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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Männer, Frauen und Kinder voller Freude auch den letzten Krümel des Edelmetalls vom Holz sammelten und sich dabei immer wieder vor dem Gouverneur verbeugten.
    »Ihr wisst, dass dasselbe nun auch dem Palast bevorsteht, oder?«, meinte Stoiko nach einer Weile im Scherz.
    »Wieso eigentlich nicht? Bettler und Bedürftige gibt es genügend in Granburg.« Er schlug seinem Vertrauten auf die Schulter. »Ich hatte die Idee zwar auch schon, aber dein Vorschlag macht mich umso sicherer.«
    »Dafür wird Euch das einfache Volk lieben«, prophezeite Stoiko und massierte sich die Stelle, wo ihn der Schlag getroffen hatte. »Waljakov sollte Euch mit dem Krafttraining etwas mehr schonen, sonst brecht Ihr mir eines schönen Tages noch alle Knochen, ohne es zu wollen, Herr.«
    Mit einem Mal waren die vier von Kindern umringt, die etwas zu essen in der Hand hielten und es dem Gouverneur anboten.
    Mit dem Gedanken daran, dass es vermutlich ihre letzten Vorräte waren, die sie ihm schenken wollten, lehnte Lodrik ab, trotz knurrenden Magens.
    »Wir müssen weiter«, mahnte Waljakov. »Sonst erreichen wir unser Ziel erst bei Dunkelheit.«
    Der Statthalter stemmte sich in die Höhe und stieg in die Kutsche. Kurz vor der Abfahrt streckte er den Kopf aus dem Fenster.
    »Ich werde in einem Jahr wieder kommen, und dann möchte ich fette Kühe und nur gut genährte, glückliche Menschen hier sehen.« Die Bewohner jubelten ihm zu, die Kinder rannten noch lange hinter dem Gefährt her.
    »Dieses war der erste Streich«, zitierte Stoiko einen alten Spruch. »Und der Zweite?«
    »Folgt, sobald wir wieder in Granburg sind«, strahlte Lodrik. »Endlich scheint es so zu laufen, wie ich mir es vorstelle.«
    Ein schlichtes Gehöft mit zahlreichen Stallungen und Nebenhäusern hob sich deutlich als Silhouette gegen den abendlichen Himmel ab, Fackeln beleuchteten den Weg von der breiten Straße hinauf zum Tor.
    Die Gebäude bildeten in ihrer Anordnung ein geschlossenes Rechteck und formten sich auf diese Weise mit ihren stabilen Mauern zu einer kleinen Festung, sollte eine Räuberbande ein Auge auf das Vieh oder die Vorräte geworfen haben.
    Ein paar Männer öffneten beim Nahen der Gruppe das Tor und ließen ihren Herrn samt seines Besuchs ein.
    Die Kutsche rollte in den großen Innenhof und hielt vor dem Haupthaus an.
    Miklanowo stieg als Erster aus und half dem Gouverneur aus dem Gefährt, ein symbolischer Akt des Willkommensgrußes.
    »Seid mir herzlichst auf meinem Grund und Boden willkommen, Exzellenz.« Der Brojak verbeugte sich. »Haus und Hof stehen Euch zur Verfügung.« Mägde reichten Salz, Brot und Wein an die Neuankömmlinge. Waljakov erlaubte den Soldaten mit einem knappen Befehl das Absteigen, bevor er sich selbst von Treskors Rücken schwang.
    »Ich bedanke mich für den freundlichen Empfang, selbst wenn er keine Überraschung ist, weil ich Euch dafür zu gut kenne«, erwiderte Lodrik und nahm sich von den Gaben.
    »Kommt. Ich führe Euch ein wenig herum, danach ist das Abendessen vorbereitet.« Der Brojak steuerte die Stallungen zu seiner Linken an. »Das Fest wird erst morgen stattfinden. Bis dann wird auch meine Norina wieder hier sein.«
    »Ach? Sie ist nicht da?« Zu spät bemerkte der Statthalter, dass er sein Interesse zu offenkundig mit seiner Frage preisgab, und versuchte seine Worte zu überspielen. »Ich meine, weil sie so eine nette Gesellschafterin ist.«
    »Ihr seid der erste Mensch, der das von ihr behauptet«, sagte der Mann lachend und strich sich über den Bart. »Den meisten ist ihre Zunge zu scharf. Sie kann aber auch ihren Mund einfach nicht halten.«
    »Ich weiß«, murmelte Lodrik und schob den Brustharnisch zurecht. Allmählich wurde es Zeit, dass er aus diesem verfluchten Eisenhemd herauskam und sich badete. Er fühlte sich verdreckt, verklebt, sein Schweißgeruch fiel ihm unangenehm auf.
    Trotzdem hatte Miklanowo kein Erbarmen mit dem Gouverneur, sondern schleppte ihn voller Stolz durch alle Gebäude, angefangen bei den Ställen über die Gesindehäuser bis zur Waschküche und den Getreidespeicher. Nach einer schier unendlichen Dauer von Treppen, Stufen, Räumen und Fluren ließ es der Brojak genug sein und ging mit seinem Gast zum Haupthaus.
    »Bitte verschont mich hier mit einer weiteren Führung«, bat Lodrik. »Ich sehe mir gerne bei Tageslicht alles an, wenn Ihr wollt auch noch einmal das komplette Gehöft, aber ich habe einfach nur Durst und schrecklichen Hunger. Wenn die kleinen Kinder aus dem Dorf mir

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