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Schattenblüte. Die Erwählten

Schattenblüte. Die Erwählten

Titel: Schattenblüte. Die Erwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Melling
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genug des Protokolls, jetzt müssen wir uns erst einmal um die Werwölfe kümmern», sagt Vittorio. Der Motor brummt auf.
    «Meine Unterlagen für den Vortrag sind noch in meinem Wagen», sage ich, als Felicity das Auto startet. Split sprüht auf die Fahrbahn, als die Räder durchdrehen, eine Sekunde später Halt finden und den Wagen vorwärtskatapultieren. Dann haben wir das Flughafengelände verlassen. Kein Gegenverkehr, kein Stau, wir haben Glück. Das schwere Gefährt mit den schusssicheren Scheiben rast dahin. Esther murmelt in ihr Headset. Die Ampel vor uns springt auf Grün, kurz bevor wir sie erreichen.
    «Es wird keinen Vortrag geben, Elias», sagt Vittorio. «Besser, du erzählst mir auf der Fahrt alles, was du über die Werwölfe hier in Berlin herausgefunden hast. Sie müssen das letzte Rudel sein, das es noch gibt.»
    Kein Vortrag. Meine Graphiken wird niemand zu sehen bekommen. Die Arbeit einer ganzen Woche war umsonst. «Ja, es ist meinen Informationen nach das letzte Rudel.» Das letzte Rudel, Thursens Rudel, dem sich inzwischen womöglich auch Luisa angeschlossen hat. Ich versuche, nicht darüber nachzudenken und meine Gedanken zu sortieren. «Bis zu dem Gregorius-Zwischenfall glaubten wir ja alle, dass die Werwölfe verschwunden wären.»
    «Richtig, du warst ja auch schon bei diesem unglücklichen Zwischenfall dabei.»
    Das Auto fährt zu schnell, viel zu schnell. Ich kann einen Blick über Felicitys Schulter auf den Tacho werfen. Wir fahren wie auf Schienen. Keine einzige rote Ampel bremst uns. Jordan ist es jetzt, der in sein Handy spricht.
    Vittorio sieht mich an und wartet, dass ich etwas sage.
    «Ja», bestätige ich. «Ich war in Gregorius’ Gruppe, als wir im Wald auf die Werwölfe stießen. Ein Shinan wurde getötet. Wir konnten entkommen.»
    Er lächelt. «Sagen wir lieber, die Werwölfe konnten entkommen.»
    «Nein, wir waren es, die entkamen. Wir waren in keiner Weise auf einen Kampf dieser Art vorbereitet.»
    «Erzähl mir mehr davon.»
    «Wir waren eine Gruppe junger Shinanim, die meisten von uns noch nicht fertig ausgebildet.»
    «Aber du schon?»
    «Ja. Gregorius führte uns durch den Grunewald, wir sollten ursprünglich –»
    «Das ist mir bekannt. Komm bitte zu den Werwölfen, Elias.»
    Für einen kurzen Moment bin ich aus dem Konzept gebracht, fasse mich aber schnell wieder. «In der Gregorius-Gruppe war auch ein Novize. Er hatte den Anschluss an die Gruppe verloren. Als er zurückkam, war er auf einmal sehr interessiert an Werwölfen. Ich sagte ihm, dass es keine Werwölfe gäbe. Aber er ließ nicht locker, beharrte, dass man die Existenz von Waranen und Okapis schließlich auch nur anhand von Legenden entdeckt habe. Ich erklärte ihm, dass es früher durchaus Werwölfe gegeben habe – unsere Chroniken berichten ja darüber –, die jedoch längst ausgestorben seien. Es sei also keine Legende. Vielleicht hätte mir da schon etwas auffallen müssen, denn er sagte, dass man den Quastenflosser auch für ausgestorben gehalten habe, bis einer gefangen wurde. Er überlegte, ob derjenige, der einen Werwolf fängt, wohl als Held gefeiert wird.»
    «Du meinst, er hat einen Werwolf gesehen?»
    «Im Nachhinein bin ich mir ziemlich sicher.» Wieder springt vor uns eine Ampel im richtigen Moment auf Grün.
    «Und dann?»
    «Dann war unser Novize erneut verschwunden, und diesmal kam er nicht zurück. Diesmal fanden wir nur seine Leiche. Das war der Ursprung der eigentlichen Gregorius-Mission. Ich erzählte von meinem Verdacht, und Gregorius ließ sofort nach dem Werwolf suchen.»
    «Aber ihr fandet nicht nur einen Wolf.»
    «Nein, wir fanden das ganze Rudel.»
    «Und sie griffen euch an.»
    Ich schüttle den Kopf. «Gregorius ließ uns das Rudel angreifen. Wir sollten die Werwölfe einfangen, doch sie wehrten sich verbissen. Wir kämpften, doch wir waren dafür nicht ausgebildet. Die Werwölfe offenbar schon. Ich konnte den Anführer, Thursen, noch eine Weile hinhalten, doch dann gewannen sie die Oberhand. Wir flohen, solange wir noch konnten.»
    «Auf deinen Befehl hin?»
    «Ja, mir blieb nichts anderes übrig. Gregorius hätte sicher ebenso entschieden, wäre er nicht gerade in einen Zweikampf verwickelt gewesen. Die Werwölfe waren schreckliche Kämpfer, sie hätten uns alle getötet.»
    «Und nun ist das Rudel erneut in Erscheinung getreten.»
    Ich nicke. «Sie ziehen in menschlicher Gestalt durch die Stadt und suchen ihre Opfer. Wir sind kurz davor, alle ihre Wege zu kennen. Bald

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