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Schattenblume

Schattenblume

Titel: Schattenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Swans Adresse und Telefonnummer, dann Gewicht und Maße seiner Organe und andere Auffälligkeiten, die sie gefunden hatte. Als sie zum Schluss kam, räusperte sich Reggie. Sara sah ihn an und wartete darauf, was er zu sagen hatte.
    Irgendwie rechnete sie damit, dass er sich über Jeffrey beschwerte. Doch stattdessen fragte er: «Routine für Sie?»
    Sara wog ihre Worte ab. Sie wusste nicht, ob sie dem Mann vertrauen konnte. «Eine Schießerei ist nie Routine.»
    «Stimmt», gab er zu. Er wählte seine Worte genauso vorsichtig wie sie. «Wie lange kennen Sie Jeffrey Tolliver schon?»
    «Eine Weile. Warum?»
    «Nur so.»
    «Sonst noch was?»
    Reggie schüttelte den Kopf, und Sara konzentrierte sich wieder auf den Bericht.
    Ein paar Minuten später räusperte er sich wieder, und sie sah ungeduldig auf.
    Er sagte: «In das Magazin der Beretta passen sieben Kugeln.»
    «Dann müssten noch fünf im Magazin sein.»
    «Sechs, wenn eine in der Kammer war.»
    Anscheinend musste man ihm alles aus der Nase ziehen. «Und wie viele waren drin?»
    «Sechs.»
    Sie legte den Stift zur Seite. «Reggie, was wollen Sie mir sagen?»
    Er mahlte mit den Kiefern, genau wie Jeffrey, wenn er wütend war.
    «Wenn Sie etwas zu sagen haben, dann sagen Sie es.» Sie spürte, dass sie so bei ihm nicht weiterkam, doch sie konnte auch nicht ständig Rücksicht auf anderer Leute Befindlichkeiten nehmen. «Reggie, wenn Ihnen in dieser Sache etwas Verdächtiges aufgefallen ist, müssen Sie es sagen. Ich kann nur diese Formulare hier ausfüllen, nicht mehr. Ich bin kein Polizist, und ich bin auch nicht Ihre Mutter.»
    «Lady», begann Reggie, seine Stimme zitterte vor Wut. «Sie wissen gar nicht, in was Sie sich da hineinziehen lassen.»
    «Das klingt mir sehr nach einer Drohung.»
    «Es ist eine Warnung», sagte er. «Sie scheinen ein netter Mensch zu sein, aber meiner Meinung nach lassen Sie sich mit den falschen Leuten ein.»
    «Das haben Sie mehr als deutlich gemacht.»
    «Vielleicht sollten Sie sich mal überlegen, warum die Leute Sie ständig vor ihm warnen.» Er tippte sich an den Hut, als Sara zur Tür ging. «Ma’am.»

KAPITEL ZWÖLF
    D ie Hitze draußen fühlte sich an wie eine Wand, als Sara aus dem Bestattungsinstitut kam. Am Himmel sah sie die Vorboten eines Gewitters, doch die aufkommenden Wolken kühlten die Luft nicht ab. Als Sara bei Jeffrey am Wagen ankam, rann ihr der Schweiß in Bächen den Rücken hinunter. Trotzdem schlug sie vor: «Lass uns ein paar Schritte gehen.»
    Er stellte keine Fragen, als sie den Friedhof hinter dem Gebäude überquerten. Es ging kein Lufthauch, und Sara wurde von der Hitze schwindelig, als sie die Anhöhe hinaufstiegen. Sara lief immer weiter, las geistesabwesend die Inschriften der Grabsteine, während sie sich dem Wäldchen hinter dem Friedhof näherten. Im Zaun war eine Pforte, die Jeffrey ihr aufhielt.
    Es wurde dunkler, als sie in den Wald kamen, und Sara wusste nicht, ob es an dem dichten Blätterdach über ihren Köpfen lag oder an dem sich zusammenbrauenden Gewitter. So oder so, im Schatten war es plötzlich merklich kühler, und dafür war sie dankbar.
    Sie folgten einem schmalen Pfad. Jeffrey ging voraus, drückte Äste zur Seite und machte den Weg frei. Über ihnen sangen Vögel, und sie hörte das Zirpen einer Grille – oder das Zischen einer Schlange, je nachdem, wie viel Spiel man seiner Phantasie ließ.
    Schließlich brach sie das Schweigen. «Ich weiß, dass wir hier in Alabama sind, aber ich verstehe trotzdem nicht, wieso sich keiner gefragt hat, weshalb Luke Swan kein T-Shirt anhatte.»
    Jeffrey riss einen Zweig von einem niedrigen Ast. «Nie mand scheint sich hier groß Fragen zu stellen.» Er sah sich über die Schulter nach ihr um. «Vor dem Fenster waren keine Fußspuren.» Er überlegte kurz, dann sagte er: «Der Boden war natürlich trocken. Man könnte behaupten, dass niemand in dem trockenen Boden Spuren hinterlassen hätte.»
    «Ich finde, es wird ganz schön viel behauptet», sagte sie und zuckte zusammen, als sich eine Wurzel in ihre Ferse grub.
    Er blieb stehen und drehte sich zu ihr um. «Ich konnte nicht erkennen, ob das Fliegengitter von außen oder von innen eingedrückt wurde.»
    «Und was willst du jetzt tun?»
    «Gott», sagte er und warf den Zweig in den Wald. «Ich weiß es nicht.» Dann kniete er sich hin und begann seine Schnürsenkel zu lösen.
    «Was machst du denn da?»
    «Mit deinen Sandalen kannst du genauso gut barfuß gehen.» Er zog seine Turnschuhe aus

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