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Schattenblicke - Thriller

Schattenblicke - Thriller

Titel: Schattenblicke - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen-Susan Fessel
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merklich erleichtert und sauber und frisch. Das Summen in meinem Kopf ist nach der Dusche jetzt fast verschwunden, und sofort geht es mir besser. Vorsichtig hänge ich das benutzte Handtuch an den Haken Es ist ein wenig zerschlissen und kratzig, aber immerhin sauber.
    Eine Weile bleibe ich noch auf dem Toilettendeckel sitzen und denke nach.
    Kein Fenster. Keine Möglichkeit, zu fliehen.
    Schließlich stehe ich auf, schiebe den Stuhl anseinen Platz zurück und den Riegel zurück. Dann hebe ich die Hand und klopfe.
    Der Typ öffnet fast sofort. » Dobre? «, fragt er und grinst. Sein dunkler Schneidezahn schimmert.
    Ich antworte nicht. Stattdessen gehe ich langsam vor ihm her in das Zimmer zurück. Dort drehe ich mich um. » Why? «, frage ich.
    Er schüttelt den Kopf. Dann lächelt er. Die Narbe auf seiner Wange scheint förmlich zu schmunzeln, als sie sich leicht nach oben zieht.
    Und auf einmal platzt mir der Kragen.
    »Ich will wissen, was das hier soll!«, schreie ich ihn an. Zu meiner Befriedigung bemerke ich, dass er zusammenzuckt, aber das reicht mir nicht. Ich mache einen Satz auf ihn zu, dann versuche ich, an ihm vorbeizukommen. Mit einer Hand greife ich nach dem Türrahmen, aber im nächsten Moment hat er mich gepackt und meine Hand so lässig wieder losgerissen, als zupfe er eine Feder vom Boden auf.
    » Go! «, ruft er und zeigt auf die Liege.
    »Leck mich, du Arsch!«, brülle ich ihn an, und dann verliere ich vollends die Fassung. Wütend stürme ich auf ihn zu und versuche, nach ihm zu treten. Behände dreht er sich weg, und das Letzte, was ich von ihm sehe, ist sein verdutztes Gesicht, als er mir die Tür vor der Nase zuknallt. Ich trete mit voller Wucht gegen das Holz, sodass die Tür im Rahmen erzittert.
    »Lass mich raus! Lasst mich hier raus, ihr Schweine!«, brülle ich. Mit beiden Fäusten schlage ich gegen die Tür.
    Aber das Einzige, was passiert, ist, dass meine Handkanten wie verrückt schmerzen.
    Fluchend reibe ich sie an meinem T-Shirt. Und ringe nach Luft.
    Stickige Luft.
    Miese, stickige Luft.
    Mir ist heiß. Ich will hier raus.
    Ich halte das nicht mehr aus.

8 // Dienstagmittag
    Als ich mich einigermaßen beruhigt habe, merke ich, dass ich Durst habe. Erst will ich aus dem Wasserhahn trinken, aber dann fällt mir ein, dass uns Böhle vor der Abreise davor gewarnt hat: »Trinkt nicht aus dem Wasserhahn, kauft euch abgepackte Wasserflaschen. Am besten auch Zähneputzen damit!«
    Böhle. Der nervige Böhle. Was gäbe ich drum, wenn jetzt die Tür aufginge und ich sein dummes Gesicht sehen würde!
    Wieder schießen mir die Tränen in die Augen, aber diesmal gebe ich ihnen nicht nach. Stattdessen nehme ich die angetrunkene Wasserflasche, die immer noch am Fußende der Liege steht, und trinke sie in drei großen Zügen aus.
    Irgendwie bekomme ich dadurch wieder einen klaren Kopf, und ich setze mich auf die Kante und versuche, mich zu sammeln.
    Also: Offenbar bin ich irgendwohin verschleppt worden. Und mindestens zwei Leute wissen, wo ich mich jetzt befinde: die alte Frau. Und der Typ mit der Narbe.
    Und vielleicht auch … vielleicht auch der Mann mit den Goldzähnen, der den Fensterputzern das Geldbündel überreicht hat. Immerhin stand er vormir, als mir jemand diesen Lappen aufs Gesicht gedrückt hat.
    Und … der Junge. Der stand auch da. Und hatte mich warnen wollen.
    Ob ihm auch was passiert ist? Immerhin war er Zeuge!
    Oder vielleicht hat der Junge ja die Polizei informiert? Er hat doch mitbekommen, was passiert ist. Vielleicht wird schon längst nach mir gesucht?
    Der Gedanke macht mich gleich ein wenig ruhiger. Nachdenklich drehe ich die leere Wasserflasche in der Hand und betrachte das Etikett. Der Hirte sitzt immer noch neben der Engelsskulptur, obendrüber steht der Name der Marke: Knjaz Miloš , mit einem komischen geschwungenen Haken über dem s. Natural mineral water steht drunter, und dann noch lauter Kleingedrucktes hinten auf dem Etikett. Ein Teil ist abgerissen, der andere unleserlich für mich. Weil das, was da steht, nicht in unserem lateinischen Alphabet geschrieben ist, sondern auf Kyrillisch.
    Ich halte mir die Flasche noch dichter vor die Augen. Das kyrillische Alphabet … Kommt die Flasche aus Russland, oder was?
    Welche Länder haben noch ein kyrillisches Alphabet? Ich krame in meinem Gedächtnis. Sprachen finde ich cool, und irgendwann mal, vor gar nicht langer Zeit, hatten wir das im Englischunterricht: dieLänder mit kyrillischem Alphabet. Mal sehen, das waren

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