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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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jetzt wieder Essen schenken wollten, ich würde es ihnen wirklich aus der Hand reißen.«
    »Wie nachlässig von mir, Exzellenz.« Sein granburgischer Mentor deutete auf die schwere Holztür, durch deren Ritzen sehr, sehr appetitliche Düfte hervorkrochen.
    »Oh, ich rieche Schinken!« Der Statthalter stürmte durch den Eingang und blieb beim Anblick des Tisches stehen. »Nur Brot, Käse und Schinken? Ich dachte, Ihr seid Großbauer?« Mächtige Enttäuschung schwang in seiner Stimme mit. »Versteht mich nicht falsch, es ist gewiss alles sehr gut, aber ich hätte doch gerne nach der langen Fahrt einen Braten sehr begrüßt, zumal ich ihn mir wirklich verdient habe.«
    »Verzeiht mir, Exzellenz, aber meine Vorratskammer muss erst aufgefüllt werden. Ich bin wirklich untröstlich. Ein heißer Eintopf soll Euren Hunger stillen.« Der Brojak schaute sehr unglücklich. »Norina ist mit den neuen Beständen hierher unterwegs.«
    »Und wenn wir schnell noch einen Jagdtrupp ausschicken, der uns ein paar Köstlichkeiten schießt?«, schlug der Statthalter hoffnungsvoll vor, aber Waljakov schüttelte den kahlen Schädel.
    »Es wird zu dunkel. Die Rehe wären uns weit überlegen und würden flüchten, bevor wir sie überhaupt sehen könnten.«
    Der Eintopf wurde hereingetragen und von den Mägden in die schön gearbeiteten Porzellanschüsseln ausgeteilt.
    »Irgendwie habe ich das alles schon mal mitgemacht«, seufzte der junge Mann. »Vermutlich kommt gleich ein abgehetzter Seiler herein, der seine Frau sucht.«
    Etwas verwirrt schaute der Brojak zu Stoiko und dem Leibwächter, aber der Vertraute winkte nur ab.
    »Also denn, zu Tisch, Exzellenz. Ich garantiere Euch, dass es schmecken wird. Meine Köchin ist die Beste.« Miklanowo schob dem Statthalter den Stuhl zurecht, bevor er sich sichtlich zerknirscht an die Tafel setzte und selbst den Löffel in den Eintopf tunkte.
    Nach dem Essen, das sehr gut schmeckte, verschwand Lodrik gähnend in seinem Zimmer, das ihm der Brojak persönlich zeigte, Waljakov teilte die Wachen ein und Stoiko scherzte ein wenig mit einer der Küchenmägde.
    »Oh, bevor ich es vergesse, Exzellenz«, sagte der Hausherr auf dem Weg zur Unterkunft. »Schließt alle Fensterläden heute Nacht und öffnet sie auf keinen Fall, ganz egal, welche Geräusche Ihr hören werdet.«
    Miklanowo blieb stehen und stieß die Tür zu einem geräumigen Zimmer auf, das keinen Komfort vermissen ließ – wenn es sich auch nur um recht einfache Annehmlichkeiten im Vergleich zum Palast handelte. Aber Lodrik störte es nicht.
    »Warum soll ich es nicht tun? Es wird mit Sicherheit sehr warm werden, die Nacht dagegen verschafft wenigstens ein bisschen Kühlung.« Mit ein paar Handgriffen löste er die Schnallen des Wehrgehänges, kurz darauf polterten Säbel und Brustharnisch zu Boden.
    »Es sind, wie soll ich das sagen, nachts fliegende Tiere unterwegs, die sich unter Umständen in Euer Zimmer verirren und Euch beunruhigen könnten.« Der Brojak stellte den Leuchter auf den Tisch. Mit einem Span entzündete er nach und nach die aufgestellten Öllampen im Raum. »Sie sind sehr neugierig, mitunter lästig, aber nicht weiter gefährlich.«
    »Ich habe keine Angst vor ein paar Fledermäusen, die mir um den Kopf flattern.«
    »Sie sind menschengroß, Exzellenz«, stellte Miklanowo ungerührt richtig und blies das brennende Holzstück aus.
    Langsam drehte sich Lodrik um. »Weiß Waljakov Bescheid?«
    »Ich werde es ihm sofort sagen, damit er seine Wachen unterrichten kann. Wie gesagt, wenn man sie in Ruhe lässt, sind sie nicht weiter schlimm. Sie kommen nicht immer vorbei, höchstens ein paar Mal im Jahr oder wenn etwas Besonderes passiert ist. Da sie aber mit Sicherheit bemerkt haben, dass ich Besuch bekommen habe, werden sie versuchen, einen Blick auf Euch zu werfen.«
    »Was sind das für Wesen? Sind es Ungeheuer?«
    »Wir wissen es nicht genau, weil noch keiner mit ihnen geredet hat«, gestand der Brojak. »Sie setzen sich hin und wieder wie steinerne Wasserspeier mit ihren großen Schwingen auf die Giebel und Dächer, hocken dort und beobachten, was um sie herum geschieht, und verschwinden gegen Tagesanbruch. Ins Licht trauen sie sich nicht, soviel wissen wir.«
    »Habt ihr nicht versucht, sie loszuwerden?«
    »Wir haben keine Ahnung, wie viele es sind, also wäre es töricht, einen Kampf mit ihnen zu beginnen. So lange sie sich friedlich verhalten, lassen wir sie gewähren.« Miklanowo blinzelte dem Statthalter zu. »Wir sind

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