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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Flinte auf die Straße rannte. Ich schätze, ihr Hauptziel besteht im Moment darin, lebend aus dem Ge-bäude herauszukommen.»
    «Amanda?», meldete sich Nick, der mit einem zusam‐
    mengerollten Papier unter dem Arm hereinkam. «Hier ist
    der Belüftungsplan.»
    «Gut», sagte sie und rollte den Grundriss auf dem Tisch
    aus. Sie studierte das Belüftungssystem und zeigte dann
    auf einen Schacht, der an einem Teil der hinteren Wand
    entlanglief. «Das scheint der beste Platz zu sein», ent‐
    schied sie. «Durch die Zwischendecke im Sitzungszimmer
    können wir eine Minicam in den Tunnel schleusen, um
    uns das Ganze von oben anzusehen.»
    Frank schlug vor: «Warum gehen wir nicht einfach
    durch die Zwischendecke rein?»

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    «Die Platten brechen zu leicht ein. Außerdem wollen
    wir nicht, dass Staub herabfällt und sie gewarnt werden –»
    «Aber», unterbrach er aufgeregt, «die Zwischendecke
    geht über das ganze Gebäude. Wir könnten einfach hinten
    einsteigen und uns dann fallen lassen –»
    «Und dann gibt es da drin noch ein Blutbad», schnitt
    Wagner ihm das Wort ab. «Wir sind noch lange nicht am
    Ende unserer Möglichkeiten, Detective Wallace. Im Mo‐
    ment wollen wir vor allem sehen und hören, was dort drin
    vor sich geht. Wenn wir die Lage unter Kontrolle bringen wollen, ist der erste Schritt herauszufinden, was sie vorhaben.»
    Wagner winkte ihr Team heran, und über die Karte ge‐
    beugt berieten sie, wie sie am besten ins Gebäude kamen.
    Lena sah ein paar Minuten zu und versuchte dem Jargon
    zu folgen, als sie die nötigen Geräte aufzählten. Sie bemerkte, dass Nick etwas abseits stand, sein Gesicht war wie
    versteinert. Lena hatte keine Ahnung, wie sein Abschied
    von dieser Truppe gelaufen war. Es musste mehr an der
    Geiselnahme von Whitfield dran gewesen sein, als Frank
    wusste. Aber weiß Gott, was sich die Leute zusammen‐
    reimten, weswegen Lena damals aus der Polizeiarbeit aus‐
    gestiegen war.
    Pat Morris trat zu ihr an den Tisch mit der Kaffee‐
    maschine. «Verstehst du irgendwas von dem, was die da
    reden?», flüsterte er.
    Sie schüttelte den Kopf.
    «Immerhin scheinen sie zu wissen, was sie tun», sagte
    er dann. Lena sagte nichts, doch sie war der gleichen
    Meinung.
    «Es war so unheimlich», sagte Morris immer noch
    flüsternd. «Die Kerle da drin können nicht viel älter sein 147
    als mein kleiner Bruder, und der geht noch zur High‐
    school.»
    Lena sah ihn an, irgendwo in ihrem Kopf begann es zu
    rattern. «Ist das dein Ernst?», fragte sie. «Wie jung? Wie jung sahen sie aus?»
    Er zuckte die Achseln. «Bestimmt sind sie älter, aber sie sehen aus wie Achtzehnjährige.»
    «Warum meinst du, dass sie älter sind?», fragte Lena.
    Sie merkte, dass Wagner und ihr Team aufhorchten, doch
    es war ihr egal. «Sind sie schmal gebaut? Irgendwie femi-nine Typen?»
    Morris trat von einem Fuß auf den anderen. Ihr Nach‐
    haken war ihm unangenehm. «Ich weiß auch nicht, Lena.
    Es ist alles so schnell gegangen.»
    Jetzt mischte sich Wagner ein. «Woran denken Sie, De‐
    tective Adams?»
    «An den letzten Fall, an dem ich gearbeitet habe, bevor
    ich meine Auszeit genommen habe», sagte Lena, der Kloß
    in ihrem Hals schnürte ihr die Kehle zu.
    Nick schlug mit der Faust auf den Tisch und knurrte:
    «Gottverdammt.» Er hatte an dem Fall mitgearbeitet und
    das Drama mit eigenen Augen gesehen.
    «O nein», sagte Molly. «Du glaubst doch nicht etwa ...»
    Wagner war mit ihrer Geduld am Ende. «Macht es nicht
    so spannend, Leute.»
    «Jennings», sagte Lena endlich, und mit dem Namen
    hatte sie einen galligen Geschmack im Mund. «Ein Pädo‐
    philer, der gerne junge Männer die Dreckarbeit erledigen
    lässt.»

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KAPITEL ACHT

    Montag

    effrey half den Sanitätern, Robert die Stufen herunter‐
    J zuschleppen. Aus unerfindlichen Gründen hatte sich
    Robert geweigert, sich auf die Trage zu legen, und jedes Mal wenn Jeffrey versuchte, mit ihm zu reden, schüttelte
    er nur den Kopf.
    Jeffrey sagte: «Ich komme ins Krankenhaus, sobald
    Hoss hier ist.»
    Robert schüttelte zum hundertsten Mal den Kopf.
    «Nein, Mann. Mir geht's gut. Kümmer dich lieber drum,
    dass Jessie sicher zu ihrer Mutter kommt.»
    Jeffrey klopfte ihm auf die Schulter. «Wir reden mor‐
    gen, wenn dir das lieber ist.»
    «Mir geht's gut», beharrte Robert. Und selbst als sie ihn in den Krankenwagen hievten, bat er nur: «Kümmer dich
    um Jess.»
    Jeffrey schlenderte zum Haus zurück, doch er ging nicht
    hinein.

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