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Schattenblüte. Die Erwählten

Schattenblüte. Die Erwählten

Titel: Schattenblüte. Die Erwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Melling
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Haddrices Verwandlung senden.
    Als ich in Vittorios Raum eintreffe, steht er mit dem Rücken zu mir unter der Lichtkuppel, durch die die klare Wintersonne auf ihn herunterscheint. Ich schließe die Tür hinter mir, bleibe stehen, warte, denn ich möchte mit meinen harten, hallenden Schritten die Stille nicht zerschneiden. Stumm sehe ich ihm dabei zu, wie er atmet, nur atmet, als könnte er das Licht wie ein Kraftfeld in sich aufnehmen.
    «Ich vermisse das Fliegen», sagt er leise und mehr zu sich selbst. «Dort oben am Himmel strahlt das Licht so viel heller als hier.» Versonnen betrachtet er eine kleine Flamme Shinan-Feuer, die direkt auf seiner Handfläche züngelt. Dann endlich lässt er die Flamme verlöschen und dreht sich zu mir. «Wir sind keine Menschen, Elias. Vergiss das nie.»
    «Das weiß ich.»
    «Wir setzen Menschenwaffen ein, doch so werden wir unser Ziel nicht erreichen. Wenn man zu lange unter den Menschen lebt, beginnt man, wie sie zu denken. Man übersieht leicht Möglichkeiten, die sie nicht haben.»
    «Wie das Shinan-Feuer?»
    «Nein, das ist nur eine Art, wie wir das Himmelslicht nutzen. Was kann Himmelsfeuer, was Flammenwerfer, Schwert und Schusswaffen nicht fertigbringen? Ich denke an etwas viel Mächtigeres. Ich habe mit Jerusalem, dem Vatikan und Mekka gesprochen», eröffnet mir Vittorio. «Elias, ich habe die Bundeslade angefordert.»
    «Die Bundeslade?» Seit Jeremias sie aus dem Tempel trug, ist sie verborgen. Niemand weiß, wo sie ist, oder doch?
    «Du kennst doch die Legenden von dem vergoldeten Akazienschrein, engelsgekrönt, der die Gesetzestafeln mit den zehn Geboten barg?»
    Natürlich kenne ich sie. Alle unsere drei Religionen erzählen Moses’ Geschichte. Und die Geschichte der Himmelslade, die Moses zu bauen aufgetragen wurde, um die Steintafeln mit Gottes Gesetzen zu schützen. Doch das ist Tausende von Jahren her. Mir wird klar, von welcher Macht Vittorio da spricht. «Kein Mensch kann die Bundeslade berühren, ohne zu sterben, denn sie ist voll von Himmelslicht.» Dem Licht, das gerade als Flamme auf Vittorios Hand geflackert hat.
    Vittorio nickt. «Dafür stehen die zwei goldenen Engel, die vierflügeligen Cherubim mit ihren ausgebreiteten Flügeln auf dem Deckel.»
    Natürlich. «Licht zerstört Schatten. Werwölfe sind von Schatten umgeben, die Schatten sind ein Teil von ihnen. Wenn wir die Werwölfe aufspüren, vernichten wir sie mühelos und ohne jeden Kampf mit reinem, gesammeltem Himmelslicht. Und das Höllentor, das sie bewachen, brauchen wir nicht einmal zu finden. Wenn wir nur eine Ahnung haben, wo es sein könnte, müssen wir es nicht schließen, wir zerstören es einfach. Mit mehr geballtem himmlischem Licht, als es sonst auf der Welt gibt.»
    Vittorio lächelt zufrieden. «Ich sehe, du hast die gleichen Gedanken wie ich.»
    «Ich wusste nicht, dass das Heiligtum nach all der Zeit tatsächlich noch existiert.»
    «Die Bundeslade existiert, wir Shinanim wussten immer, wo sie ist. Vatikan, Mekka und Jerusalem sind informiert, dass wir mit Hilfe des Heiligtums die letzten Dämonen endgültig aus der Welt schaffen werden.»
    Vor den Betäubungsgewehren und den Quadrocoptern hätten die Werwölfe davonlaufen können. Vielleicht hätten wir sie auch gefangen. Doch gegen die Bundeslade haben sie nicht die geringste Chance. Sie wird sie alle töten, ohne Ausnahme. Ohne Chance einer Rückverwandlung. «Wie wird die Bundeslade transportiert, wenn sie kein Mensch berühren kann?»
    «Wir Shinanim können sie berühren.»
    Wie viel Zeit bleibt Thursens Werwölfen noch für ihre Flucht? Wo mag das Rudel jetzt sein? «Wann wird die Lade hier eintreffen?»
    «Sehr bald.»
    «Ich erfahre also wieder einmal nichts.»
    «Du erfährst viel mehr als die anderen Ratsmitglieder. Ich habe dich als einen der ganz wenigen eingeweiht, weil ich deine Zweifel spüre. Zweifle nicht. Wir Shinanim werden die Dunkelheit besiegen. Du gehörst bereits in diesem Moment zu den Mächtigsten dieses Erdballs.»
    Ich habe zu oft den «Herrn der Ringe» gelesen, als dass das Wort Macht mich nicht misstrauisch machen würde. Macht ist in der Geschichte unserer Welt zu oft missbraucht worden, und die Mächtigen sind nicht immer die Guten. «Shinanim haben also Macht. Aber nicht nur über unsere Feinde. Ihr habt auch Macht über mich, nicht wahr? Erklärt mir eins, Vittorio: Wenn ich dazugehöre, wenn ich so ein wertvoller Shinan bin und wir auf derselben Seite stehen, warum habt Ihr dann jeden meiner

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