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Schattenblüte. Die Erwählten

Schattenblüte. Die Erwählten

Titel: Schattenblüte. Die Erwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Melling
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nicht, wovor ihr solche Angst habt», sagt Polmeriak. «Glowen und ich, wir wollen jedenfalls nicht länger vor einem Gespenst davonlaufen.»
    «Ich bin dafür, wir laufen überhaupt nicht mehr davon», sagt Irudit. «Das Rudel ist stark. Das sollen die Shinanim ruhig wissen, dann werden sie in Zukunft nicht mehr wagen, sich …» Ihr Blick geht zu mir. «… an unseren Rudelschwestern zu vergreifen.»
    «Wir sind vielleicht stark, aber die Shinanim sind viele, richtig viele. Sie sind überall auf der Welt, und unter ihnen sind mächtige Leute. Unterschätzen wir sie nicht. Wir sollten nicht gleich kämpfen, sondern erst mal reden und sichergehen, dass Nick seine Strafe kriegt!», sage ich. «Erst wenn mit Nick alles klar ist, dann lassen wir die Shinanim bezahlen für das, was sie Haddrice angetan haben. Aber das hat Zeit. Dafür müssen wir nicht unser Leben aufs Spiel setzen.»
    «Lasst Norrock entscheiden», sagt Thursen.
    Haddrice nickt ihm zu. «Na, dann fragen wir ihn mal! Mauriks, du und Rawuhn, ihr bewacht den Gefangenen. Wollt ihr anderen mit?»
    «Aber klar!», sagen Glowen und Polmeriak fast gleichzeitig. Wir anderen nicken und schließen uns Haddrice an, die zu Riekes Zelt geht.
    «Rieke?», fragt Haddrice und schlägt die Plane zurück. Ich hocke mich hinter sie, um einen Blick hineinzuwerfen.
    «Hallo ihr!» Rieke schaut auf, lächelt ein bisschen abwesend. Sie hockt auf ihrem Schlafsack vor dem verwundeten Wolf, in der einen Hand ein Buch, den Finger zwischen den Seiten, mit der anderen drückt sie plätschernd ein kleines Tuch über einer Wasserschale aus. Norrock liegt, die Pfoten von sich gestreckt, auf einer Decke zwischen den Stapeln von Riekes zerlesenen Taschenbüchern. Wenigstens ist er nicht tot. Er atmet, stöhnt leise, als Rieke den Lappen auf die rote, versengte Haut legt, die zwischen dem Fell hervorscheint. Das ganze Zelt stinkt nach seinem verbrannten Fell.
    «Norrock?», fragt Haddrice.
    «Er ist schon die ganze Zeit Wolf», sagt Rieke. «Und er hat sich noch nicht ein einziges Mal verwandelt. Ich glaube nicht, dass er dich verstehen kann.»
    «Na gut», sagt Haddrice und lässt den Zeltvorhang wieder zufallen. Sie dreht sich zu uns. «Damit ist es entschieden. Wir treffen morgen die Shinanim.»
    «Das kannst du nicht machen!», beschwert sich Zrrie. «Ich weiß, wie sehr du Nick hasst. Aber du kannst nicht das Rudel in Gefahr bringen, nur um Nick in Fesseln zu sehen. Norrock hätte das auch nicht gemacht.»
    «Norrock liegt in Riekes Zelt, und wenn er wieder aufwacht, kaut er sein Fleisch in ganz kleinen Bröckchen. Er hasst Nick so sehr wie ich, und er hat Rache für Sjöll geschworen. Glaub mir, er hätte noch ganz andere Sachen gemacht, um Nick in die Finger zu bekommen.»
    Ich fühle immer noch jede Stelle, an der Nick mich verletzt hat, und ich glaube ihr. Sjöll muss es noch schlimmer ergangen sein, denn sie hat niemand in letzter Sekunde vor dem Schlimmsten gerettet. Sie wollte vielleicht nur vergessen, doch Norrock wollte Rache. Und Norrock hätte alles getan für Sjöll. Wenn Norrock ihn schon nicht töten kann, dann müssen wir uns wenigstens versichern, dass Nick nie mehr frei herumläuft.

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    39. Elias
    ER hat es geschafft, der Novize. Gestern saß ich mit Vittorio im Büro, als der unerwartete Anruf aus dem Wolfslager kam. Edgar hat die Werwölfe gefunden, er lebt noch und hat sie dazu gebracht, sich mit uns zu treffen!
    Der Ton, den die Werwölfe angeschlagen haben, war nicht gerade freundschaftlich. Wie sie ihn wohl behandeln? Was, wenn wir uns nicht einigen können? Ich will nicht darüber nachdenken, ob Haddrice wirklich dazu in der Lage ist, jemandem die Arme und Beine auszureißen. Die Antwort könnte «ja» lauten.
    Wir haben den ganzen gestrigen Tag damit verbracht, den Werwölfen die Bühne zu bereiten, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Waldbühne zu bekommen war kein großes Problem für uns. Wir haben nicht nur genug Geld, wir haben auch genug Mitglieder in unseren Reihen, die Menschen überzeugen können, ohne Gewalt anzuwenden. Jetzt haben wir die Schlüssel zu sämtlichen Türen, Schaltkästen, zur Stromversorgung. Vittorio versichert immer wieder, dass wir uns unbesorgt mit den Werwölfen treffen können. Dass keine Gefahr besteht, für niemanden der Beteiligten. Wir werden unseren guten Willen zeigen und den Werwölfen ein Angebot machen. Ich versuche, mich zu überzeugen, dass ich das auch will, denn in mir muss doch irgendwo die

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