Schattenbraut - Black, L: Schattenbraut - Takeover (1)
ganzen Nachmittag nicht einmal geschnieft oder gehustet. Sie haben seine Nase mit Fruchtsaft etwas gerötet, damit die Tagesmutter ihn wegen seiner Erkältung nicht nehmen würde. Sie haben genügend Snacks für ihn dabei, da Sie ja wussten, dass er kein Mittagessen bekommen würde.«
Jessica legte einen Kabelbinder um Theresas rechtes Fußgelenk und einen um Cavanaughs linkes und verband diese mit einem dritten. Sie zog das Plastik so eng zusammen, dass es die Blutzufuhr abschnürte. »Das alles war nur für ihn«, verkündete sie.
»Dasselbe an den Handgelenken«, trug Lucas seiner Freundin auf.
Theresa protestierte. »Nein, das tut zu weh.«
Jessica streifte Theresa den Kabelbinder ohne zu zögern über das rechte Handgelenk. Theresa hielt ihn so, dass er sich um die Knochen herum festzog und die aufgeschürften Bereiche verschonte. Die Hand würde dadurch wahrscheinlich taub werden, aber mehr konnte sie nicht tun.
Das Telefon am Informationsschalter begann zu klingeln. Lucas ignorierte es, genau, wie sie es erwartet hatte. Er konnte das Risiko nicht eingehen, sich aus seiner Deckung zu begeben.
Cavanaugh fragte: »Was wird das hier, Lucas?«
»Wir werden so vorgehen: Jessie, setz Ethan hinter den Fahrersitz. Du musst fahren.«
»Aber ich war noch nie in dem Auto!«
»Tritt einfach aufs Gaspedal und steuere. Es hat eine Automatikschaltung, und wir haben keine andere Wahl. Ich werde hinter euch zweien hinausgehen. Die Scharfschützen befinden sich alle auf der anderen Seite der Straße, richtig, Chris?« Als der Unterhändler nicht antwortete, schlang sich Lucas das Gewehr über die Schulter, zog die Pistole aus seinem Gürtel und richtete sie auf Cavanaughs Kopf. Dann wiederholte er seine Frage.
»Ich weiß es nicht! Man sagt mir nicht, wo sich die Scharfschützen positionieren! Ich könnte sonst etwas verraten.«
Lucas dachte darüber nach. »Das stimmt, ich erinnere mich, das gelesen zu haben. Ich mache mir auch keine Sorgen über die auf der Bibliothek. Das Auto wird mich schützen«, fügte er erklärend an Jessica gewandt hinzu. »Vom Dach des Gebäudes aus muss man geradeaus nach unten zielen, und das Sonnensegel wird ihnen bis zuletzt den Blick versperren.« Er richtete den Lauf des Gewehres auf Theresa und Cavanaugh. »Ihr zwei setzt auch auf die hintere Beifahrerseite. Ich werde vor euch sitzen.«
Ein Bild formte sich vor Theresas innerem Auge, und es war kein schönes. Die Scharfschützen würden nur noch einen Senkrechtschuss durchführen können, es war die letzte Chance, Lucas zu stoppen – und er würde sich schon wieder hinter ihnen verstecken. Sie hätte kotzen können.
»Los, auf die Beine«, befahl er. »Jessie, nimm Ethan und mach dich bereit. Beweg dich schnell, aber keine Panik – sie werden nicht auf dich schießen. Hier sind die Schlüssel. Setz dich rein, starte den Motor und fahr los. Mach dir keine Gedanken um mich, ich werde schon hineinkommen.«
Theresa und Cavanaugh rappelten sich behutsam auf, versuchten, ihre Bewegungen zu koordinieren. Schließlich standen sie, doch das dreibeinige Gehen erforderte ihre volle Konzentration. Theresa schlang ein paar ihrer Finger um seine. Er lächelte und drückte zu, doch sie hatte das nicht getan, um ihn moralisch zu unterstützen. »Bitte versuchen Sie, nicht an meinem Handgelenk zu zerren.«
»Klar.« Das Lächeln verschwand.
Theresa fühlte sich ein wenig schuldig. »Ich werde dafür versuchen, nicht an Ihre Brust zu kommen.«
»Ich fürchte, das wird sich nicht vermeiden lassen. Auf dem Rücksitz wird es verdammt eng werden mit den zwei Seesäcken in der Mitte.«
»Ruhe.« Lucas duckte sich hinter ihnen, hielt sich mit einer Hand an Cavanaughs Hemd fest und drückte mit der anderen Theresa die Pistole ins Kreuz. Sein Kopf war hinter ihren Schultern verborgen. »Los, Jessie.«
Ihren Sohn fest umklammernd, rannte sie hinaus und um den Mercedes herum. Lucas schob sie an, und Theresa und Cavanaugh stolperten zur Beifahrerseite. Lucas schlüpfte auf den Vordersitz und nahm sie sofort ins Visier, während Theresa und Chris sich noch umständlich auf den Rücksitz quetschten. Der Gewehrlauf erschien neben der Kopfstütze. Er musste nur den Abzug betätigen, und sie und Cavanaugh wären erledigt.
Sie hoffte inständig, dass Rachael hierbei nicht zusah.
»Los, rein«, sagte er. »Tür zu, oder ich erschieße euch beide.«
Sie hörte einen lauten Knall. Zwei Löcher erschienen im Asphalt. Vor dem Auto schlugen noch mehr Kugeln
Weitere Kostenlose Bücher