Schattenblume
kopfüber in den Truck zu klettern.
«Warte.» Sara hielt ihn fest, als er abrutschte. Dann legte sie ihm die Hände auf den Hintern und schob ihn hinein.
Er lallte: «V-v-verdammt langer Tag heute.»
«Ich fasse es nicht, dass du in dem Zustand gefahren bist.»
«Wer sperrt
mich
schon ein?», fragte er zurück. «Hoss hätte Robert nie eingesperrt. Ich bin dran schuld.» Er legte die Hände ans Steuer. «Mann, ich bringe wirklich Unglück. Kaum dass ich hier auftauche, geht die ganze Stadt vor die Hunde.»
«Rutsch rüber», sagte sie und gab ihm einen Schubs.
«Männer ham’s nicht gern, wenn Frauen fahren.»
Sie lachte und schob ihn mit Gewalt rüber. «Komm schon, du großer Junge. Morgen früh bist du wieder ein Mann.»
Auf dem Boden klirrten Bierflaschen, als er auf die Beifahrerseite rutschte. Er beugte sich vor und ging die Flaschen durch. «Scheiße», sagte er. «Wir brauchen mehr Bier.»
«Wir besorgen welches», sagte sie, stieg ein und schlug die Tür zu, dass das Führerhaus zitterte. Sie griff zum Zündschloss, doch der Schlüssel steckte nicht.
«Wahrscheinlich kriegt er die Spritze», sagte Jeffrey, und sie hörte den Kummer in seiner Stimme. «O Gott, o Gott.» Er legte sich die Hand über die Augen.
Sara starrte den Eingang zur Leichenhalle an. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Während der Zeit in der Notaufnahme des Grady Hospital hatte sie mit vielen Betrunkenen zu tun gehabt. Man konnte nicht mit ihnen diskutieren, wenn sie nicht mehr logisch dachten.
Sie fragte: «Wo sind die Schlüssel?»
Jeffrey lehnte den Kopf gegen das Fenster und schloss die Augen. «In meiner Hosentasche.»
Sara starrte ihn an, sie wusste nicht, ob sie ihn ohrfeigen oder ihn trösten sollte. Schließlich sagte sie: «Rück ein Stück rüber.» Sie griff ihm in die Hosentasche.
Er lächelte und schob ihre Hand in seinen Schritt. In Anbetracht seines Vollrauschs war Sara überrascht, dass seine Libido noch funktionierte.
«Hey», protestierte er, als sie die Schlüssel fand und die Hand wegzog.
«Sorry», sagte sie unbeeindruckt und suchte den Zündschlüssel heraus.
«Wie wär’s mit ’nem Blowjob?»
Sie lachte. «Du bist derjenige, der betrunken ist, vergessen?Nicht ich.» Sie ließ den Motor an und war erleichtert, als sie beim ersten Versuch Erfolg hatte. «Schnall dich an.»
«Hier gibt’s keine Gurte», sagte er und rutschte wieder näher an sie heran.
Sara trat auf die Kupplung und legte den Rückwärtsgang ein. Jeffrey saß jetzt so, dass er den Schaltknüppel zwischen den Beinen hatte. Sie fragte: «Wie viel hast du getrunken?»
«Zu viel», sagte er und rieb sich die Augen.
Der Schein eines Neonschilds erleuchtete das Wageninnere, als Sara zurücksetzte, und sie zählte mindestens acht leere Bierflaschen, die auf dem Boden herumrollten. Jeffrey trug schwarze Stiefel, die sie noch nie gesehen hatte, ein Hosenbein war hochgerutscht und entblößte seine haarige Wade.
Als sie auf der Straße waren, fragte sie: «Wann wurde Robert verhaftet?»
«Kurz nachdem ich dich allein gelassen habe», sagte er und schlug den Kopf gegen die Scheibe. «Er wollte mit mir reden. Ich war so froh, dass er mit mir reden wollte.»
Dann schwieg er, und Sara musste nachhaken. «Was hat er gesagt?»
«Dass er es getan hat», sagte Jeffrey und warf resigniert die Arme in die Luft. «Ich stand da in ihrem gottverdammten Empfangszimmer, und er hat mir in die Augen gesehen und gesagt, dass er’s getan hat.»
Sara konnte der ganzen Geschichte nur schwer folgen. Trotzdem sagte sie: «Es tut mir Leid.»
«Kommt vom Supermarkt zurück und knallt ihn einfach ab. Ohne ein Wort zu sagen.»
Sara konnte sich nur wiederholen. «Es tut mir Leid.»
«Du hattest Recht.»
«Ich wollte nicht Recht haben.»
«Meinst du das ehrlich?»
Sie sah ihn an. Langsam wurde er wieder er selbst, nur seine Fahne war immer noch so stark, dass sie sich lieber wieder der Straße zuwandte. «Natürlich meine ich das ehrlich.» Sie legte ihm die Hand aufs Bein. «Es tut mir Leid, dass alles so gekommen ist. Ich weiß, dass du getan hast, was du konntest.»
«Du wirst mir nicht glauben», sagte er. «Ich weiß, dass du vorher gesagt hast, dass Robert lügt, und ich hab dir gesagt, dass es nicht stimmt, aber jetzt glaube ich, dass du Recht hast. Ich meine – ich glaube, dass er jetzt lügt.»
Sara starrte auf die Straße.
«Du denkst, ich sage das, weil er mein Freund ist, aber das stimmt nicht. Ich weiß, wie verworren das alles
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