Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Zwar unterhielt er sich inzwischen sehr selbstbewusst mit Dienstmägden, einfachen Frauen und Mädchen, aber die Feuertaufe, der er sich selbst unterziehen wollte, hieß Norina.
    Die Faszination für die Tochter Miklanowos wich nicht, obwohl sie sich seit dem kurzen Treffen nicht mehr wieder gesehen hatten. Sie verstärkte sich vielmehr. Hatte Aljascha mit ihrer hinterhältigen Vorstellung eher seine Lust provoziert, glaubte er bei Norina daran, dass sie etwas Höheres, Besseres verband. Seine Unsicherheit blieb trotzdem sehr groß, zumal sie sich damals nicht gerade sehr freundlich verhalten hatte.
    Nachricht aus der Hauptstadt Ulsar kam selten und brachte nichts Neues. Seinem Vater ging es gut, eine schwere Erkältung hatte der betagte Mann erfolgreich auskuriert. Sorgen machten sich die Tarpoler, und mit ihnen ganz Ulldart, lediglich um den scheinbar verschwundenen »Tras Tadc«, aber der Kabcar hatte verbreiten lassen, dass man den Thronfolger wegen befürchteter Anschläge an einen geheimen Ort gebracht habe.
    In der Provinz Worlac herrschten, wie fast immer, Unruhen wegen der angestrebten Unabhängigkeit von Tarpol, was Grengor Bardric derzeit mit zahlreichen Versprechungen nach mehr Unabhängigkeit noch zu verhindern wusste.
    Mehr und mehr gefiel Lodrik das Amt des Gouverneurs. Die Adligen und Brojaken verhielten sich still, die Leute begannen ihn zu respektieren, und mit ein bisschen Glück hatten sie vielleicht bis zum Ablauf des Jahres Vertrauen zu ihm gefasst.
    Miklanowos Einsatz bei den Granburgern half seinem Ansehen ungemein, auch wenn den Thronfolger ab und zu die Befürchtung überkam, er wäre allein nicht in der Lage, die Provinz zu leiten.
    Einladungen von einem der Landadligen, wie es üblich gewesen wäre, gingen im Palast nicht ein. Dafür erwarteten ihn die Granburger in ein paar Wochen bei der ältesten der Stadtscheunen, wo alljährlich das Kornfest stattfand.
    Doch zuerst galt es, eine viel erfreulichere Sache in Angriff zu nehmen.
    Miklanowo hatte einen Ausflug zu seinem Hof vorgeschlagen, damit sich der Gouverneur bei seinem einheimischen Berater umsehen konnte. Einladen wollte der Brojak außerdem weitere Kleinbauern, die dem Statthalter wohlgesonnen waren und das unmissverständlich mit einem spontanen Fest zum Ausdruck bringen wollten.
    Wie immer hatte Waljakov das Gesicht verzogen, aber fast ohne Widerspruch und ohne längeres Genörgel die notwendigen Vorbereitungen getroffen. Ein Dutzend der besten Reiter begleiteten die mit Blattgold verzierte Kutsche des Gouverneurs, in der außer Lodrik noch Stoiko und Miklanowo saßen.
    »Ich finde dieses Geprotze äußerst peinlich.« Der junge Mann langte durch das Fenster nach draußen, zupfte ein Stückchen des haardünn gewalzten Edelmetalls ab und ließ es durch die Luft flattern. »Ich kann es kaum glauben, wenn ich an die Unsummen kostbarer Waslec denke, die Jukolenko für solch ein unnützes Zeug ausgegeben hat.«
    »Der Kabcar ist nicht viel sparsamer.« Der Brojak schaute über die Felder, auf denen die Bauern, Landpächter und Tagelöhner die Ähren ernteten. »Das ist ja gerade das Leid, dass die Adligen und Reichen des Landes die Kraft ihrer Untergebenen verschwenden.«
    »Das klingt schon wieder nach Revolte«, drohte Lodrik scherzend. »Bei einem anderen Königlichen Beamten wärt Ihr einen Kopf kürzer, verehrter Miklanowo. Und was den Kabcar angeht, so kann ich Euch versichern, dass er in der Tat sparsamer ist.«
    Stoiko räusperte sich. »Ich würde sagen, er verteilt das Steuereinkommen auf andere Dinge wie Euer Vorgänger, aber sparsamer ist er beileibe nicht. Alleine, wenn ich an die Sammlung von Pfeifen denke, die ich einmal bewundern durfte. Eines dieser kleinen Kunstwerke kostet bestimmt mehr als das Blattgold auf der Kutsche, die zudem völlig schlecht gefedert ist. Wir hätten unsere Reisekutsche nehmen sollen.«
    »Oder reiten«, schlug der Statthalter vor und rückte die Kissen in seinem Rücken zurecht, während er mit der anderen nach dem Trinkschlauch griff, der an der Seitenwand baumelte.
    Auch wenn sich der Sommer dem Ende zuneigte, verstanden es die Strahlen der Sonnen noch recht hervorragend, Tarpol mit Wärme einzudecken, ein Umstand, den Lodrik in seinem Metallbrustpanzer sehr bedauerte. Aber für die reifen Felder, eine trockene Ernte, Stroh und Heu war die fast sengende Hitze ein Segen Ulldraels.
    Hufschlag war direkt neben dem Fenster zu hören, dann erschien Waljakov auf seinem Lieblingspferd, einem

Weitere Kostenlose Bücher