Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
sie das blutige Stück aus dem Teppich im Kofferraum geschnitten hatte. Sie hatte die Schutzkappe auf die Klinge gesteckt und das Skalpell in der Kitteltasche verstaut.
»Der Sprengstoff ist nicht im Auto«, bemerkte sie. »Wir haben den Wagen bis ins Letzte untersucht.«
»Nein. Er ist im Rucksack.«
Theresa und Cavanaugh wurden nach vorn geschleudert, als Jessica plötzlich hart bremste.
»Pass auf, Jessie.«
»Ein Auto hat mich geschnitten. Was meinst du damit, im Rucksack? Weg damit!«
»Wir haben doch so oft darüber gesprochen.«
»Aber das Bild ist im Rucksack.«
»Genau. Das Bild, das du unbedingt stehlen musstest, auch wenn sie in dem Moment, in dem sie den Diebstahl bemerken, wissen werden, dass du nicht die kleine unschuldige Sekretärin bist.«
Lucas zog mehr Geld aus dem Seesack und warf es aus seinem Fenster. Theresa konnte nur den Scheitel der jungen Frau sehen, nicht ihr Gesicht, doch ihre Stimme klang wie Stahl: »Es ist ein verdammter Picasso! «
»Ich hatte alles perfekt geplant! Wir hätten einfach nur abhauen müssen, und niemand hätte etwas erraten, und du hast es vermasselt, weil du deine Finger nicht von einem bescheuerten Stück Leinwand lassen konntest!«
»Es ist ein Bild aus der Vollard Suite.«
»Es ist nicht den Rest unseres Lebens wert!«
Theresa erinnerte sich, wie der Hund gebellt hatte, als Lucas Jessica zu den Aufzügen gedrängt hatte, jedoch fast wieder ruhig war, als sie zurückkehrte. Deshalb hatte Jessica den Plastiksprengstoff getragen, oder zumindest einen Teil davon. Jessica, die Künstlerin, die wusste, wo die edle Einrichtung aus den neu möblierten Vorstandsbüros gelagert wurde. Die wusste, wie eine winzige Menge Sprengstoff das Türschloss sprengen würde, und die mit einer farbbefleckten Hose von diesem Ausflug zurückkehrte. Jessica, die Kunst fast ebenso sehr liebte wie ihren Sohn – und wahrscheinlich mehr als ihren Freund, weil sie durch diese Aktion vielleicht sogar ihre gemeinsame Zukunft ruiniert hatte.
Deshalb war Lucas so verärgert gewesen, als sie mit dem Rucksack in die Lobby zurückkehrte. Nicht, weil sie weniger Geld mitbrachte, als er erwartet hatte, sondern weil er beim Öffnen des Rucksacks das Gemälde fand.
»Du musstest unbedingt das Geld haben«, schoss Jessica zurück. »Warum mussten wir denn bis zu dieser dämlichen Lieferung warten? Früher hätten wir sie viel leichter im Verkehr um das Convention Center abhängen können!«
»Wenn du das Gemälde nicht geholt hättest, hätten wir irgendwo neu anfangen können. Du wärest eine Künstlerin, ich würde die Galerie managen. Aber wenn sie herausfinden, dass wir unter einer Decke stecken, dann werden sie nie aufhören, uns zu suchen. Wir werden ab jetzt für immer im Untergrund leben müssen, Jessie, und dafür brauchen wir sehr, sehr viel Geld.«
Theresa behielt ihn scharf im Auge, während sie mit dem Fuß unter ihren Laborkittel fuhr. Langsam, Zentimeter für Zentimeter, hob sie die Seitentasche an und ließ ihre freie linke Hand in Zeitlupe nach unten sinken. Wenn Cavanaugh ihre Bewegungen spürte, gab er es nicht zu erkennen.
Lucas dämpfte seine Stimme, sprach durch zusammengebissene Zähne weiter, was fast komisch geklungen hätte, wenn sie nicht mit vier Millionen Dollar und einer Bombe im Auto durch die Stadt gebraust wären. »Wenn es zerstört wird, werden sie annehmen, dass irgendein anderer Bankangestellter sich die Situation zunutze gemacht hat.«
»Wenn es einfach nur verschwindet, werden sie dasselbe denken.«
»Wenn er sich umdreht«, hauchte Cavanaugh ihr ins Ohr, »erwürgen wir ihn. Sie müssten dann nach dem Gewehr greifen. Richten Sie den Lauf nach oben.«
Sie nickte nahezu unmerklich, die Bewegung hätte auch durch eine Erschütterung des Wagens verursacht sein können. Ihre Finger vergruben sich in der Kitteltasche. Sie war immer froh über die tiefen Taschen gewesen, doch jetzt erschwerten sie die Suche nach dem Skalpell. Ihr Oberschenkel protestierte schmerzhaft, als sie die Tasche mit ihrem Fuß einen Zentimeter nach oben hob.
Lucas musste nur einen Blick nach hinten werfen, um ihr erhobenes Knie zu bemerken. »Was tun Sie da? Hören Sie auf herumzuzappeln.«
Sie drehte sich noch ein wenig, und das Skalpell rutschte in ihre Hand. »Es ist ziemlich eng hier hinten.«
Doch auch wenn Lucas sie genau beobachtete, waren seine Gedanken bei seiner Freundin. »Es ist deine Absicherung, Jessie. Wenn sie uns schnappen, dann kannst du immer sagen, dass
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