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Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter

Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter

Titel: Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Melling
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hätte ich einen Stromschlag bekommen. Durch die Arme und ins Herz. Meine Armmuskeln verkrampfen, und ich reiße die Hände weg.
    Da ist ein Abdruck auf seinem Rücken. Er hat genau die Form meiner beiden Hände und ist glühend rot. Man erkennt jeden einzelnen Finger.
    «Was war das?», frage ich.
    Elias dreht sich zu mir und ist offenbar genauso durcheinander wie ich. «Ich weiß nicht. Deine Hände brannten kälter als Eis. Mir war, als würdest du alle Energie aus mir saugen.»
    «Die Energie ist angekommen», sage ich. Flüstere ich. Aber sie hat mir nicht gutgetan. Meine Knie zittern, und mir ist ganz schummrig.
    Elias ist im nächsten Moment bei mir. Aber statt mich nur zu stützen, hält er mich, an seine nackte Brust gedrückt.
    Ich schlinge meine Arme um seinen Hals. Diesmal zischt es nicht. Aber trotzdem ist es, als würde seine Energie langsam in seinen Körper zurückfluten. Mein Herz, eben noch aufgescheucht, schlägt wieder ruhiger. Ich lege meinen Kopf an seine Brust und atme seinen Geruch, frisch und klar, wie Wind, der übers Meer kommt. Er ist makellos, nein, fast makellos, denn die kleinen weißen Flecken auf seiner Brust scheinen Reste einer Verletzung zu sein. «Ist das eine Narbe?»
    «Das war ein Werwolfsbiss.»
    «War das Thursen?»
    «Du trägst seine Kette nicht mehr», flüstert er in mein Haar.
    Ich schüttle den Kopf. Warum soll ich nicht Elias umarmen, Thursen will mich ja nicht mehr.
    Dann schiebt Elias mich ein bisschen von sich weg, sodass er mir in die Augen sehen kann. Ich ertrinke im Wasserblau seiner Augen und weiß, dass er mich gleich küssen wird. Jetzt. Es steht so klar in seinem Blick, dem Blick, von dem ich mich nicht lösen kann.
    Sein klarer, brennender Blick.
    Sein Kuss. Da ist nichts mehr als seine sanften Lippen.
    Und auf einmal brandet eine Klarheit in mich, die ich mir nicht erklären kann. Ordnet meine Gedanken in Muster. Und plötzlich merke ich erst, was ich hier tue. Ich weiß, was richtig ist und was falsch und was ich jetzt tun muss.
    Ich breche den Kuss ab, bevor ich mich in ihm verliere, und trete einen Schritt zurück. Bemühe mich, ruhig zu atmen und die Vernunft in mir klingen zu lassen. Ich versuche, nicht an die Tränen meines Bruders zu denken, und sehe stattdessen in Elias’ Augen. Seine sanften Augen. Es ist, als würde ich an einer hohen Klippe stehen. Und dann springe ich.
    «Elias, ich muss dir was sagen. Es tut mir leid. Ich habe dich benutzt.»
    Er lächelt schief, um seine Fassung bemüht. «Um Thursen zu vergessen? Oder habt ihr euch gar nicht getrennt?»
    «Elias –»
    «Hat dir der Kuss wenigstens gefallen?»
    «Ja, der Kuss war wunderschön. Und: Ja, Thursen will mich tatsächlich nicht mehr.»
    «So ein Idiot.»
    «Nein, es ist meine Schuld. Wir haben uns gestritten, und auch das war meine Schuld.»
    «Deine Schuld? Wir reden hier von einem Werwolf!»
    «Aber er hatte recht. Das sehe ich jetzt. Was hast du bloß mit mir gemacht, Elias?»
    Er blickt forschend in mein Gesicht, und mir ist klar, er weiß, dass ich nicht den Kuss gemeint habe. «Na ja», seufzt er, «wir Shinanim können manchmal bewirken, dass Menschen in unserer Nähe klarer sehen. Offenbar wirkt das auch bei halben Werwölfen.»
    «Das hätte ich vorhin im Wald gebraucht. Dann hätte ich auf Thursen gehört.»
    «Luisa, vielleicht bin ich nicht ganz der Richtige, um über deine Beziehungsprobleme mit einem Werwolf zu diskutieren.» Er versucht ein Lächeln. «Vor allem nicht, nachdem wir uns geküsst haben.»
    «Doch, für das Problem hier bist du sogar ganz genau der Richtige. Ich habe dich nicht benutzt, um Thursen zu vergessen. Das hier hat nichts mit Thursen zu tun. Ich habe einen Pakt mit Norrock geschlossen. Norrocks Wölfe bringen gerade das zu Ende, was sie begonnen haben. Sie jagen einen Verbrecher und seine Bande. Den hier.» Ich ziehe Sjölls Skizze, die Norrock mir gegeben hat, aus der Tasche und entfalte sie.
    Elias starrt auf das Bild.
    «Ja, das ist der Schläger aus der Bahn, ich habe ihn auch wiedererkannt. Mein Job war es, euch Shinanim, also besonders dich, abzulenken, damit ihr diesmal nicht wieder eingreifen könnt, um sie zu schützen.»
    «Darum also der Kuss. Die älteste Taktik der Welt, und ich falle drauf rein.» Er streift sich mit kurzen, wütenden Bewegungen sein Hemd über. «Wann treffen sie aufeinander?»
    «Jetzt. In diesem Moment.»
    «Wo?»
    Ich schüttle den Kopf.
    «Luisa, sag mir, wo!» Und er nimmt mich bei den Schultern, und ich

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