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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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ist
    passiert?»
    Jetzt ergriff Jessie das Wort, sie redete hastig und zeigte
    aufs Fenster. «Hier», sagte sie, «hier ist er reingekommen.»

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    Jeffrey ging an der Wand entlang zum Fenster und
    spähte hinaus, ohne etwas anzufassen. «Das Fliegengitter
    ist draußen.»
    Robert stöhnte vor Schmerz, als Sara sein Hemd hoch‐
    schob. Doch er half ihr, das Hemd über den Kopf zu ziehen,
    damit sie die Wunde untersuchen konnte. Als sie seinen
    Bauch vorsichtig abtastete, fluchte er zwischen den Zäh‐
    nen und knetete das Hemd in den Händen. Blut tropfte
    in den Bund seiner Boxershorts, und er drückte das Hemd
    auf die Wunde, um das Blut zu stillen, bevor Sara Zeit
    hatte, sich die Verletzung genau anzusehen. Als er sich
    abwandte, sah sie etwas weiter oberhalb in seinem Rücken
    die Austrittswunde. Die Kugel steckte hinter ihm in der
    Wand, um das Loch war ein Kranz winziger Blutströpf‐
    chen.
    «Bob», sagte Jeffrey jetzt strenger. «Komm schon. Was
    ist passiert?»
    «Ich weiß es nicht», sagte Robert, er bohrte sich das
    Hemd förmlich in die Wunde. «Er ist einfach ...»
    Jessie unterbrach ihn. «Er hat auf Bobby geschossen.»
    «Er hat auf dich geschossen?», wiederholte Jeffrey, er
    wollte die Geschichte von Robert hören. Er klang wütend.
    Er sah sich im Zimmer um, wie um die Szene im Kopf zu rekonstruieren.
    Jeffrey zeigte auf die Kugel, die auf der anderen Seite
    des Betts in der Wand steckte. «Ist das deine Kugel oder seine?»
    «Seine», sagte Jessie schrill. Ihrem Verhalten entnahm
    Sara, dass sie kaschieren wollte, wie high sie war. Sie
    schwankte wie ein Baum im Wind, und ihre Pupillen wa‐
    ren so groß, dass ein Sonnenstrahl sie wahrscheinlich so‐
    fort blind gemacht hätte.

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    Jeffrey brachte Jessie mit einem Blick zum Schweigen.
    «Robert, sag mir, was passiert ist.»
    Doch Robert schüttelte nur den Kopf, die Hand fest auf
    die verletzte Seite gepresst.
    Jeffrey schrie: «Herrgott nochmal, Robert, lass uns die
    Geschichte auf die Reihe kriegen, bevor jemand kommt
    und sie aufnimmt.»
    Sara wollte ihm helfen. «Sag uns einfach, was passiert
    ist.»
    «Bob?» Jeffrey wurde immer wütender.
    Sara versuchte es auf die sanfte Tour. «Am besten setzt
    du dich erst mal hin.»
    «Am besten macht er verdammt nochmal den Mund
    auf», fluchte Jeffrey.
    Doch Robert sah nur seine Frau an, die Lippen aufein‐
    ander gepresst. Er schüttelte den Kopf, und Sara dachte
    einen Moment, sie hätte Tränen in seinen Augen gesehen.
    Jessie dagegen stand einfach nur da, immer noch leicht
    schwankend, den Bademantel eng um sich gezogen, als
    wäre ihr kalt. Wahrscheinlich würde sie erst am Morgen
    begreifen, wie knapp die beiden heute Nacht dem Tod ent‐
    gangen waren.
    «Er ist durchs Fenster gekommen», erklärte Robert
    schließlich. «Er hat Jess bedroht. Hat ihr die Pistole an den
    Kopf gehalten.»
    Jessies Miene war unergründlich. Selbst aus der Entfer‐
    nung sah Sara, dass Jessie Schwierigkeiten hatte, der Ge‐
    schichte zu folgen. Auf dem Boden lagen mehrere offene
    MedikamentenrÖhrchen, die wahrscheinlich vom Nacht‐
    tisch gefallen waren. Auch die dreieckigen weißen Tablet‐
    ten waren blutbespritzt. Auf dem dicken Teppich sah Sara
    Jessies verschmierte Fußabdrücke. Sie musste an der Lei‐

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    che vorbei zum Fenster gerannt sein. Sara fragte sich, was
    wohl in ihr vorgegangen war. Hatte sie versucht zu flie‐
    hen, während ihr Mann sein Leben verteidigte?
    Jeffrey fragte noch einmal: «Was ist also passiert?»
    «Jessie hat geschrien, und ich habe ...» Roberts Blick
    wanderte zu dem Toten auf dem Teppich. «Ich habe ihn
    zurückgestoßen, er ist umgefallen ... und dann hat er auf mich geschossen – auf mich geschossen – und ich ...» Er versuchte seine Gefühle in den Griff zu bekommen.
    «Es sind drei Schüsse gefallen», erinnerte sich Sara. Sie sah sich um und versuchte, das, was sie draußen gehört
    hatte, mit Roberts Bericht in Einklang zu bringen.
    Robert starrte den Toten an. «Seid ihr sicher, dass er tot ist?»
    «Ja», sagte Sara. Ihn anzulügen hätte niemandem ge‐
    holfen.
    «Hier –» Anscheinend versuchte Jeffrey Robert von der
    traurigen Wahrheit abzulenken. Er zeigte auf die Kugel in der Wand neben dem Bett. «Hat er das erste Mal vorbeige-schossen?»
    Robert schluckte. Sara sah, wie ihm ein Schweißtropfen
    am Hals hinunterlief, als er antwortete. «Ja.»
    «Er ist also durchs Fenster gekommen», begann Jeffrey
    «Er hat Jessie die Pistole an den

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