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Schattenblicke - Thriller

Schattenblicke - Thriller

Titel: Schattenblicke - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen-Susan Fessel
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ja denken können, dass die alte Frau meinen unbeholfenen Versuch, sie als Botin zu gewinnen, gleich weitererzählt. Egal.
    »Warum bin ich hier?«, frage ich drängend.
    Der Junge antwortet nicht. Stattdessen betrachtet er seine Hände, die lässig in seinem Schoß hängen. »Es wird alles gut, ich verspreche es dir«, sagt er leise.
    »Aber ich werde wahnsinnig hier drin!«
    Wieder sieht er kurz zur Tür hinüber. »Ich werde zusehen, dass du mal kurz nach draußen kannst«, sagt er.
    »Wann?«, will ich wissen. »Jetzt? Bitte!«
    Die Aussicht, ins Freie zu kommen, ist so verlockend, dass ich fast nicht mehr sitzen bleiben kann.
    Aber er schüttelt den Kopf. »Nein, nicht jetzt. Ich muss sehen … Ich muss erst mal sehen. Aber du darfst nicht versuchen, wegzulaufen oder so. Und du darfst auch nicht schreien. Versprichst du das?«
    »Klar!« Wir sehen uns an. Er weiß genauso gut wie ich, dass ich ihm alles versprechen würde, nur um hier rauszukommen.
    Seine Augen. Unglaublich schöne Augen. Und doch … Er gehört zu den Entführern. Macht zumindest gemeinsame Sache mit ihnen. Aber er ist der Einzige, mit dem ich reden kann. Und er ist nett zu mir. Ich scheine ihm leidzutun.
    Oder?
    Vielleicht ist er gar nicht so nett, wie er sich gibt?
    »Warum tust du mir das an?«, frage ich leise. Er zuckt zusammen.
    »Ich muss gehen«, sagt er und steht auf. »Schlaf gut heute. Morgen früh komme ich wieder. Und  – hab keine Angst.«
    »He, warte«, ich zögere.
    Er steht abwartend an der Tür, die Klinke in der Hand.
    »Wie heißt du eigentlich?«, frage ich.
    Er zögert nur einen Moment, dann zieht ein Lächeln über sein Gesicht. »Ich heiße Aleks«, sagt er. »Aber mit ks.«
    Und damit geht er hinaus und schließt die Tür hinter sich zu.
    Aleks.
    Fast muss auch ich lächeln.
    Aleks.
    Und Alex.
    Erst später, als ich doch etwas von meinem Abendessen probiert habe, erst später fällt mir auf, dass das Fenster immer noch offen steht. Kühle Luft dringt jetzt durch die Läden. Ich gehe hinüber und lehne die Stirn dagegen.
    Draußen ist alles ruhig. Von der schwarzen Katze ist weit und breit nichts zu sehen. Der Generator ist verstummt, nur das Zirpen von Grillen ist jetzt noch zu hören.
    Ob ich um Hilfe rufen soll?
    Besser nicht. Sonst machen sie das Fenster wieder zu. Und das würde ich nicht ertragen.
    Noch nie war ich so viel mit mir allein.
    Ein komisches Gefühl.
    Als ich die Augen schließe, spüre ich brennende Sehnsucht nach Mama.

11 // Donnerstag früh
    Der vierte Tag! Der vierte Tag in meinem Gefängnis beginnt, wenn man den Montagabend mitzählt. Und das mache ich.
    Der vierte Tag!
    Das ist mein erster Gedanke beim Aufwachen. Und ich wache früh auf: kurz vor Sonnenaufgang, also ungefähr gegen halb sechs.
    Durch die Fensterschlitze dringt kühle, leicht feuchte Luft herein, und ich tappe auf nackten Füßen hinüber und kauere mich davor, um nur jeden Hauch davon einzufangen. Irgendwo in der Ferne höre ich Motorengeräusch, dann einen Ruf. Ich kann nicht einmal ausmachen, ob es ein Mann oder eine Frau ist, so weit entfernt ist die Stimme.
    Und dann höre ich noch etwas: ein ganz leises Maunzen. Ich richte mich auf und luge durch den Spalt. Die schwarze Katze sitzt da unten und sieht zu mir auf. Als sie mich entdeckt, springt sie hoch und reibt ihren Kopf an meinen Fingern, die ich ihr jetzt weniger vorsichtig entgegenstrecke.
    Sie sieht dünn, aber nicht zu dünn aus, soweit ich erkennen kann. Und ihr Fell glänzt; krank ist sie also nicht. Wer kümmert sich wohl um sie? Die alte Frau? Einer von den beiden Kerlen, die mich gefangen halten – Goldzahn oder der Typ mit der Narbe?
    Oder der Junge?
    Aleks .
    Ich habe ein seltsames Gefühl im Bauch, wenn ich an ihn denke. Eine Mischung aus Wut und Neugier.
    Die Katze lässt sich lange von mir streicheln, dann, ganz plötzlich, springt sie davon. Einen Augenblick später weiß ich auch, warum: Draußen sind Schritte zu hören.
    Sie nähern sich und ziehen am Fenster vorbei. Ich höre jemanden gähnen.
    Morgengeräusche. Aufstehen. Frühstücken. Was meine Klasse jetzt wohl macht? Morgen fahren sie wieder zurück nach Berlin. Oder ob sie schon früher abgereist sind?
    Scheiße, scheiße, scheiße. Ich bin abgeschnitten vom Rest der Welt. Ich weiß nichts!
    Ich stehe auf und gehe zum Waschbecken hinüber, um mir kaltes Wasser ins Gesicht zu klatschen. Jetzt bin ich wach. Richtig wach.
    Aber besser ist das auch nicht. Eher schlimmer.
    Was wird dieser Tag

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