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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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ihm damit zu beweisen, dass
    sie Recht hatte.
    «Wonach suchst du überhaupt?», wollte er wissen.
    Dann fiel ihm ein, dass Jessie nebenan war. Leiser fuhr er fort: «Glaubst du, mein bester Freund ist ein Mörder?»
    «Er hat zugegeben, dass er den Mann erschossen hat.»
    Jeffrey ging zur Tür, er wollte raus, weg von Sara. Doch wieder lief sie hinter ihm her. Sie wusste einfach nicht, wann sie ihn gehen lassen musste.
    Sara stemmte die Hände in die Hüften und sprach so,
    wie sie wahrscheinlich mit ihren kleinen Patienten redete.
    «Denk darüber nach, was sie gesagt haben, Jeffrey.»
    «Ich muss nicht darüber nachdenken», gab er zurück,
    doch je mehr Sara sagte, desto mehr kam er ins Grübeln, und die Schlüsse, die er zog, gefielen ihm nicht besonders.
    Schließlich fragte er: «Warum tust du das?»
    «Die zeitliche Abfolge stimmt einfach nicht mit dem
    überein, was wir auf der Straße gehört haben.»
    Jeffrey schloss die Haustür. Er wollte nicht, dass jemand ihre Unterhaltung mit anhörte. Durch das schmale Fenster
    in der Tür sah er, wie die Hilfssheriffs mit dem Fahrer des Krankenwagens sprachen, der gerade angekommen war.
    Sara sagte: «Von dem Schrei bis zum ersten Schuss hat
    es eine Weile gedauert.»
    Er versuchte sich zu erinnern, doch es gelang ihm nicht.
    Trotzdem sagte er: «So ist es nicht passiert.»

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    «Der Schuss ist erst nach ein paar Sekunden gefallen.»
    «Wie viele Sekunden?»
    «Vielleicht fünf.»
    «Weißt du, wie lang fünf Sekunden sind?»
    «Weißt du es?»
    Er sah, wie Hoss' Wagen am Straßenrand hielt. Es war
    noch derselbe schäbige Streifenwagen wie damals, als Jef‐
    frey ein Teenager war. In der elften Klasse hatten Jeffrey und Robert den Wagen jedes Wochenende waschen müssen, als Strafe dafür, dass sie in der Schule einen armen Neuntklässler mit Paketband an den Wasserspender gefesselt hatten.
    «Na gut», lenkte Jeffrey ein. Er wollte das hier endlich hinter sich bringen. «Fünf Sekunden. Das passt doch zu ihrer Geschichte – sie hat geschrien, Robert hat ihn weggesto‐
    ßen, er hat geschossen. Das könnte fünf Sekunden dauern.»
    Sie starrte ihn an. Er wusste nicht, ob sie ihn für einen Idioten oder einen Lügner hielt. Doch sie überraschte ihn, indem sie sagte: «Ich kann mich nicht erinnern, was sie gesagt haben, ob sie zuerst geschrien hat oder er den Kerl erst
    weggestoßen hat.» Dann setzte sie nach, wahrscheinlich
    aus purer Boshaftigkeit: «Wenn du Robert helfen willst,
    seine Geschichte zurechtzubiegen, solltest du es tun, bevor
    er eine offizielle Aussage macht.»
    Jeffrey beobachtete, wie Hoss mit den Hilfssheriffs re‐
    dete. Er trug eine Anglerweste und einen alten zerknitterten Hut, an dessen Krempe Köder steckten. Jeffrey spürte,
    dass Angst in ihm aufstieg.
    Er sagte: «Der zweite Schuss ist erst gefallen, als ich
    schon bei dir war. Das war wie viel später, nochmal zehn Sekunden?»
    «Ich weiß nicht. Auf jeden Fall nicht gleich.»

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    «Vielleicht hat Robert seine Waffe gesucht.»
    «Stimmt.» Dass sie ihm Recht gab, überraschte ihn wie‐
    der.
    «Und der nächste Schuss kam wenige Sekunden danach,
    oder?» Als sie nicht antwortete, sagte er: «Vielleicht zwei oder drei Sekunden später?»
    «Ungefähr.»
    «Das könnte passen», beharrte er. «Der Typ schießt auf
    ihn, Robert geht seine Waffe holen. Es ist dunkel, er findet
    sie zuerst nicht. Während er sucht, wird er angeschossen, aber dann schafft er es doch noch zurückzuschießen.»
    Sie nickte, doch überzeugt wirkte sie nicht. Jeffrey
    ahnte, dass sie ihm etwas verschwieg, und dabei lief ihnen
    die Zeit davon.
    «He», sagte er. Am liebsten hätte er sie geschüttelt.
    «Was verschweigst du mir?»
    «Nichts.»
    «Ich meine es ernst, Sara. Da ist doch noch was.»
    Ohne zu antworten, blickte sie aus dem Fenster.
    Hoss stand immer noch am anderen Ende der Auffahrt.
    Der Krankenwagen gab ein Piepen von sich, als er rück‐
    wärts in die Auffahrt fuhr. Mit jedem Piepen schien Jef‐
    freys Frust größer zu werden, und als Sara das Haus verlassen wollte, packte er sie am Arm.
    Überrascht rief sie: «Was machst du –»
    «Kein Wort zu ihm», warnte er sie. In diesem Moment
    hatte er das Gefühl, die Welt drohte in Stücke zu brechen, und er konnte es nicht aufhalten. Wenn Sara nur ein paar Stunden schweigen könnte, würde er der Sache selbst auf
    den Grund kommen.
    Sara versuchte sich loszureißen und funkelte ihn ent‐
    rüstet an. «Lass mich.»

    157
    «Versprich es

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