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Schattenblüte. Die Erwählten

Schattenblüte. Die Erwählten

Titel: Schattenblüte. Die Erwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Melling
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Angebot eingeht.»
    «Hast du ihn gesehen?» Überraschend mischt sich Rieke in das Gespräch. «Hast du Nick gesehen? Hast du ihn selbst hinter Gittern gesehen?»
    «Nein, natürlich nicht. Wie denn auch? Ich weiß ja nicht einmal, in welchem Gefängnis er ist», sagt Edgar. «Ja, wie?» Haddrice lehnt ganz nah bei dem Gefangenen. Scheinbar gedankenverloren pult sie ein Rindenstück aus dem Baumstamm, an den Edgar gefesselt ist, und dreht es zwischen den Fingern. «Siehst du, nur weil du glaubst, dass Nick gefangen wurde, müssen wir Werwölfe das noch lange nicht. Wenn wir wirklich mit deinen Leuten reden sollen, dann wollen wir Nick natürlich vorher selbst sehen.»
    Edgar scheint Haddrices Nähe mehr Angst zu machen als alle Drohungen vorher. «Äh, und wie soll das gehen?»
    «Ganz einfach.» Sie zerbricht das Rindenstück und lässt es fallen. «Ihr bringt Nick zum Treffpunkt. Wenn ihr das nicht zusagt, kommen wir nicht.»
    «Ich weiß nicht, ob das möglich ist.»
    Haddrice knurrt ihm ins Gesicht, dass er vor Angst weiß wird.
    «Haddrice, er ist nur der Bote», erinnert Thursen.
    Haddrice nickt, gräbt ohne Zögern in Edgars Taschen. «Wo ist sein Handy?», fragt sie.
    «Hier», sagt Glowen und reicht es Haddrice. «Wir haben es ihm abgenommen und ausgeschaltet, damit man es nicht orten kann.»
    Haddrice schaltet es an. «Na los, dann ruf deinen Orden an, kleiner Novize, und mach es möglich!»
    Edgar sagt die PIN -Nummer, Haddrice tippt sie ein und sucht in der Anrufliste nach den Shinanim. Nachdem sie auf Lautsprecher geschaltet hat, hält sie Edgar das Handy vor die Nase, und er spricht hinein.
    «Wir schlagen ein Treffen übermorgen Mittag in der Waldbühne vor. Nick bleibt in Gewahrsam. Wir verstehen eure Bedenken und können euch Videos als Beweismaterial anbieten, die wir bis dahin erstellen werden. Gemeinsam können wir dann beraten, was mit ihm geschehen soll», kommt eine Männerstimme als Antwort. «Das ist unser Angebot.»
    «Waldbühne ist okay, die ist im Winter zu, da stört uns keiner. Aber wir treffen uns morgen, eine Stunde nach Sonnenuntergang. Und wir wollen keine Videos, wir wollen Nick sehen, leibhaftig und zum Anfassen, klar?» Haddrice spricht lauter, damit die am anderen Ende der Verbindung sie ganz genau hören können. «Euren Edgar behalten wir übrigens als Geisel, falls ihr auf dumme Gedanken kommt.»
    «Morgen schon? Das ist absolut unmöglich. Wir müssen ja nicht nur die Waldbühne unter einem Vorwand zugänglich machen, wir müssten, wenn wir euren absurden Forderungen Folge leisten wollen, Nick dorthin bringen und für seine und eure Sicherheit sorgen. So schnell können wir unsere externen Leute nicht mobilisieren. Außerdem bräuchten wir eine genaue Uhrzeit.»
    «Labert nicht, gebt euch Mühe. Morgen Abend. Es ist mir egal, ob die Sonne morgen um 16 . 45 Uhr, 16 . 51 Uhr oder 17 . 02 Uhr untergeht. Eine Stunde später treffen wir uns. Wenn Nick nicht da ist, gehen wir wieder, und euer Edgar stirbt. Wenn ihr das Handy zu orten versucht und hier auftaucht, stirbt Edgar. Wenn das Treffen eine Falle ist, stirbt Edgar auch. Und ich kann versprechen, es wird nicht kurz und schmerzlos. Ihr wisst doch noch, was ihr mit mir gemacht habt? Eure Folter am Kreuz hat sich angefühlt, als würden mir die Arme rausgerissen. Wenn ihr also ohne Nick erscheint, dann gehen wir wieder und reißen Edgar die Arme aus. Einen nach dem anderen.» Haddrice wartet einen Moment. «Klar?», brüllt sie in das Handy hinein. Dann öffnet sie es, nimmt die SIM -Karte heraus und bricht sie in zwei Teile.
    «Morgen, Kinder, wird’s was geben», summt sie leise vor sich hin. Mit ihrer wolfsheiseren Stimme fühlt es sich an, als zöge einem jemand vorsichtig eine Stahlbürste über die Haut.
    «Was soll das, Haddrice?», fragt Zrrie, nachdem Haddrice Edgar sein Handy zurück in die Tasche gesteckt hat. «Das alles stinkt doch! So lange haben wir uns im Wald verborgen und sind genau dann herausgekommen, wann wir es wollten. Bisher haben die Shinanim uns nicht erwischt und – trotz ihrer Spione – keine Ahnung, wo wir sind. Warum sollten wir uns aus unserem sicheren Versteck wagen und an einen Ort gehen, den die Shinanim bestimmen, nur um einen gefesselten Nick zu sehen? Thursen, was sagst du dazu?»
    «Thursen ist kein Leitwolf mehr!», sagt Haddrice.
    «Und du bist es auch nicht», kontert Zrrie.
    «Guckt euch diesen Edgar doch an. Wenn die anderen Shinanim auch solche Luschen sind, weiß ich wirklich

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