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Schattenblicke - Thriller

Schattenblicke - Thriller

Titel: Schattenblicke - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen-Susan Fessel
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die Ukraine, Bulgarien, Mazedonien und …
    Da hört’s schon wieder auf. Ich wette, es gibt noch ein paar mehr, aber die fallen mir jetzt partout nicht ein.
    Nur ein Land noch.
    Und jetzt wird mir ganz heiß.
    Ich stehe auf und gehe zum Waschbecken rüber. Könnte das Serbisch sein, was da auf der Flasche steht? Kjnaz Miloš .
    Hab ich das schon mal gesehen? Kenn ich die Marke?
    Eine neuerliche Erinnerung regt sich in mir. Aber bevor ich sie zu fassen kriege, höre ich Schritte von draußen, und dann dreht sich der Schlüssel im Schloss. Die Tür geht auf.
    Es ist sehr hell im Raum, trotz der geschlossenen Läden. Und dennoch brauche ich einen Moment, bis ich den Mann erkenne, der jetzt hereinkommt und die Tür wieder hinter sich schließt.
    Das zerfurchte Gesicht. Die hellen Augen. Und die beiden Goldzähne, die aufblitzen, als er den Mund öffnet.
    Der Schreck kommt wie ein Schlag in den Magen.
    Tatsächlich, das ist er. Der Mann, der am Lieferwagen stand, mit dem Jungen.
    Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist. Ich weiß nur, dass ich Angst habe.
    Furchtbare Angst.
    Dieser Typ macht mir Angst.
    Ich kann in jeder Zelle spüren, dass er gefährlich ist.
    Und nicht nur, weil er so aussieht.
    Er riecht förmlich danach.
    » Sit down! «, sagt er und zeigt auf die Liege.
    Mein Herz fängt an zu rasen. Jetzt ist es so weit. Jetzt … jetzt werde ich … jetzt wird er mich …
    » No! «, sage ich mit fester Stimme und schüttele den Kopf. » No! «
    Er zieht die Brauen zusammen und zeigt wieder auf die Liege. Mit der anderen Hand winkt er, dass ich mich dort hinsetzen soll. Erst jetzt sehe ich, dass er etwas in der Hand hält. Einen Zettel? Eine Postkarte?
    » No! «, sage ich wieder, mit so laut klopfendem Herzen, dass mir das Blut in den Ohren rauscht. » Never! «
    Er seufzt, dann kneift er die Lippen zusammen, geht selbst zur Liege hinüber und legt die Karte dort ab. » Look! «, befiehlt er und gestikuliert mit einer Hand. Offenbar will er, dass ich mir die Karte ansehe. Mit zittrigen Beinen gehe ich langsam zur Liege hinüber und nehme sie mit der ausgestrecktem Hand auf. Dann springe ich wieder zum Waschbecken zurück.Keine zehn Pferde werden mich dazu bringen, mich in der Gegenwart dieses Verbrechers auf die Liege zu setzen. Niemals!
    Der Typ starrt mich an. Er sieht … er sieht irgendwie erwartungsvoll aus. Oder gespannt, keine Ahnung. Was in aller Welt will er von mir?
    Dann senke ich den Blick. Das, was ich da in der Hand halte, ist keine Karte. Es ist ein Foto. Ein altes Foto. Mit zwei Leuten drauf. Ein Mann und ein Kind. Ein kleines Kind, das auf seinem Arm sitzt. Beide lächeln sich breit an. Das Kind den Mann. Und der Mann das Kind.
    Das Kind … das Kind bin ich selbst.
    Und der Mann …
    »Tata?!«, rufe ich ungläubig und sehe zu dem Typen hinüber.
    Jetzt sieht er nicht mehr gespannt aus. Jetzt lächelt er, ein merkwürdiges Lächeln. Und nickt.
    Dann zieht er den Stuhl neben dem Schrank zu dem kleinen Tisch und setzt sich hin. Auffordernd sieht er mich an, und schließlich, weil ich ohnehin nichts anderes tun kann, gehe ich zur Liege und setze mich dorthin, an den äußersten Rand, möglichst weit weg von ihm.
    Er verschränkt die Hände auf dem Tisch. Sie sind riesig, richtige Pranken, mit dunklen Haaren auf den Fingerknöcheln, ekelhaft. » Who is the man on the photo? «, fragt er.
    Ich bringe keinen Ton heraus. Plötzlich spüre ich wieder, wie heiß es in diesem kleinen Zimmer ist. Brütend heiß.
    » The man? «, fragt er. » Who is the man? «
    Sein Englisch klingt grob und irgendwie falsch, merkwürdig fremd, wegen des starken Akzents. Aber immerhin kann ich ihn verstehen. Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen. » Where am I? «, frage ich. » What do you want from me? «
    Seine hellen Augen betrachten mich ausdruckslos. » The man «, wiederholt er, streckt einen haarigen Finger aus und tippt auf das Gesicht meines Vaters. » Who is it? «
    » My dad «, sage ich heiser.
    » Otac? Dobre. « Er lächelt befriedigt, dann nickt er mehrmals hintereinander. » What your name? «
    » My … my name? «, frage ich irritiert nach.
    » Yes! « Eine Falte erscheint auf seiner Stirn. Eine Unheil verkündende Falte. » What your name? «
    »Alexandra.«
    »Aleksssandrra«, versucht er meinen Namen nachzusprechen. » And? «
    »Alexandra von Lieden.«
    Er senkt ganz leicht den Kopf und mustert mich eindringlich. Dann lächelt er leicht. » Passport please! «
    Für einen Augenblick habe ich den

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