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Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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erschaffen, der sein Werk vollendet. Ich wandele zwischen den Welten, bin weder Mensch noch Sphärenwesen. Dem Spektakel bin ich keine Rechenschaft mehr schuldig.«
    »Aber der Schmied hat uns seine Rückkehr versprochen!«
    »Sein Geist wohnte immer schon im Gefüge … er schuf es, damit mein Körper in die Sphäre übertreten kann. Dies tat ich - nun ist es an mir, die Welt zu formen.« Die Maske glomm auf, während Darsayn sich in den Armen des Gefüges wand. »Es macht mir Angst, Darsayn - ich weiß nicht, ob ich diese Aufgabe erfüllen kann. Das Gefüge flüstert mir Befehle zu … verlangt von mir, die Welt zu gestalten, sie in einen Ort zu verwandeln, an dem Menschen und Goldei in Frieden leben können. Und es verspricht mir ein Ende aller Qualen.« Nun trat auch Laghanos' Körper aus der Sphäre hervor, kaum sichtbar im silbernen Geflecht. »Jener Mann, der das Feuer in die Bucht brachte, gleicht mir. Er kann wie ich die Sphäre durchschreiten. Deswegen muss er sterben. Er steht meiner Wandlung im Weg. Doch um ihn zu besiegen, benötige ich mehr Beschlagene.«
    »Das ist unmöglich! Wir können niemanden mehr entbehren.«
    »Es gibt keinen Grund, diese Höhlen länger zu bewachen. Die Angehörigen des Spektakels müssen mir folgen alle!«
    Darsayn hielt den Atem an. »Es benötigt Jahre der Vorbereitung, bis ein Mensch die Schmerzen der Beschlagung ertragen kann.«
    »Folgt mir in die Sphäre, und es wird Euch nichts geschehen. Weigert Ihr Euch aber, ist dies Euer Tod.« Ein Schrei löste sich aus Darsayns Kehle, als das Gefüge ihn von sich stieß. Die Nadeln glitten aus seinen Augen, und er brach auf dem Boden der Höhle zusammen. Blut rann an den Nasenflügeln des alten Mannes herab.
    »Was hat er gesagt?« rief Benris, der an seine Seite eilte. »Sprecht, Haubenträger!«
    Darsayn gab keine Antwort. Er preßte die Handflächen auf die blutenden Augen. Das Gefüge zog unterdessen seine Drähte zurück. Die blutigen Spitzen scharrten auf dem Felsengrund - ein Geräusch, das Darsayn durch Mark und Bein ging Die Zähmung der Quellen war Durta Slargins Vermächtnis an die Menschheit gewesen. Vier magische Logen sahen sich in seiner Nachfolge. Dennoch hatten sie verschiedene Ansichten über das Wesen der Magie. Die Solcata glaubte an die Überlegenheit des menschlichen Geistes, versuchte die Sphäre durch Meditation zu beeinflussen. Die Calindor vertraute auf das Zusammenspiel der Metalle Silber, Eisen, Kupfer und Zinn; ihre Zauberer schmückten sich mit Ringen und Ketten, um die Magie durch ihre Körper fließen zu lassen. Die Malkuda wiederum sah das Wirken der Sphäre durch Gesetze bestimmt, deren Erforschung sie sich widmete. Sie erstellte komplizierte Karten, auf denen die Wechselwirkungen zwischen der Inneren Schicht, der Äußeren Schicht und den Herzen der Quellen verzeichnet waren, und untersuchte den Aufbau der Sphäre; für sie waren die Quellen Lebewesen, die den Menschen sowohl Fluch als auch Segen bringen konnten.
    Die Tathrilya aber war die seltsamste Loge von Gharax. Für sie war Magie eine göttliche Kraft und die Sphäre ein Geschenk Tathrils, dessen Kommen Durta Slargin verkündet hatte. So hatte sich die Tathrilya zu einer Kirche gewandelt und in weiten Teilen von Gharax den Glauben an die alten Götter verdrängt. Längst zählten nicht nur Zauberer zur Priesterschaft, und auch das einfache Volk verehrte Tathril, ohne die Geheimnisse der Sphäre zu kennen.
    Die Sphäre, so lehrten die Priester, verknüpfte Tathril mit den Menschen; sie übermittelte dem Gott die Gedanken, Gefühle, Sorgen und Nöte der Gläubigen. Nichts blieb ihm verborgen, denn die Sphäre lag über allem, durchdrang die gesamte Welt. Viele Priester beschrieben sie deshalb als Auge Tathrils - ein Auge, das niemals geschlossen war, das mal mit Milde, oft aber im Zorn das menschliche Tun betrachtete. Wenn Nhordukael an diese Lehren zurückdachte - vor allem an die Vorträge des einstigen Kirchenoberhauptes Magro Fargh, der ihm den Glauben an Tathril mit der Knute eingebleut hatte - , mußte er unwillkürlich lächeln. Wie absurd kamen ihm die Sprüche heute vor, wie töricht! Wie wenig hatte Magro Fargh von der Sphäre gewußt, geblendet durch die Verehrung jenes Gottes, den es nicht gab, der nichts als eine Erfindung Durta Slargins war, um die Menschen in Abhängigkeit zu halten. Nun, da Nhordukael mit der Sphäre verschmolzen war, wußte er mehr über sie, als er sich jemals hätte träumen lassen.
    Sie war schön. Sie

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