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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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das ist schon genug. Ich helfe ihnen, wo ich nur kann, aber es scheint wie verhext.«
    Der Vertraute erkannte, dass hinter Lodriks Stirn etwas vorging. »Habt Ihr eine Idee, Herr?«
    Der Gouverneur strahlte mit einem Mal und stand auf. »Wartet es ab.«
    Er ging, ohne dass Waljakov es zunächst bemerkte, auf die Gruppe von Kindern zu, die so lange stehen blieb, wie sich nur ein Mann ihnen näherte.
    Als der hünenhafte Leibwächter sich aber ebenfalls in Bewegung setzte, um seinem Schutzbefohlenen zu folgen, verschwanden die Jungen und Mädchen in den Häusern.
    »Dann eben anders«, murmelte der Statthalter. »Ich will mit den Dorfältesten sprechen«, rief er so laut, wie er konnte. »Ich bin Harac Vasja, auf Geheiß des Kabcars Königlicher Beamter und Gouverneur der Provinz Granburg. Kommt heraus.«
    »Was habt Ihr vor?« Waljakov spähte aufmerksam umher.
    »Du hast dich vorhin beschwert, dass die Kutsche zu sehr leuchten würde, oder?«, fragte Lodrik. Der Kämpfer grunzte seine Zustimmung. »Also werde ich etwas dagegen tun.«
    Zögerlich öffnete sich eine der Holztüren, und ein älterer Mann, in Lumpen gehüllt, trat in den Sonnenschein. Auf einen Stock gestützt, humpelte er auf die beiden zu, um ein paar Schritte vor ihnen auf die Knie zu fallen und das sonnenverbrannte Gesicht in den Dreck zu drücken.
    »Habt Erbarmen, Exzellenz!«, wimmerte er. »Unser Dorf hat seine Abgaben nicht bezahlt, aber schont trotzdem unser Leben. Ein furchtbarer Fluch hat unser Vieh getötet, wir haben nichts mehr, was wir abliefern könnten.«
    Lodrik nickte seinem Leibwächter zu, der den Alten einhändig am Kragen packte und vorsichtig auf die Beine stellte wie eine Mutter ein hingefallenes Kleinkind.
    »Bitte, Exzellenz, verschont wenigstens unsere Jüngsten mit der Strafe«, jammerte der Mann weiter.
    Der Gouverneur sah die Verzweiflung in den fast blinden Augen des Dörflers, der erkennbar um sein Leben und das aller Einwohner bangte.
    »Du verstehst mich falsch«, beruhigte er ihn. »Niemand soll bestraft werden.«
    Erstaunen machte sich im Gesicht des Alten breit. »Aber die vielen Soldaten?«
    »Die sind nur zu meinem Schutz hier, nicht, um irgendwem auch nur ein Haar zu krümmen, es sei denn, er wollte mich angreifen.« Lodrik lächelte. »Ich habe eben erst von eurem harten Schicksal gehört, Alter, und möchte euch helfen.« Er deutete auf die Kutsche und hob die Stimme. »Dieses Gefährt ist auf Befehl eures alten Gouverneurs Jukolenko mit der Hilfe eurer Abgaben mit Blattgold besetzt worden. Ich will diesen Protz und Prunk nicht mehr. Kommt her und reißt euch ab, so viel ihr davon haben möchtet. Jeder soll etwas davon haben, damit hier bald wieder Kühe um die Tränke stehen und die Hütten geflickt werden können.«
    »Nicht gerade die üblichste Methode, sich von Gold zu befreien«, flüsterte Waljakov, »aber ein sehr guter Zug.«
    »Exzellenz will, dass wir das Gold von der Kutsche bekommen?« Der alte Mann schaute ungläubig. »Alles?«
    »Nur zu«, forderte der Gouverneur ihn gut gelaunt auf und trat aus dem Weg.
    Langsam humpelte der Alte auf das Gefährt zu, vorbei an den schwer bewaffneten Wachen, die er vorsichtig im Auge behielt, als er sie passierte, dann hielt er an und kratzte einen großen Streifen von der Seitenwand herunter.
    Ruckartig drehte er sich um, schaute abwartend in die Runde, aber als keiner der Soldaten ihn anging, schwenkte er den golden glänzenden Fetzen ausgelassen in der Luft.
    Mehr Türen öffneten sich auf dieses Signal hin, die Dörfler wagten sich aus ihren Häusern.
    »Nur Mut«, rief Lodrik. »Es ist genügend da.«
    Die Ersten erreichten den jungen Mann, fielen auf die Knie und küssten seine Schuhe, die Beine, seine Hände und Ringe, um sich danach ihr Stückchen Gold von der Karosse zu klauben.
    »Ist ja gut, ist ja gut«, wehrte der Gouverneur ab und half den Knienden auf. »Ich will nicht, dass ihr wegen mir in den Staub fallt. Ein Danke genügt mir voll und ganz.«
    Er ging zurück zu Miklanowo und Stoiko, die das Schauspiel verfolgt hatten und sich verneigten, als der Statthalter vor ihnen stand.
    »Wir ziehen unseren Hut vor so viel Großmut und Einfallsreichtum«, lobte der Vertraute stellvertretend, ohne dass diesmal der Schalk in seinen Augen blitzte. »Ihr habt schneller gelernt, als wir dachten.«
    »Ich kann inzwischen raffiniert sein, wenn ich will. Aber ich habe ja auch sehr gute Lehrer«, gab Lodrik das Kompliment zurück.
    Stumm beobachteten sie, wie die

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