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Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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kannst an dem Beschluß, ihn zu töten, nicht beteiligt gewesen sein. Und als vor acht Jahren meine Mutter Syllana von einer Hundemeute im Wald zerrissen wurde, warst du noch nicht Fürst von Ganata.« Uliman erhob sich von dem Podest. »Am Tod meiner Eltern trifft dich keine Schuld. Kamst du deshalb mit dem Leben davon, Baniter?«
    »Wenn dies so wäre, müßtet Ihr Fürst Binhipar ebenso zu den Unschuldigen rechnen. Auch er entkam Eurer blindwütigen Rache.«
    »Ja, doch Binhipar zerriß die Kette mit Gewalt. Deine hingegen blieb vom Zauber gänzlich unberührt.« Uliman griff unter seinen Prunkmantel und holte eine silberne Kette hervor. An ihr baumelte die Plakette mit dem zum Sprung ansetzenden Luchs. »Die troublinischen Priester haben sie untersucht und konnten das Rätsel lösen. Die Kette der Geneder ist eine Fälschung. Sie gehört nicht zu den zehn Ketten, die der heilige Lysron für den Südbund schmiedete.«
    »Das habt Ihr richtig erkannt«, lobte ihn Baniter. »Die echte wurde bei der Teilung Ganatas an Hamalov Lomis weitergereicht, meine Familie mit jener Nachbildung abgespeist. Im Nachhinein muß ich wohl dankbar sein für diese Schurkerei. Sie rettete mir das Leben.«
    Uliman betrachtete das Kleinod. »Sie ist aus einfachem Silber gefertigt; die wahren Ketten hingegen bestanden aus einer Legierung. Ihr Silber war mit einem fremden Metall vermischt, das eine eigenartige Kraft besitzt. Der heilige Lysron verwendete es, um die Gründer zu einem Bund zu vereinen. Sie konnten von nun an ihre Gedanken miteinander teilen und spürten, wenn einem der Ihren Gefahr drohte …«
    »Den eigenen Tod haben die Gründer dennoch nicht vorhergesehen. Nun wurden die Ketten auch ihren Nachfahren zum Verhängnis. Es war raffiniert und niederträchtig zugleich, sie als Mordwaffen zu verwenden.« Der Junge überhörte die Provokation. »Es war leicht, sie mit einem Zauber zu beherrschen und die Mörder meiner Eltern zu strafen. Der Silberne Kreis fand ein letztes Mal zusammen, die Fürsten einte ihr gemeinsamer Tod. Ich habe ihnen einen würdigen Abgang beschert.«
    Wieder fiel Baniter auf, wie erwachsen Ulimans Sprache klang; die Worte waren zu reif für ein Kind und deshalb besonders abstoßend. »Ihr freut Euch zu früh. Zwei von uns sind am Leben geblieben - ich und Binhipar.«
    »Binhipar Nihirdi entkommt seiner Strafe nicht. Wenn er sich in meine Nähe wagt, wird er sterben.« Uliman warf Baniter die falsche Kette vor die Füße. »Ich besitze nun die letzte der magischen Ketten. Sie besiegelt meine alleinige Macht über Sithar.«
    »Und wieder irrt Ihr Euch.« Baniter lächelte selbstzufrieden. »Vor einigen Jahrhunderten wanderte die Familie Aldra in die Verbannung, nachdem sie mit der Bathaquar-Sekte paktiert hatte. Die Söhne der Kaiserin Tira Aldra, die während der Machtergreifung der Bathaquar den Tod gefunden hatte, wurden auf die Insel Tula gebracht - und nahmen ihre Kette mit sich. Bis zur Teilung Ganatas bestand der Silberne Kreis nur aus neun Mitgliedern, und dementsprechend fehlt eine Kette in Eurer hübschen Rechnung.«
    Der Kaiser starrte ihn ungläubig an. »Davon hat mein Lehrmeister Rumos nichts gesagt! Er befahl mir, den Silbernen Kreis auszulöschen und die Ketten zu vernichten. Von einer verschwundenen Kette war niemals die Rede.«
    »Das unrühmliche Ende der Familie Aldra wird gerne vergessen. Schließlich gehört die Regentschaft Tira Aldras, die in den Umsturz der Bathaquar mündete, nicht zu den Ruhmestagen des Kaiserreiches. Doch sagtet Ihr nicht zuvor, der Fürstenmord wäre ein Akt der Vergeltung gewesen? Nun schiebt Ihr plötzlich einen Befehl Eures kruden Lehrmeisters vor …«
    »Rumos ist ein weiser Mann!« widersprach der Kaiser. »Ohne ihn hätte ich niemals erkannt, daß der Thronrat meine Eltern ermorden ließ; und ich hätte zugelassen, daß jener böse Geist, der die Fürsten zu ihren Taten trieb, eines Tages auch mich beherrschen wird. Denn die Ketten, Baniter - sie sind gefährlich! Durch sie spricht Durta Slargin zu den Erben der Gründer, um sie zu lenken und zu beeinflussen. Die Stimmen der Ahnen …« Baniter runzelte die Stirn. »Durta Slargin? Dieser uralte Zauberer ist lange tot - er verschwand neun Jahrhunderte vor der Gründung des Südbundes.«
    »Er entrückte nur in die Sphäre«, behauptete Uliman. »Dort lauert er noch immer und steuert die Mächtigen der Welt mit seiner Magie. So hat es Rumos mir erzählt.«
    »Das erscheint mir recht merkwürdig. Warum warnt

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