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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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hier auf dem Land, Exzellenz. Da laufen manche Dinge anders als in der Stadt. Angenehme Nachtruhe wünsche ich Euch.« Leise zog er die Tür ins Schloss.
    »Ulldrael hilf.« Lodrik schüttelte den Kopf und packte aus seinen Truhen, die die Bediensteten hergebracht hatten, sein Nachtgewand aus.
    Nach kurzem Zögern stellte er den Säbel neben das Bett, kramte ein Buch über tarpolische Rechtsprechung in Sonderfällen aus und begann, im Schein der Lampen zu lesen. Noch ein paar Seiten wollte er vor dem Einschlafen bewältigen.
    Lodrik schreckte aus seinem leichten Schlummer hoch und griff nach dem Säbel. Er war tatsächlich über dem trockenen Inhalt des Werks ins Reich der Träume gedämmert.
    Draußen war es mittlerweile stockdunkel, das Fenster stand immer noch sperrangelweit offen, sachte bewegten sich die Vorhänge im lauen Wind. Einige der Öllampen waren durch den Zug verloschen, die anderen brannten nur noch mit sehr kleiner Flamme, da offensichtlich der Brennstoff zur Neige ging.
    Der Statthalter nahm das Buch von seiner Brust, stand auf und schloss, nachdem er sich mit einem Blick vergewissert hatte, dass er alleine war, die Fensterläden und die Fenster, löschte alle Lichtquellen bis auf die neben seinem Bett. Dann kehrte er in sein weiches Nachtlager zurück.
    »Das Buch sollte ich mir merken, wenn ich einmal Schwierigkeiten mit der verdienten Ruhe habe«, murmelte der junge Mann und drehte sich auf die Seite. Ein kräftiger Atemstoß und die letzte Lampe erstarb mit einem dünnen Rauchfaden.
    Doch der Schlaf blieb aus.
    Zuerst war es nur ein ungutes Gefühl, das nach und nach zur Gewissheit wurde, ohne dass Lodrik die Augen öffnen musste. Jemand starrte ihn an.
    Langsam setzte er sich auf, nahm den Säbel lautlos in die Hand und spähte in die Dunkelheit.
    »Wer da?«, fragte er fordernd. »Und wie bist du hereingekommen?«
    Als Antwort öffnete sich zuerst ein glühend purpurnes, stiergroßes Augenpaar direkt neben ihm, dann ein weiteres zu seinen Füßen. Aus einem Schrank leuchteten zwei Punkte in der gleichen Farbe und schließlich auf der anderen Seite des Bettes.
    Er packte die Waffe fester. »Ich tue euch nichts, wenn ihr mir nichts tut, einverstanden? Ich habe euch aus Versehen eingesperrt, oder? Das tut mir sehr Leid.« Die Worte sprudelten hervor wie ein Wasserfall. »Aber ihr müsst nur die kleinen Haltehebel lösen, dann könnt ihr hinaus. Das ist ganz einfach. Es hält euch niemand auf, und ich werde nicht schreien oder um Hilfe rufen.« Er hielt kurz inne. »Wer, in Ulldraels Namen, seid ihr eigentlich?«
    Die purpurnen Augenpaare rückten näher an die Schlafstätte heran.
    Lodrik hörte leises, feines Trappeln, ähnlich wie bei Hunden, aber keine Atemgeräusche. Pergament schien aneinander zu reiben, dann standen sie so nah um ihn herum, dass er sie mit der Hand berühren konnte, wenn er gewollt hätte.
    Dieses Verlangen spürte der junge Mann derzeit keineswegs. Am liebsten wäre er aus dem Zimmer geflüchtet, aber etwas sagte ihm in seinem Hinterkopf, dass er nicht weit kommen würde, hätten seine unheimlichen Besucher etwas dagegen. Er wusste nicht einmal, wie sie aussahen. Lodrik erkannte nur die unheimlichen Augenpaare, die etwa in der Höhe wie bei einem sehr großen Mann schwebten.
    »Wir sind die Beobachter, Hoher Herr«, wisperte es direkt in seinem Kopf. »Wir schauen den Menschen bei ihren kurzen Leben zu und merken uns die Dinge, die unseren Gebieter interessieren. Nun, da du gekommen bist, Hoher Herr, wollen wir dir dienen, wie wir früher einem anderen gedient haben.«
    »Ihr habt also für Jukolenko spioniert?«
    Ein leises, vielstimmiges Lachen füllte seinen Schädel. »O nein, Hoher Herr. Er war nichts im Vergleich zu dir. Du bist der Eine, der die guten Zeiten wieder zurückbringt.«
    »Ich gebe mir jedenfalls große Mühe, etwas zu verändern.« Lodrik blieb misstrauisch und hoffte auf den Wahrheitsgehalt von Miklanowos Worten, die Wesen würden nichts unternehmen, wenn man sie in Ruhe ließ.
    »Das wissen wir«, raunte es. »All unsere Brüder und Schwestern warten auf den Tag, an denen du sie rufst, um ihr Können in Anspruch zu nehmen.«
    Etwas Leichtes fiel auf die Bettdecke. Der Statthalter zuckte zusammen und hielt den Arm mit dem Säbel schlagbereit erhoben.
    »Wenn du uns benötigst, Hoher Herr, und die Zeit reif ist, drehe den Stein drei Mal in der Fassung, und in wenigen Tagen werden wir zur Stelle sein.«
    Zwei Augenpaare wandten sich um, die Haken an den

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