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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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bewegte. Ihr Blick fiel auf eine Karteikarte, die über ihr in der Sonnenblende klemmte. Es war eine hastig von Frauenhand gekritzelte Einkaufsliste, und zwischen den Stößen las Sara im Stillen die Posten.
Eier   … Milch   … Saft   … Klopapier   …
    Sie drehte sich zur Seite, damit ihr der Schaltknüppel nicht in den Rücken stieß, und diese Bewegung reichte schon, dass Jeffrey zum Ende kam und wie ein Sack Mehl auf ihr zusammensackte.
    Sara fasste sich an die Stirn und fragte sich, in welchem Film sie hier war. Dann flüsterte sie: «Na, das war romantisch!»
    Jeffrey antwortete nicht, und als sie ihm die Hand auf den Rückten legte, drehte er schnaufend den Kopf.
    Er war eingeschlafen.
     
    Sara wachte mit rasenden Kopfschmerzen auf, die sich vom Nacken bis zur Stirn zogen. Sie wollte gar nicht wissen, wie sich Jeffrey heute Morgen fühlte, aber irgendwiehatte er es verdient, wenn er Qualen litt. Weiß Gott, sie hatte in ihrem Leben schon mal schlechten Sex gehabt, aber letzte Nacht rangierte ganz weit oben auf der glücklicherweise kurzen Liste.
    Als sie sich auf der Couch aufrichtete, suchte sie nach ihren Schuhen und fragte sich, wie viel Uhr es sein mochte. Dem Stand der Sonne nach, die durchs Fenster fiel, hätte sie kurz vor zehn geschätzt, doch die Uhr auf dem Kamin belehrte sie eines Besseren. Es war fast Mittag.
    «Mist», murmelte sie und streckte sich. Ihr Rücken war total verspannt. Sie dehnte den Rücken und bewegte die Schultern und machte sich dann auf die Suche nach Nell. Die Küche war leer, Töpfe und Pfannen trockneten im Waschbecken. Durchs Fenster entdeckte sie Nell im Nachbargarten, eine Axt über dem Kopf erhoben. Im nächsten Moment ließ sie die Axt auf die Kette sausen, mit der die Hunde an den Baum gefesselt waren.
    «Was war das denn?», meldete sich eine Stimme hinter Sara. Als sie sich umdrehte, stand ein kleiner dunkelhaariger Junge in der Tür. Er trug nichts als Shorts, seine nackte Brust wölbte sich nach innen.
    «Jared?»
    «Ja, Ma’am», sagte er und sah sich um. «Wo ist meine Ma?»
    «Sie ist draußen.» Sara fragte sich, ob es in Nells Sinne wäre, dass ihr Sohn wusste, was sie da tat. Doch ehrlich gesagt war Sara selbst neugierig.
    Jared trottete mit schlurfenden Turnschuhen zur Hintertür. Dieses seltsame Phänomen war Sara mehr als vertraut – es schien, als ob Jungs erst mit zwanzig lernten, dass man beim Gehen die Füße hochhob.
    Sie folgte ihm mit einem Sicherheitsabstand, um denStaubwolken zu entgehen, die er aufwirbelte. Jared erinnerte sie an Pig Pen von den Peanuts.
    Nell stand auf der Veranda des Nachbarn und legte den Hunden Leinen an. Als sie Jared sah, rief sie: «Du solltest doch im Bett sein.»
    «Mir ist langweilig.»
    «Das hättest du dir überlegen können, bevor du behauptet hast, du wärst zu krank für den Ausflug.» Nell lächelte Sara an. «Hast du dich Frau Dr.   Linton vorgestellt?»
    «Doktor?», fragte er mit einem Anflug von Unbehagen.
    Nell sagte: «Geh lieber schnell ins Bett, bevor sie kommt und Fieber misst.»
    Irgendetwas kam Sara an seiner Reaktion vertraut vor – die Art, wie er den Mund verzog, der Unmut, der in seinen Augen aufflackerte   –, und sie ertappte sich, wie sie den Jungen mit offenem Mund anstarrte.
    «Was ist?», fragte Jared und warf ihr noch einen vertrauten Blick zu.
    Sara schüttelte den Kopf, sie wagte nicht zu sprechen. Die Ähnlichkeit mit Jeffrey war verstörend.
    Nell sah ihr Gesicht und scheuchte Jared davon. «Ab marsch . Und nimm Mamas Axt mit rein.»
    Er schlurfte zurück ins Haus, die Axt hinter sich herschleifend, und Sara biss die Lippen zusammen und versuchte, sich die Frage zu verkneifen, die auf der Hand lag.
    Nell schnalzte mit der Zunge und riss an den Leinen. Die Hunde machten Platz. «Du guckst, als hättest du was zu sagen.»
    «Das geht mich nichts an.»
    «Hat mich noch nie abgehalten.» Nell führte die Hunde ums Haus herum, dann sagte sie zu Sara: «Jeffrey weiß nichts davon.»
    Sara nickte. Sie wusste immer noch nicht, was sie sagen sollte.
    Mit einem Seufzer ließ sich Nell auf der Bank vor dem Nachbarhaus nieder. «Ich habe Possum ein paar Wochen nachdem Jeffrey nach Auburn gegangen ist, geheiratet.»
    «Und du hast Jeffrey nichts gesagt?»
    «Damit er zurückkommt und mich ehelicht?», fragte sie zurück und streichelte einen der Hunde. «Das hätte doch nichts gebracht. Wir hätten uns nach einer Woche gegenseitig umgebracht. Ich bin ihm auf die Nerven gegangen, weil

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