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Schattenblüte. Die Erwählten

Schattenblüte. Die Erwählten

Titel: Schattenblüte. Die Erwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Melling
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gekümmert, sie während ihrer Weinkrämpfe gehalten und sie schweigen lassen, wenn sie vor Kummer wortlos war. Schließlich hat er ihr den Weg in die Verwandlung gezeigt. Natürlich will sie bei Norrock bleiben.
    Trotzdem, sie ist klein und flink. Sie kann durch das Gebäude der Shinanim huschen. «Wir brauchen dich bei uns, Zrrie», sage ich.
    Wer kann sonst mit Norrock gehen? Einen nach dem anderen sehe ich sie an. «Mauriks?», frage ich.
    Er schüttelt den Kopf. «Einer muss den Engelsdingern doch den Hintern versohlen, wenn sie Vittorio verteidigen!»
    «Glowen? Polmeriak?»
    Die Geschwister flüstern miteinander. Dann sagt Glowen: «Wir teilen uns auf.»
    Und Polmeriak setzt hinzu: «Die ganze Idee von der zweiten Linie taugt nichts, wenn keiner mit Norrock geht, der auch anständig kämpfen kann. Ich bleibe bei Norrock. Ihr könnt meine Schwester haben. Die reißt den Engeln die Flügel aus.»
    Sinnlos zu sagen, dass die Engel keine Flügel haben, ich weiß, was er meint.
    «Ich gehe auch mit Norrock», sagt Rieke. «Ich behindere euch anderen nur.»
    Ich nicke. Rieke sollte überhaupt nicht dabei sein. «Die anderen kommen mit mir. Der Kreis hat uns Kraft gegeben. Das Fleisch nährt uns. Esst, so viel ihr könnt. Wenn wir uns gestärkt haben, brechen wir auf.»
    Ich setze mich wieder, und Luisa gibt mir meinen Bratspieß zurück, den sie für mich über das Feuer gehalten hat.
    Der Himmel ist wolkenlos wie frisch gewischt. Durch die Äste der kahlen Bäume hindurch schimmert der Mond wie eine fast runde Scheibe. Sein mattes Licht spiegelt sich im zertretenen Schnee.
    «Hoffentlich ist Thursen erfolgreich. Ich kann nicht kämpfen», höre ich Rieke neben mir zu Norrock sagen, der jetzt wieder Mensch ist. Sie zieht die Lederjacke aus und gibt sie ihm zurück. Das Feuer wärmt sie.
    «Macht nichts. Können ja nicht alle Kämpfer sein», sagt er und lacht. Gerade noch hat er die tote Sjöll im Arm gehalten, jetzt lacht er. So ist das bei Werwölfen. Alle Emotionen verflachen. Natürlich weiß er, dass Sjöll tot ist, doch es ist nicht mehr so wichtig. Haddrice hat genau aufgeschrieben, was Nick mit ihr gemacht hat, und es sich jeden Tag wieder durchgelesen, um ihre Wut nicht zu verlieren. Ob Norrock noch weiß, wie sich Sehnsucht anfühlt? Kann er das noch fühlen, was ich für Luisa fühle?
    Norrock zieht seine Jacke wieder über und klopft Rieke auf die Schulter. «Du wirst dich schön abseits halten und im Gebüsch verstecken. Nicht zu nah ans Tor, klar? Es ist nicht dein Kampf. Du warst klug genug, dich nicht zu verwandeln. Dumm gelaufen für uns andere.»
    «Ihr habt mir einen Platz zum Leben gegeben, an dem ich atmen konnte, an dem ich keine Angst vor Nicks Bande haben musste. Ich denke, es geht mich schon was an.»
    «Rieke, lass es.» Norrocks Stimme ist jetzt ernst. «Du hältst dich raus. Keiner von uns hat Zeit, auf dich aufzupassen, wenn es losgeht.»
    Ich beneide ihn. Ich wünschte, ich könnte Luisa ebenso leicht aus der Schusslinie bringen. Doch wir könnten sie noch nicht einmal zurücklassen, wenn wir wollten. Wir brauchen Luisa. Sie kennt als Einzige das Gebäude der Shinanim von innen. Ohne sie geht unser Plan nicht auf.
    «Und was ist denn jetzt mit Edgar?», fragt Mauriks. «Was machen wir mit dem? Zu den Shinanim wollt ihr ihn ja wohl kaum mitschleppen, oder?»
    «Zum Tor kann er auch nicht», sagt Polmeriak.
    «Bitte», sagt Edgar. «Ich mag euch ja echt. Aber lasst mich nicht gegen meine eigenen Leute kämpfen, wo auch immer.»
    «Musst du auch nicht.» Norrock steht auf, geht zu Edgar, beugt sich über ihn und hält dessen Handgelenke fest.
    Edgar versucht, sich aus Norrocks Griff zu lösen. «Was soll das denn jetzt?»
    «Halt einfach die Klappe.» Norrock schnürt ihm mit einem der Seile, die früher in unserem Lager eine Plane gehalten haben, die Hände zusammen. Zu Mauriks sagt er: «Ich nehme ihn mit. Hübsch angeleint. Er wird seinen Leuten schon nicht helfen. Wenn wir tatsächlich das Tor verteidigen müssen, kann ich ihn ja so lange bei Rieke lassen oder an einen Baum binden.»
    Mein Gott, Norrock! Er muss doch höllische Schmerzen im ganzen Körper haben vom Kampf gegen die Verwandlung. Und er macht trotzdem Witzchen?
    «Und wenn ihr überwältigt werdet?», fragt Irudit. «Dann kann er denen alles über uns erzählen!»
    Norrock knüpft den Knoten fester. «Wenn die Shinanim uns überwältigen, dann ist niemand mehr da von uns, über den er was erzählen kann.»
    «Warum

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