefällter Baum zu Boden.
    Dann brach ein unbeschreibliches Durcheinander in dem Holzgebäude los. Jeder wollte den Gouverneur töten, doch die drei Männer setzten sich tapfer zur Wehr.
    Vulju schrie und tobte, doch seine Leute hörten nicht auf ihn. Rund um die Scheune war das Sirren von Pfeilschauern zu hören, erste vielfache Todesschreie gellten auf.
    Mittlerweile hatten sich Lodrik, Waljakov und Stoiko nach oben zurückgezogen und die Leiter hochgezogen.
    Trotzdem versuchten die Bauern in ihrer Wut, mit allen Mitteln zu den drei Männern zu gelangen. Stoiko blutete aus einer kleinen Wunde am Oberarm.
    »Wie lange können wir uns halten?«, fragte der Gouverneur und beförderte einen Aufständischen mit einem Tritt zurück. Schreiend fiel er nach unten in seine Kameraden.
    »Wir müssen uns verteidigen, bis unsere Männer vom Hügel aus einen Ausfall machen und uns befreien«, antwortete der Leibwächter und rammte einem Angreifer, der sich mit einem Seil auf den Heuboden geschwungen hatte, den Säbel in den Unterleib. »Aber es wird nicht sehr einfach werden, Herr. Die meisten Sorgen machen mir eigentlich die anderen, vermutlich Kaschenkos oder Jukolenkos Untergebene. Die werden mehr Kampferfahrung mitbringen als die Burschen hier.«
    »Zu unserer Unterstützung werden sie wohl kaum gekommen sein«, mutmaßte Stoiko, der sich den verletzten Arm hielt. »Ich hoffe, wir überleben das Gemetzel.«
    »Wenn Ulldrael hilft wie immer, dann wohl kaum«, sagte Lodrik leise und drang auf einen übermütigen Aufständischen ein, der sich an einem Stützbalken empor hangelte.
    Vulju hatte sich endlich durchgesetzt und beorderte seine Männer nach draußen, um in den tobenden Kampf einzugreifen. Eine Hand voll sollte unten Wache stehen und eine Flucht des Gouverneurs verhindern.
    Waljakov

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