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Schattenblicke - Thriller

Schattenblicke - Thriller

Titel: Schattenblicke - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen-Susan Fessel
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los.
    »Lass mich, du Arsch! Fass mich nicht an!«, brülle ich.
    Er guckt verdutzt, aber er lässt mich gewähren. Schnell schließt er die Tür wieder hinter mir ab.
    Ich setze mich auf die Kante der Liege und atme tief durch.
    Eins ist mal klar: Wenn nicht ein Wunder geschieht, von außen wird keine Hilfe kommen. Ichmuss mir selbst helfen. Und dazu muss ich in Form bleiben. Das ist wichtig!
    Ich meine, ich bin keine Sportskanone, aber dennoch einigermaßen fit. Das muss ich auch bleiben. Damit ich jederzeit bereit bin. Falls eine günstige Gelegenheit kommt.
    Fürs Erste mache ich ein paar Kniebeugen, dann ein paar Liegestützen. Nach fünf Stück bin ich schon vollkommen außer Atem.
    Dann laufe ich ein paar Minuten lang auf der Stelle, um mich danach ans Fenster zu stellen und frische Luft einzuatmen. Das heißt, so richtig frisch ist sie nicht, dafür ist sie viel zu heiß. Und staubig.
    Aber immerhin: Luft.
    Ich sehne mich so nach draußen! Und wenn es auch nur dieses staubige Stück Erde da wäre, das ich durch den Spalt erkennen kann. Ich möchte raus!
    Ich starre so lange durch die Lamellenschlitze auf die Erde vorm Fenster, bis sie vor meinen Augen verschwimmt. Aber dann ist da auf einmal ein Schatten.
    Plötzlich schiebt sich eine Katze in den Spalt. Eine schwarze Katze, die sich genüsslich zusammenrollt und sich die Pfoten leckt.
    Wie gebannt stehe ich da und sehe ihr dabei zu. Eine endlose Weile putzt sie sich, dann hebt sie auf einmal den Kopf und sieht zu mir hoch.
    Für einen Moment vergesse ich zu atmen. Ihregrünen Augen sind zu Schlitzen zusammengezogen. Nachdenklich scheint sie mich zu mustern. Dann maunzt sie leise und stemmt sich an der Hauswand empor.
    Ich strecke vorsichtig einen Finger durch den Spalt, vorsichtig. Katzen sind unberechenbar, das weiß ich, aber diese hier scheint einfach nur freundlich und neugierig zu sein. Behutsam schnuppert sie an meinem Zeigefinger, dann reibt sie ihren Schädel an meiner Fingerkuppe. Und ganz plötzlich huscht sie davon.
    Komisch, irgendwie fühle ich mich von dieser kurzen Berührung seltsam getröstet. Ich gehe zur Liege hinüber und hocke mich darauf hin.
    Eine ganze Weile betrachte ich das Foto von mir und meinem Vater.
    Sascha . Klar, eigentlich sehe ich aus wie meine Mutter, aber ein bisschen Ähnlichkeit habe ich vielleicht doch mit meinem Vater. Die ausgeprägten Augenbrauen. Und der Schwung der Oberlippe.
    Es war eine echt schöne Zeit mit ihm, jedenfalls soweit ich mich erinnern kann. Ich war total traurig, als er zurück nach Serbien gegangen ist. Meine Mutter hat es mir nie so richtig erklären können. Wenn ich später gefragt hab, dann hat sie gesagt, es habe einfach nicht geklappt mit ihnen beiden. Dass keiner daran Schuld gehabt habe. Es sei eben einfach so gekommen.
    Aber warum mein Vater sich dann nur noch zweimal bei mir gemeldet hat, das konnte sie mir eben nicht erklären.
    Mama … Wie es ihr wohl gerade geht? Sicherlich nicht so besonders. Ich wette, sie macht sich wie verrückt Sorgen um mich.
    Und was, wenn mir wirklich noch was passiert … Etwas Schlimmeres als das hier?
    Ein kalter Schauder läuft mir den Rücken hinunter, und nachdenklich nehme ich mein Notizbuch heraus und schlage es auf. Eine Weile kaue ich auf meinem Stift herum  – obwohl ich mir genau das ja vor Kurzem endlich erfolgreich abgewöhnt hatte  –, dann fange ich an zu schreiben.
    Liebe Mama,
    mir geht es okay, jedenfalls so einigermaßen. Ich habe genug zu essen und zu trinken, und auf Toilette gehen und duschen kann ich auch. Aber ich hab keine Ahnung, warum ich hier bin. Ich hoffe, die lassen mich hier bald wieder gehen. Aber sie sind ganz in Ordnung zu mir. Mach Dir nicht allzu große Sorgen, okay? Ich hab Dich lieb.
    Deine Lexy
    Als ich fertig bin, lese ich den Brief noch mal durch. Am liebsten möchte ich ihn zerreißen. Was soll das eigentlich? Wie in aller Welt soll Mama diesen Brief bekommen? Meine Entführer werden ihn ja wohlkaum für mich in den Briefkasten stecken! Es sei denn …
    Ich reiße die Seite heraus, notiere Mamas Adresse darauf und falte sie zusammen.
    Dann stehe ich auf und mache noch ein paar Kniebeugen vorm offenen Fenster.
    Gegen Mittag ist meine Laune auf den Tiefpunkt gesunken. Brütend heiße Luft weht durch die Fensterschlitze herein, und ich habe allmählich das Gefühl zu ersticken. Vergebens wedele ich mit meinem Buch vor meinem Gesicht herum; die Luft steht im Zimmer, und erst als die Tür wieder aufgeht und die alte

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