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Schattenbluete - Band 1 - Die Verborgenen

Schattenbluete - Band 1 - Die Verborgenen

Titel: Schattenbluete - Band 1 - Die Verborgenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Melling
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langen Mantel. Atmet ein paarmal durch. «Wohin geht ihr Wölfe, wenn das hier vorbei ist?», fragt er Norrock, ohne ihn anzusehen.
    «Das ist jetzt nicht mehr deine Sache, Thursen.»
    Ich weiß. Thursen kann sich nicht mehr verwandeln. Norrock ist der neue Leitwolf.
    «Ich muss weg», Norrock fasst an sein Hosenbein und hält mir seine blutige Hand hin, «bevor die Polizisten sich fragen, wieso sie auf einen Köter schießen und ein Kerl die Wunde hat.»
    «Verdammt!», fluche ich und zerre das zusammengeknüllteHalstuch aus meiner Jackentasche, «das blutet ja immer noch!» Ich versuche Norrocks Bein abzubinden. Schlinge das Tuch um seinen Oberschenkel und mache einen Knoten. Norrock sieht mir zu, richtet sich plötzlich auf und riecht in den Sturmwind. «Mädchen, mach schnell», stöhnt er, beugt sich vor, nimmt mir die Enden aus der Hand. «Da brennt was!» Er beißt die Zähne zusammen, zieht kräftig zu und verknotet das Tuch.
    Norrock drückt Thursens Schulter «Macht, dass ihr wegkommt, klar?», sagt er und wird im nächsten Moment vor unseren Augen zum riesigen, zottigen Wolf. Heult, wie Thursen es immer gemacht hat. Springt los, und Krestor und Fath, Jerro, Lurnak, Zrrie und Rawuhn kommen aus ihren Verstecken und folgen ihrem Leitwolf in langen Sätzen. Schon sind sie außer Sicht.
    «Los!», brülle ich Thursen an. Er hebt den Kopf, sein Blick scheint jetzt klarer. Von seinen Augen läuft eine glänzende Tränenspur über die Wangen, hat Blut und Staub weggewaschen. Er reagiert sofort. Nickt mir zu.
    Fängt an zu laufen, die Halle entlang, zur Straße hin. Ich bin neben ihm.
    Da ruft auch schon, vom Halleneingang her, eine Männerstimme. «Holt den Feuerlöscher! Das Fass hier brennt!»
    «Macht die Hallentür zu!», ruft ein anderer.
    «Was soll der Scheiß?», schreit ein Dritter. «Schmeiß den Feuerlöscher weg und renn, die Halle geht gleich hoch!»
    Autos starten. Motoren brummen im Sturm. Dann das Megaphon: «Ist da noch jemand? Weg hier, schnell!»
    Reifen quietschen.
    Jetzt rieche auch ich den Brand, trotz Sturm.
    Die Autos sind schon weg, als wir an der Halleneckeankommen, nach vorne stürmen. Da liegt, neben einem weggeworfenen Feuerlöscher, das Fass in einem Bett aus Flammen.
    Eine Böe kommt und rollt das brennende Fass Richtung Halle, von wo ihm mehr von der Flüssigkeit schon entgegensickert.
    Gleich knallt’s.
    Wir rennen.
    Ich habe Thursens Hand gepackt.
    Ich renne, schneller als je vorher. Ich will nicht sterben!
    Ich will leben!
    Leben, leben, leben!
    Nach rechts! Das nächste Gebäude ist eine Autowerkstatt. Dahinter ist Schutz. Ich stolpere, Thursen fängt meinen Sturz ab und zieht mich weiter. Rennen. Meine Lunge brennt. Meine Beine schmerzen. Endlich sind wir an der Ecke der Halle. Das Fauchen wird stärker. Ich sehe mich um.
    Ein entsetzlicher Knall, der mich taub macht, in den Ohren schmerzt, als würde ich nie wieder hören. Mein Denken scheint schneller. Ich kippe aus der Zeit. Ganz langsam sehe ich, wie die Explosion das eiserne Tor aus der Halterung drückt. Es uns hinterherschickt, segelnd, als sei es aus Pappe. Dann hebt sich das Dach der Lagerhalle, und eine Feuerkugel steigt daraus auf. Ein gefräßiger Mond am dunklen Abendhimmel.
    «Schnell», schreit Thursens Mund. Ich gehorche taub.
    Wir werfen uns keuchend hinter der Werkstatt zu Boden. Robben, gerade als das Hallentor aufschlägt, ganz nah an die Werkstattwand. Suchen Schutz, als der Sturm Dachteile herumwirbelt, als es Hallenbrocken vom Himmel regnet.
    Weitere Fässer bersten, nähren das Feuer, das als riesige Fackel auflodert und alles hier mit blutrotem Licht übergießt.
    Stille knistert in meinen Ohren. Mein Gehör kehrt zurück. Sturmgeheul mischt sich mit dem Rauschen und Fauchen des Feuers. Wir sitzen da, beieinander, klein gefaltet, mit angezogenen Beinen, den Rücken an die kalte Wand der Autowerkstatt gedrückt.
    Und leben.
    Die Feuerwehr kommt endlich. Drei Löschzüge mit Blaulicht rasen vor uns vorbei die leere Straße entlang. Rufe, Lautfetzen, die uns der Wind zuträgt. Sollen sie doch löschen. Uns geht das nichts mehr an. Leute in orangefarbenen Warnwesten sperren die Straße. Laufen hin und her und ziehen rot-weißes Flatterband. Uns sehen sie nicht. Keiner sieht uns, nur der Feuerschein, hoch am Himmel.
    Ich rücke näher an Thursen heran, bis wir uns berühren. Er zittert.
    «Alles in Ordnung?», frage ich.
    «Kalt», sagt Thursen und lächelt schief. Seine Stimme ist immer noch heiser, auch

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