Schatten über Ulldart
sicher, dass sie die Verfolger dank Waljakov abgeschüttelt hatten.
»Es ist noch eine knappe Stunde bis zur Garnison, Herr«, sagte der Offizier. »Ihr dürftet bald in Sicherheit sein.«
Einer der Soldaten rief plötzlich eine Warnung, aber auch Lodrik hatte die Reiter auf dem Hügelkamm einen Warst nördlich bemerkt.
»Sie müssen Waljakov umgangen haben.« Stoiko machte ein unglückliches Gesicht. »Anders kann ich es mir nicht erklären.«
»Da habt ihr Recht, Herr«, stimmte der Offizier zu. »Wenn sie sich auf einen Kampf eingelassen hätten, wären sie noch nicht hier. Es sind aber nur ein paar, keine Sorge.«
»Ich mache mir aber Sorgen.« Der Vertraute blieb standhaft, er klang entnervt. »So viel gekämpft wie in den letzten paar Stunden habe ich mein ganzes Leben lang nicht.«
»Und so wie es aussieht, bist du für heute noch nicht damit fertig«, fügte Lodrik hinzu. »Hauptmann, bereitet Euch für einen Angriff vor. Ich werde den Söldnern zuvorkommen. Alles lasse ich mir von denen in meiner Provinz nicht bieten.«
In zwei Reihen jagte die Leibwache auf die Gegner zu, die sich in ein kleines Wäldchen zurückzogen, um die Geschwindigkeit des Vorstoßes abzuschwächen.
Unter mächtigen Ulldraeleichen kam es zum Kampf. Zwanzig schwer gerüstete Söldner standen dreißig granburgischen Wachen gegenüber.
Lodrik zog den Säbel und galoppierte, die Waffe zum Stoß vom Körper nach vorne weggestreckt, auf den ersten Gegner los, den er entdecken konnte.
Der Söldner parierte den Angriff und schlug aus der Drehung mit seinem Kurzschwert zu, das der Gouverneur wenige Zentimeter vor seinem Gesicht abblockte. Lodrik täuschte einen hohen Hieb an, um im letzten Moment auf den Körper zu zielen.
Der Söldner fiel auf die Finte herein und sank getroffen aus dem Sattel. Die Schneide des Säbels färbte sich vom Blut des Gegners rot.
Mit einer gewissen Faszination starrte der junge Mann auf die Flüssigkeit, die an der Klinge entlang lief und zu Boden tropfte. Er hatte gerade seinen ersten Menschen getötet, und es war ihm leichter gefallen, als er dachte. Eine tiefe Befriedigung überkam ihn, ein böses Lächeln umspielte seine Lippen.
»Aufpassen, Herr!«, kam die Warnung aus dem Kampfgetümmel, rechtzeitig genug, um den Kopf einzuziehen.
Der Schlag, den der nächste Angreifer gegen Lodrik führte, hätte ihm sonst den Schädel vom Rumpf getrennt, so traf er aber den Helm und beförderte den Gouverneur nur durch die Wucht vom Pferderücken.
Hart schlug Lodrik auf den Boden, alle Luft wich aus der Lunge, und bunte Kringel drehten sich vor seinen Augen. Dann sah er den Söldner, der eine gefährlich aussehende Hellebarde gegen ihn schwang.
Zwar wehrte er den Hieb ab, doch sein Arm zitterte gewaltig. In schneller Reihenfolge prasselten die Schläge auf den Gouverneur ein, der den Säbel nun mit beiden Händen hielt, um überhaupt noch den wütenden, aber geschickten Angriffen standzuhalten.
»Ulldrael, hilf mir«, flüsterte Lodrik, aber der Söldner lachte nur.
»Jetzt wird dir keiner mehr beistehen können, Gouverneur. Das wird dein letzter Tag auf Ulldart! Und ich kassiere die Belohnung von Jukolenko.«
Wenn Ulldrael der Gerechte nicht will, vielleicht steht mir Tzulan bei, dachte der Statthalter verzweifelt. »Tzulan!«, schrie er aus vollem Hals.
Ein langes, unmenschliches Heulen ertönte aus den Tiefen des Waldes, das Lodrik schon einmal gehört hatte.
Für einen kurzen Moment stockte der Kampf. Alle Männer lauschten erstarrt dem grausamen Ton.
Doch diesmal empfand der junge Mann nicht den Schauder und das Grauen wie in jener Nacht vor zehn Tagen, vielmehr hatte es etwas Vertrautes, Bekanntes für ihn.
Sein Gegner stand regungslos über ihm, und das nutzte Lodrik.
»Danke, Tzulan«, flüsterte er, dann stieß er den Säbel tief in den Bauch des Mannes und schlitzte ihn bis zum Brustkorb auf. »Der ist für dich, Gebrannter Gott.« Wieder erklang das Heulen, und der Gouverneur lachte auf.
Mit einem schnellen Schritt war er beim nächsten vor Angst gelähmten Söldner und schlug ihm den Kopf ab, dessen Blut Lodrik bespritzte. »Und der ist auch für dich, Tzulan! Sie sollen alle dir gehören!«
Die Tarpoler erwachten als Erste aus der Starre und nahmen den Kampf wieder auf, doch der Wille der Söldner schien gebrochen. Vierzehn starben, der Rest ergab sich.
Lodrik schien in eine Art Blutrausch verfallen zu sein, denn er schlug auf alles ein, was in seine Nähe kam, und nur Stoiko
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