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Schattenblüte. Die Erwählten

Schattenblüte. Die Erwählten

Titel: Schattenblüte. Die Erwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Melling
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einige Zeit abhängen lassen, doch sie sind viel zu hungrig, um zu warten.
    «Gleich!», sagt Mauriks.
    Jerro und Fath zerren einen Fleischfetzen zwischen sich hin und her. Rawuhn kaut knirschend auf etwas, das wie die Luftröhre aussieht. Mauriks verteilt die Bratspieße an uns Menschen. Ich will ablehnen.
    «Du musst auch essen, Luisa», sagt Thursen.
    Ich schlucke, schüttle den Kopf und versuche, nicht zu würgen. «Nein, keine Chance. Davon kann ich kein Stück essen.»
    «Du brauchst die Kraft.»
    «Du hast recht», sage ich und nehme entschlossen Mauriks den Metallstab aus der Hand, den er mir hinhält. Ich halte ihn gerade mit einem aufgespießten Fleischstück ins Feuer, da kommen hinter uns Polmeriak und Glowen zurück. Ich kann mich nicht umdrehen, denn mein Fleischbrocken droht vom Bratspieß zu rutschen. Eine falsche Bewegung, und er fällt in die Glut.
    «Seht mal, was wir hier gefangen haben!», rufen die beiden.
    Mit einem Ruck fahre ich herum.
    «Edgar?», stammle ich.
    Im Feuer verbrennt mein Fleisch.

[zur Inhaltsübersicht]
    37. Elias
    «NEIN!» , sage ich und springe von meinem Platz auf, als mir klarwird, wer da zu den Werwölfen unterwegs ist. «Nicht Edgar!»
    Vittorio lehnt sich in seinem Sessel vor. «Er wollte gehen!»
    «Der ist doch noch hilfloser als Delwin und Adrian! Sollen wir nicht gleich eine Tüte Hundefutter an die Werwölfe schicken? Himmel, Edgar ist doch noch ein Novize!»
    «Edgar ist noch ein Novize, doch er ist ein Shinan, und es ist sein Leben, über das er entscheidet. Traue ihm mehr zu! Er wollte den Auftrag übernehmen, und er hatte keine Angst.»
    «Weil er nicht weiß, was ihn erwartet. Weil er nicht weiß, wie es ist, gegen sie zu kämpfen!»
    «Edgar soll ja auch nicht kämpfen, Elias. Er soll lediglich eine Botschaft überbringen. Möglichst, ohne die Werwölfe misstrauisch und wütend zu machen. Wir wollen keinen Kampf, wir wollen Frieden für die Menschen.»
    Und das sagt er mir, während er unter der Statue eines Engels sitzt, der drohend mit einem Schwert herumfuchtelt. «Es ist nicht sicher!»
    «Nichts ist sicher im Leben, und wir alle müssen sterben, früher oder später.»
    «Das weiß ich.»
    «Glaubst du etwa, du bist schuld an Adrians Tod? Hattest du das Messer in der Hand, das ihn getötet hat?»
    Nein, ich habe Adrian nicht gebeten, sich mit den Werwölfen anzulegen. Aber wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre, würde er jetzt noch leben. Vielleicht wären wir beide noch am Leben. «Wenn ich wenigstens diese Aufgabe übernehmen könnte, würde es ein paar meiner Schuldgefühle tilgen.»
    «Das, was passiert ist, kannst du nicht ungeschehen machen. Du bist jetzt ein Mitglied des hohen Rates. Führung zu übernehmen bedeutet auch, dass man nicht mehr jeden Auftrag selbst ausführen kann. Irgendwann muss man sich darauf beschränken, die richtigen Leute an die richtigen Stellen zu setzen. Wir brauchen dich hier, denn wir müssen gemeinsam planen, wie wir sicherstellen, dass die Werwölfe in Zukunft keine Menschen mehr anfallen.»
    «Sicherstellen? Sicher? Wie soll das geschehen? Wir reden von Werwölfen!»
    «Werwölfe sind in der Tat gefährlich. Menschen hingegen sind zumeist in der Lage, verantwortungsvoll zu handeln. Es gibt nur eine Lösung: Wir machen wieder ganz normale Menschen aus den Werwölfen.»
    «Das ist nicht möglich.»
    «Man sagt es, aber bist du dir sicher? Komm mit, du solltest dir ein Video ansehen.»
    Vittorio nimmt mich mit in sein Büro und bietet mir einen Platz gegenüber seines Schreibtischs an. Er fährt den Computer hoch und gibt sein Passwort ein. «Der Junge, den du gleich sehen wirst, war zu der Zeit, als das Video aufgenommen wurde, in einem Krankenhaus», erklärt er mir. «Die Ärzte waren der Meinung, er würde unter Halluzinationen und Entzugserscheinungen leiden. Sie konnten jedoch keine Spuren irgendwelcher Drogen in seinem Blut, seinem Urin oder seinen Haaren nachweisen.» Vittorio dreht den Bildschirm zu mir.
    Ein blasser, rothaariger Junge schaut unsicher in die Kamera. Er dreht den Kopf, hört offenbar eine Frage, nickt und beginnt zu sprechen. Er habe es zu Hause nicht mehr ausgehalten. Dann sei er weg und in Berlin untergetaucht, erzählt er, auf der Straße habe er um Geld gebettelt.
    «Aber da ist noch mehr, was du mir erzählen willst, nicht wahr?», höre ich die Stimme des unsichtbaren Interviewers aus dem Off jetzt deutlicher. Ist es ein Therapeut oder ein Shinan?
    Der Junge schluckt, dann spricht er

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