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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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offen, die kleine Narbe an der rechten Schläfe leuchtete ein bisschen.
    Der Statthalter deutete eine Verbeugung an. »Du kannst sicher sein, ich bin der echte Gouverneur. Und wenn du mir keinen Glauben schenken willst, dann vielleicht deinem Vater.«
    Die junge Frau bemerkte nun Miklanowo und Stoiko, die in aller Seelenruhe näher kamen, während sich Waljakov an die Seite seines Schutzbefohlenen gesellt hatte.
    »Ich bitte um Verzeihung, Exzellenz.« Norinas Gesicht war eine einzige Überraschung, während sie einen Knicks machte. »Ihr habt Euch so verändert, dass es unmöglich ist, Euch wieder zu erkennen.«
    »Siehst du, Waljakov, deine Übungsstunden haben einen großartigen Erfolg zu verzeichnen. Kein Mensch am Hof meines …«, der Leibwächter schüttelte als Warnung leicht den Kopf, »… Lehnsherrn wird mich am Tage meiner Rückkehr wahrnehmen. Die Soldaten werden mich vermutlich als einen Unbekannten festnehmen.«
    »Kind, da bist du ja.« Der Brojak stieg vom Pferd, breitete seine Arme aus und kam auf seine Tochter zu, die ihren Vater liebevoll drückte. »Hast du alle Sachen bekommen, die ich dir aufgetragen habe?«
    Norina nickte. »Unsere Vorratslager sind noch reichlich gefüllt, die Landpächter bringen schon die neue Ernte.« Sie deutete auf die Ochsen, die hinter dem letzten Karren angebunden waren. »Und einen guten Braten haben wir noch dazu.«
    »Was ist denn das alles auf den Wagen?«, wollte Lodrik wissen und lenkte sein Pferd näher heran, um besser unter das Segeltuch schauen zu können, mit dem die Ladung abgedeckt war.
    »Exzellenz, das soll eine Überraschung werden, habt Ihr das schon vergessen?« Miklanowo stellte sich in den Weg. »Wenn Euch schon der Ausritt nicht so gefallen hat, dann verderbt Euch und mir die Freude wenigstens nicht heute Abend. Aber das Essen wird besser sein als Eintopf, das verspreche ich Euch.«
    »Noch besser? Also, gut. Ich nehme Euch beim Wort, Miklanowo.« Der Gouverneur lächelte Norina an und wendete sein Reittier in ihre Richtung. »Wir könnten doch eigentlich jetzt weiterfahren, oder?«
    »Selbstverständlich, Exzellenz.« Sie kletterte auf den Kutschbock, ließ die Peitsche knallen, und der Karren rollte an. Der Statthalter ritt neben ihr her.
    »Ich wollte dir vorhin keine Angst machen«, begann er nach einer kleinen Pause. »Ich dachte wirklich, dass du mich gleich erkennst.«
    »Ihr habt mir keine Angst gemacht, Exzellenz. Ich habe sehr gute Männer zu meinem Schutz dabei. Außerdem müsst Ihr zugeben, dass unser erstes Treffen in einem halbdunklen Zimmer stattfand und das zweite nur sehr kurz war.« Sie warf einen abschätzenden Blick auf seine Statur. »Der Bart steht Euch gut. Und Eure Leibesfülle ist deutlich weniger geworden. Wie habt Ihr das geschafft?«
    Lodrik nickte in Richtung Waljakov. »Er hat mich über die Fechtbahn gehetzt, Steine schleppen lassen und sich noch mehr Foltermethoden ausgedacht, um mir Blut und Wasser aus den Poren zu treiben.«
    »Bei ihm hat es funktioniert, bei Euch offensichtlich auch.« Sie korrigierte mit einem sanften Zug der rechten Hand den Weg des Pferdegespanns. »Ihr werdet Euch vor Frauen bald nicht mehr retten können, Exzellenz, wenn Ihr so weitermacht.«
    »Danke, davon habe ich vorerst genug.«
    Sie schaute ihn verblüfft an, die Augenbraue wanderte als Ausdruck ihres Erstaunens nach oben. »Ich glaube, Ihr seid der erste Mann, von dem ich das höre, abgesehen von meinem Vater.«
    »Wie darf ich denn das verstehen?«
    »Um es ein wenig diplomatisch auszudrücken, Exzellenz, die herkömmlichen Adligen haben neben dem Erhöhen der Steuern nur ein einziges Vergnügen: Frauen. Am besten jeden Tag eine andere, und wenn sie nicht will, wenn interessiert es schon?« Sie klang verächtlich und hasserfüllt. »Leibeigene haben keine Rechte.«
    »Das ist ja interessant zu hören«, meinte Lodrik und rutschte im Sattel herum. »Und Euer Vater ist anders? Kein Wunder, schließlich ist sein Verhalten den Pächtern gegenüber geradezu revolutionär.«
    »Er benimmt sich nur so, wie es ein vernünftiger Mensch tun sollte«, gab Norina scharf zurück. »Schließlich fließt in den Adern der Adligen auch nur rotes Blut. Sie müssen sich ebenso erleichtern wie ein Bauer, essen, schlafen und trinken. Es müsste sich einiges ändern, wenn es nach mir ginge.«
    »Ich dachte immer, dein Vater hätte gefährliche Ideen«, stöhnte der Statthalter. »Lass diese Worte niemals einen anderen Königlichen Beamten hören, sonst

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