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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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wärst du schneller im Kerker, als dir lieb ist. Habe ich mir denn nicht schon große Mühe gegeben, Gesetze zu ändern, damit die Granburger weniger Abgaben zahlen müssen? Ist das etwa nichts? Vermutlich wird mir der Kabcar eine Ohrfeige verpassen, wenn er davon erfährt.«
    »Eine Ohrfeige?! Versteht mich nicht falsch.« Norina sah ihn an und zeigte ein schwaches Lächeln, »Eure Anordnungen, Exzellenz, sind sehr gut und haben Euch beim einfachen Volk beliebt gemacht. Aber das meine ich nicht. Ich meine einen generellen Wandel in Tarpol, weg vom Titel des Kabcar. Es ist nicht gerecht, dass ein einzelner Mann so viel Macht über andere hat.«
    »Euer Vater fühlt sich aber in seiner Rolle als Großbauer ganz gut«, konterte Lodrik.
    »Hat er Euch erzählt, was er immer mit den Abgaben machte?« Sie funkelte ihn an. »Er verteilte sie an die Pächter, die eine schlechte Ernte hatten oder ihre Abgaben an den Gouverneur nicht aufbrachten.«
    Der Statthalter schüttelte den Kopf. »Das wusste ich nicht. Aber Tarpol wurde schon immer von einem Einzelnen regiert, auch die anderen Reiche haben Könige, die …«
    »Und was ist mit Palestan oder Agarsien?« Die junge Frau ließ den Karren schneller rollen.
    »Das sind Händlerstaaten«, meinte Lodrik geringschätzig.
    »Die aber über mehr Macht und Geld verfügen als die Königreiche Tarpol und Borasgotan zusammen. Sie haben einen großen Rat, der aus gewählten Frauen und Männern besteht, die gemeinsam entscheiden«, ergänzte Norina. »Und Rogogard hat einen Hetmann, der die Piraten im Krieg führt, ansonsten aber nicht viel Einfluss auf die Menschen hat.«
    »Das sind doch Ausnahmefälle, die …«
    »In keinem anderen Land ist die Leibeigenschaft so streng geregelt wie in unserem Reich, abgesehen vom südlichen Tersion«, fiel ihm die Brojakentochter respektlos ins Wort, während sie die Tiere mit einem Peitschenknall antrieb. Das Pferd des Gouverneurs musste in einen leichten Galopp fallen, um auf der Höhe des Kutschbocks zu bleiben. Die Fässer und Behälter auf der Ladefläche rumpelten und hopsten gefährlich. »Schaut Euch Aldoreel an, Exzellenz, oder Ilfaris. Selbst Hustrabans Ständesystem ist gelockert. Dort sitzen Adlige zusammen mit Bauern und gewöhnlichen Handwerkern an einem Tisch, ohne dass der Untergebene ins Gefängnis geworfen wird.«
    »Gibt es einen Grund, weshalb wir ein so schnelles Tempo vorlegen?«, fragte Waljakov, der auf der anderen Seite des Wagens auftauchte.
    »Tarpol wurde und wird immer ein Königreich mit Ständesystem bleiben«, sagte Lodrik bestimmt, »und wenn du dich auf den Kopf stellst. Selbst wenn der Kabcar Reformen einleitete, die Adligen würden revoltieren und ihn stürzen. Ist das so schwer zu begreifen?«
    »Was sind die Adligen gegen die Tarpoler, Exzellenz?« Norina grinste. Der Statthalter war ihr in die Falle gegangen. »Ihr habt doch jetzt die gleichen Schwierigkeiten, wie Ihr sie für den Kabcar annehmt, oder? Na und? Es läuft doch sehr gut für Euch.«
    »Das bleibt noch abzuwarten«, dämpfte der Gouverneur. Er ärgerte sich darüber, dass ihn die junge Frau übertölpelt hatte. »Ich habe keine Lust mehr zu diskutieren.«
    »Verzeihung, aber ist es wirklich notwendig, dass wir so rasen?«, versuchte es der Leibwächter zum zweiten Mal. »Die Strecke ist sehr holprig, und ich weiß nicht, ob das die Achsen auf Dauer aushalten.«
    »Weil Euch die Argumente ausgehen, wollt Ihr nicht mehr diskutieren. So ist es doch, Exzellenz.«
    »Nein.« Verzweifelt suchte Lodrik eine Ausrede. »Ich, äh, mag das Disputieren mit dir außerordentlich, nur nicht vom Sattel aus. Wir können sehr gerne heute Abend weiterreden, wenn du möchtest.«
    Sie kniff die Augen zusammen und bremste das Gespann ein wenig. »Ich freue mich schon darauf, Exzellenz.«
    Der abgeschmetterte Statthalter ließ sich zu Stoiko zurückfallen.
    »Eine harte Nuss, Herr?« Der Vertraute wirkte belustigt.
    »Die erste Runde ging an sie«, seufzte Lodrik, die Mundwinkel hingen bis zu den Steigbügeln. »Sie ist eine Gefahr für Tarpol mit dem, was sie sagt. Du hättest sie hören müssen.«
    Stoiko lachte. »Ich habe sie gehört, und ich muss sagen, Ihr seid der jungen Dame ganz schön auf den Leim gegangen. Sie hat ein außerordentliches Talent für die Rhetorik.« Er senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. »Unter uns: Ihr solltet sie heiraten, wenn ihr Kabcar geworden seid.«
    »Und mir meine eigene Revolution in den Palast holen, oder wie

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