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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sammeln und Wurzeln auszugraben.« Lodrik verzog angewidert das Gesicht, was der Seiler mit einem verachtenden Lächeln bedachte. »Wir einfachen Leute haben in Granburg nichts anderes zu essen, Herr Gouverneur. Die Adligen, die unter dem Schutz des derzeitigen Statthalters ihren Angelegenheiten nachgehen, beanspruchen dreißig Teile der Ernte für sich und haben die Jagd für uns verboten.«
    »Du musst das Benehmen von Waljakov entschuldigen, aber er ist den granburgischen Ton seinem Herrn gegenüber nicht gewohnt.« Stoiko lächelte gewinnend und reichte dem Seiler seinen Becher. »Wohin wollte deine Frau?«
    »In den Wald, ungefähr drei Stunden Fußmarsch von hier. Ich mache mir große Sorgen und als ich die ganzen Leute mit gezogenen Waffen sah, bekam ich es einfach mit der Angst zu tun.« Nurjefs Blick hatte sich geändert, die tief sitzende Sorge war zurückgekehrt. »Die Wölfe sind bereits in den Wäldern unterwegs, und eine Schwangere wäre eine leichte Beute.«
    »Sagtest du ›Schwangere‹?« Waljakov tauschte mit dem Diener einen schnellen Blick aus und nahm langsam den Ring aus der Tasche, den er der Toten abgenommen hatte. »Ich hoffe inständig, dass es nicht ihr Ring ist, den ich hier habe.«
    »Ja, das ist ihr Ring. Ich habe ihn ihr im Frühjahr zu unserer Hochzeit geschenkt. Sie hat ihn aber noch nie abgenommen.« Mit bleichem Gesicht und zitternden Händen nahm der Seiler das schlichte Schmuckstück. »Was ist mit ihr?«
    Waljakov öffnete den Mund, aber Stoiko kam ihm zuvor. »Seiler, es tut uns sehr Leid. Deine Frau und dein Kind sind tot.«
    Nurjef umschloss den Ring mit der Faust und krümmte sich zusammen, Schluchzer drangen aus seiner Kehle. Lodrik fühlte sich erneut elend.
    Einer der Holzfäller trat drohend an den Leibwächter heran. »Was habt ihr mit der Frau gemacht? Habt ihr sie getötet, oder wie seid ihr in den Besitz des Rings gekommen?«
    »Hätte ich dann den Ring vorgezeigt? Überlege vorher, bevor du etwas sagst«, sagte Waljakov herablassend und sah den Mann nur kühl an. »Sie wurde von Kampfhunden getötet. Wir konnten nichts dagegen unternehmen, sie war zu weit von uns entfernt.«
    Es war mit einem Mal ruhig in der Schankstube, lediglich das Prasseln des Feuers durchdrang die Stille, die sich über den Raum gelegt hatte.
    Der Wirt senkte langsam den Kopf, den Mund zu einem dünnen Strich verzogen. Die Holzfäller fassten ihre Äxte so fest, dass die Knöchel weiß hervorstanden, und einer der Kutscher der Reisegruppe murmelte eine Verwünschung.
    »Weiß jemand etwas über diese Kampfhunde?«, fragte Lodrik leise und ging zu dem Kutscher hinüber. »Du hast doch etwas gesagt?!«
    »Diese Bestien gehören Harac Tarek Kolskoi«, sagte der größere der Holzfäller und ließ die Axt sinken. Sein Freund tat es ihm nach. »Er veranstaltet Jagden zusammen mit dem Gouverneur und dem Brojak Wanko. Er lässt das Wild der Gegend zu Tode hetzen, und wenn einmal zufällig einer der Dorfbewohner im Wald ist, nimmt er auch darauf keine Rücksicht.« Er entblößte den Oberarm, der zahlreiche verheilte Bissspuren zeigte. »Ich habe einen Monat gebraucht, bis ich wieder Bäume fällen konnte. Der Hund hat mich nur deshalb am Leben gelassen, weil sein Herr nach ihm gerufen hatte. Ansonsten wäre ich so tot wie die Frau des Seilers.«
    Nurjef sprang mit einem Schrei auf, öffnete die Tür so ungestüm, wie er hereingekommen war, und verschwand in der nebligen Dunkelheit.
    »Komm zurück, du Narr. Du wirst irgendwo im Nebel gegen einen Baum laufen oder in ein Sumpfloch fallen.« Der Wirt schaute nach draußen, bis Waljakov die Tür schloss. »Ich hoffe, er macht keinen Ärger.« Der Hofbesitzer ging zurück hinter den Tresen. »Der Harac versteht keinen Spaß, es sei denn er macht selbst einen.«
    »Schöne Zustände sind das hier«, sagte Lodrik und schüttelte den Kopf. »Wenn ich Gouverneur bin, ändert sich das, das verspreche ich.«
    Er nickte den Soldaten zu, die mit ihm und Stoiko zusammen die Treppe nach oben gingen.
    Der Leibwächter bestellte sich beim Wirt einen heißen Gewürzwein und setzte sich schweigend an den Kamin.
    Die Reisegruppe zog sich ebenfalls in die Zimmer zurück, auch die Holzfäller verschwanden aus der Schankstube.
    Der Wirt brachte Waljakov das dampfende Getränk und nahm nach einer Weile des unsicheren Herumstehens neben ihm Platz.
    »Glaubt Ihr, dass der junge Herr tatsächlich etwas ändern kann? Er erscheint mir, mit Verlaub, noch sehr jung, um sich gegen

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