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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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mitgenommen, als er in einem Kissenbezug tragen konnte.» Dann setzte er nach: «Andererseits weiß man ja nie, oder? Ich schätze, das Gleiche haben die Leute auch von deinem Vater gesagt, bevor er mit den Typen hochgenommen wurde, die meinen Onkel Dave auf dem Gewissen haben.»
    Sara sah, wie Jeffrey schluckte.
    Reggie fuhr fort: «Man weiß nie, wozu die Menschen fähig sind. Eben stiehlt er noch einen Rasenmäher, und am nächsten Tag legt er kaltblütig einen Deputy um.»
    Sara hatte das Gefühl, sie müsste etwas sagen, aber es fiel ihr nichts ein. Jeffrey hatte die Fäuste geballt, als hätte er Reggie am liebsten windelweich geprügelt. Reggie hob trotzig das Kinn.
    Sara versuchte, die beiden abzulenken. «Reggie, könnten Sie vielleicht mitschreiben?»
    Nur widerwillig wandte Reggie den Blick von Jeffrey ab. «Kein Problem, Ma’am», sagte er und holte sein Notizheft heraus. Er warf Jeffrey noch einen Blick zu. «Ich helfe doch gern.»
    Während er mitschrieb, ging Sara die Ergebnisse nocheinmal von vorne durch, denn sie hatte keine Lust, Paul später wegen seiner Aufzeichnungen nachlaufen zu müssen und damit die Abreise aus diesem gottverlassenen Nest auch nur eine Minute länger hinauszuzögern. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Jeffrey Luke Swan anstarrte. Sie fragte sich, woran er wohl dachte. Er hatte ihr nicht erzählt, dass die Schießerei, in die sein Vater verwickelt gewesen war, den Tod eines Polizisten zur Folge gehabt hatte. Reggie hatte offensichtlich ins Schwarze getroffen, denn Jeffreys Wut hatte sich in eine Traurigkeit verwandelt, die Sara körperlich zu spüren meinte.
    Der Rest der Obduktion war Routine, soweit man bei einem Erschossenen von Routine reden konnte. Weder gab es besondere Erkenntnisse noch Hinweise, die dem, was Robert letzte Nacht gesagt hatte, widersprachen. Jahrelanger Drogenkonsum und ungesunde Ernährung hatten zu Kalziumablagerungen in den Koronararterien geführt. Die Leber war leicht vergrößert, doch in Anbetracht des Alkohols, den Sara in Swans Magen fand, war das normal. Was die fehlende Kugel anging, hatte Reggie im Haus vielleicht etwas übersehen, oder sie steckte tiefer im Hirn. Sara öffnete Swans Schädel nicht, damit später noch Röntgenaufnahmen gemacht werden konnten, falls Hoss sich doch noch entschied, Ermittlungen anzustellen.
    Als Sara den Y-Schnitt mit dem üblichen Matratzenstich vernähte, fielen ihr die Kleider ein.
    Reggie sagte: «Sie sind in einer Tüte auf dem Revier.»
    «Wir haben sie nicht hier?», wunderte sich Sara. Das war seltsam.
    «Hoss hat sie heute früh zur Beweisaufnahme mitgenommen.» Reggie blätterte in seinem Notizheft zurück. «Ein Paar Levis, Größe 29/​30, ein Paar Nike-Turnschuheund weiße Socken, ein Portemonnaie mit sechs Dollar und dem Führerschein.»
    «Keine Unterhose?», fragte Sara.
    Er las noch einmal nach. «Anscheinend nicht.»
    «Autoschlüssel?»
    «Er ist nie selbst gefahren. Hat vor drei Jahren wegen Trunkenheit am Steuer seine Fahrerlaubnis verloren.»
    «Das heißt nicht, dass er nicht fährt», wandte Jeffrey ein.
    Reggie zuckte die Schulter. «Es hat ihn jedenfalls nie jemand erwischt. Seine Oma hat ein Auto. Die ist total daneben. Hoss hat sie ein paar Mal erwischt, wie sie auf der falschen Straßenseite gefahren ist, und einmal hat sie das Stoppschild auf der Henderson umgemäht. Seitdem springt der Wagen nicht mehr an.»
    Sara zog die Handschuhe aus. «Wo kann ich mich hinsetzen und meinen Bericht schreiben?»
    «Ich sag Deacon White Bescheid», sagte Reggie. «Es stört ihn sicher nicht, wenn Sie sein Büro benutzen.»
    Sara ging zum Waschbecken, um sich die Hände zu waschen. Sie spürte, dass Jeffrey sie beobachtete. Doch als sie versuchte, seinen Blick aufzufangen, kam White herein, und er sah weg.
    «Also», sagte White und ging einen Packen Formulare durch. «Das hier sind wahrscheinlich die, die Sie benutzen.»
    Sara warf einen Blick auf die Obduktionsvordrucke. «Ja, vielen Dank.»
    «Ich fülle sie meistens da drüben aus», sagte er dann und rollte ihr einen Stuhl an die Arbeitsplatte neben dem Waschbecken.
    «Bestens.»
    Jeffrey sagte: «Ich warte im Wagen auf dich» und ging hinaus.
    «Ich lasse Sie dann mal arbeiten», sagte White.
    Sara zog den Stuhl an die Theke und begann zu schreiben. Reggie schlenderte zu ihr herüber und sah ihr über die Schulter, während sie ihren Namen und die verschiedenen Angaben in das Formular eintrug, die der Staat von ihr verlangte. Sie notierte Luke

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