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Schattenblicke - Thriller

Schattenblicke - Thriller

Titel: Schattenblicke - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen-Susan Fessel
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schnarchen.
    Und jetzt?
    Wo in aller Welt bin ich gelandet?
    In der halbwegs frischen Luft im Zimmer esse ich zaghaft ein wenig mehr vom Frühstück: ein Brot mit Marmelade, ein paar von den Oliven und einige Tomaten- und Gurkenscheiben. Sogar den weißen Käse probiere ich; tatsächlich erkenne ich ihn wieder  – genau diesen Käse gab es bei Oma Jovana. Kuhmilchkäse.
    Mein Vater hat ihn geliebt.
    Aber Mama fand ihn nur eklig.
    Als ich den gesamten Kaffee ausgetrunken habe, mache ich mich ein wenig am Waschbecken frisch und benutze den Eimer. Wohl ist mir nicht dabei, außerdem würde ein richtiger Toilettenbesuch nicht schaden. Die erwarten doch nicht etwa, dass ich hier alles auf diesem Eimer erledige?
    Als hätte er meine Gedanken gelesen, dreht sich einen Moment später schon wieder der Schlüssel im Schloss, und der Typ mit der Narbe steht im Türrahmen. Wie üblich lächelt er wieder dieses grässliche Lächeln, dann winkt er mir zu. » Come! «
    Ich erstarre zu Stein. Die Angst schießt wieder in mir hoch wie eine Flutwelle. Was will der von mir?
    » Come! « Er winkt wieder und tritt beiseite. Die Tür steht offen. Im Ausschnitt dahinter kann ich nicht viel erkennen – ein Flur, scheinbar, im Dämmerlichtliegend. Eben noch wollte ich nur raus hier, aber jetzt erscheint mir dieses enge, kleine Zimmer als der einzig sichere Ort auf der Welt.
    Stocksteif bleibe ich stehen.
    Er misst mich mit Blicken, dann winkt er mir erneut. » Come! «
    Ich gehe langsam zur Liege hinüber und greife nach meinem Rucksack, aber er winkt ab.
    » Come! «
    Wahrscheinlich kann er nur fünf Wörter auf Englisch: Come. Moment. Eat. Drink. Okay.
    Ungebildeter Blödmann.
    Bei dem Gedanken fühle ich mich ein bisschen besser. Wenn er ein ungebildeter Blödmann ist, dann bin ich ihm vielleicht überlegen. Das kann mir noch nützen.
    Andererseits sind ungebildete Blödmänner eben vielleicht auch besonders gefährlich. Auf wackeligen Beinen gehe ich an dem Typen vorbei und betrete einen kleinen Flur. Auf dem Boden liegt ausgetretenes Linoleum, braun gemasert. Die Wände sind  – wie soll es auch anders sein? – mit Blümchentapete beklebt. Der Flur ist eng und riecht irgendwie alt und komischerweise nach Pappe, finde ich. Zu meiner Rechten, ein paar Meter weiter, sehe ich am Ende des Ganges eine Tür, eine ehemals weiß gestrichene Holztür. Zur Linken scheint der Flur am Ende abzuknicken, Licht fällt in den Gang. Tageslicht?
    Irgendwo kläfft ein Hund, etwas klirrt, und mir ist so, als ob ich leise Stimmen höre, nicht ganz aus der Nähe, aber auch nicht allzu weit entfernt. Mehrere Stimmen sogar.
    » Go! «, sagt der Typ und zeigt geradeaus. Schräg gegenüber vor mir ist eine weitere Tür. Eine schmale, hölzerne Tür. Und sie steht offen.
    Langsam gehe ich darauf zu. Einen Moment zögere ich. Und wenn ich jetzt schreie?
    » Go in! «, sagt der Typ und streckt den Arm aus. Ich gehe vorwärts, als sei ich eine Marionette.
    Als hätte ich keinen eigenen Willen mehr.
    Der Raum ist winzig. Und er hat kein Fenster, das sehe ich sofort.
    Dafür eine Dusche. Eine richtige Dusche. Und ein WC!
    Ein richtig altmodisch aussehendes Klosett mit einem Plastikdeckel und einem Wasserkasten dahinter an der Wand, von dem tatsächlich eine Kette herunterhängt, an der man ziehen muss.
    Ein Stuhl steht auch noch drin. Darauf liegt ein zusammengefaltetes Handtuch. Und vor dem Duschbecken, das mit einem altmodischen Duschvorhang versehen ist, stehen Badelatschen.
    Der Typ lächelt breit, dann klopft er von innen gegen die Tür und zeigt auf sich. Das wiederholt er einige Male hintereinander. » Okay? «, fragt er schließlich.
    » Okay «, sage ich. So ganz klar ist mir zwar nicht, was er mir damit sagen will, aber Hauptsache, er lässt mich jetzt endlich alleine. Als ich allein bin, sehe ich mich um und entdecke zu meinem großen Erstaunen, dass die Tür von innen mit einem Riegel versehen ist, und sofort schiebe ich ihn vor, stelle den Stuhl mit dem Handtuch ebenfalls vor die Tür und setze mich aufatmend auf die Toilette. Der dünne Plastikdeckel verformt sich ein wenig unter meinem Gewicht, aber das spielt jetzt keine Rolle.
    Der Raum, in dem ich mich befinde, ist zwar noch winziger als das kleine Zimmer, in dem ich zuvor eingesperrt war, aber irgendwie fühle ich mich jetzt weniger gefangen.
    Fakt ist: Im Moment kann ich nichts machen. Außer duschen. Und die Toilette benutzen.
    Und damit fange ich an.
    Ein bisschen später fühle ich mich

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