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Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter

Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter

Titel: Schattenbluete - Band 2 - Die Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Melling
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Krankenhäuser.»
    Er nickt. «Und darum ging es dir vorhin so schlecht. Ich hatte mir schon so was gedacht.» Er knistert mit dem Einwickelpapier vom Würfelzucker. «Das hättest du mir ruhig sagen können, ich hätte es verstanden.»
    Vielleicht. Ich hätte aber nicht gerne darüber geredet. «Ich will nicht unhöflich sein, aber das geht nur mich was an.»
    «Auf jeden Fall war es mutig von dir, mich trotzdem ins Krankenhaus zu begleiten», sagt er und knüllt das Papier zusammen. Rollt das Kügelchen in meine Richtung.
    Ich stupse die Kugel mit meinem Finger zu ihm zurück. Was für ein albernes Spiel. «Irgendwann muss ich sowieso drüber wegkommen», sage ich.
    «Gut.» Elias beugt sich ein wenig zu mir herüber. Sieht mich aufmerksam an. So intensiv, dass ich nicht wegsehen kann und nichts mehr wahrnehme als seine eisblauen Augen, die in seinem Gesicht ruhen wie zugefrorene Seen. Warum blinzelt er nicht einmal? Da liegt ein Brennen in seinem Blick, wie das Innere der Flamme einer Kerze. Ohne jede Farbe, ohne Flackern, aber hell und intensiv. Ein Licht, das in mein Inneres dringt, es klar macht wie Glas und jeden Zweifel in mir verbrennt.
    «Dann kämpf. Erobere dir dein Leben zurück», flüstert er. «Du kannst es!»
    Ich nicke nur stumm. Elias beißt lächelnd in den Keks, der auf seiner Untertasse lag, und der Bann ist gebrochen. Es ist, als sei da in seinen Augen nie etwas gewesen. Wahrscheinlich habe ich mir es vor lauter Müdigkeit nur eingebildet.
    «Gut, wenn es dir also recht ist, dann sehen wir uns morgen!», sagt er.
    Ich kehre zurück in meine Wohnung. Meine Wohnung, wie das klingt. Aber für ein paar Wochen ist es jetzt ja meine Wohnung. Ich bin allein, niemand ist da. Niemand, der mich das Krankenhaus, Fabis Krankenhaus, vergessen lassen könnte. Ich vermisse meine Mutter, vermisse Anja, Lilli, Lotti. Niemand ist da, der mich zurückholen könnte in meinen Alltag. In die Welt, die ich mir so mühsam aufgebaut habe. Eine Welt ohne meinen Bruder. Denn auch wenn er auf dem Foto über meinem Bett so lebendig lacht, er ist es nicht mehr und wird es niemals mehr sein.
    Es ist Thursen, der mich schließlich aus der Trauerwelt herauszieht wie aus tiefem Morast. Endlich einmal hat er wieder Zeit für mich, kommt einfach und bleibt. Hält mich und lässt mich reden.
    Wir sprechen immer noch nicht über das, was zwischen uns steht. Das, was er als Werwolf getan hat. Aber ich kann über die Kinder im Krankenhaus reden. Darüber, dass für mich jedes von ihnen so riecht wie mein sterbender Bruder. Dass es so schwer ist, sich sein Leben zurückzuholen, wie Elias gesagt hat. So schwer, als müsste man sich aus seinem eigenen Grab mit bloßen Händen ausgraben. Schmerzhaft und unendlich anstrengend.
    Jetzt, mit Thursens warmen Armen um mich, kann ich reden. Kann trauern und nach vorne sehen. Thursen macht mich stark. Ich weiß nicht, wie er es anstellt. Es ist nicht so, dass er mir von seiner Stärke geben würde, die reicht vielleicht gerade für ihn allein, so viel, wie er zu tragen hat. Aber er kann Stärke in mir wecken, von der ich gar nicht wusste, dass ich sie habe.
    Thursen hört sich alles an und versteht. Ich wusste, dass er es verstehen würde. Meinen Zwiespalt. Im Krankenhaus ist die Erinnerung an meinen Bruder wieder stark und lebendig. Als würde ich ihn dort irgendwo finden. Aber gleichzeitig tut es weh wie tausend Schnitte mit Rasierklingen.
    «Er ist nicht dort», flüstert Thursen. «Und das weißt du.»
    Ich nicke. «Ich habe solche Angst, dass ich ihn vergesse.»
    «Natürlich wirst du etwas vergessen. Du kannst nicht jede Kleinigkeit von ihm in deinem Kopf behalten. Dann ist ja kein Platz mehr für Neues.»
    «Klug.»
    Er lächelt ein schiefes Lächeln. «Ich hatte ’nen klugen Therapeuten.»
    «Und du gehst trotzdem nicht mehr hin?»
    «Wir waren an dem Punkt, wo wir nicht mehr weiterkamen. Ich konnte doch nicht sagen, wo ich die ganze Zeit gewesen war. Was hätte ich über meine Wolfszeit sagen sollen?»
    «Schade.»
    «Nicht zu ändern.»
    Thursen spielt mit einer meiner Haarsträhnen, wie er es so oft tut. Er sitzt auf meinem Bett, und ich liege in seinem Schoß.
    «Weißt du, was er noch gesagt hat? Ich soll mir Zeit lassen», sagt er. «Trauer braucht Zeit. Ist wie ein riesiger verkrusteter Klumpen. Man muss ihn langsam aufweichen, nicht mit einem Schlag zerbrechen, sonst verletzt man sich nur noch schlimmer.»
    «Stimmt das für dich?»
    «Ja. Ja, doch schon.»
    In dieser Nacht

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