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Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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sind nicht die Weißstirne. Es handelt sich um ein geordnetes Heer aus bewaffneten Rittern. Sie marschieren im Zeichen der Schwarzen und der Weißen Klippen!« Der Kaiser nickte. »Binhipar Nihirdi … er ist also entkommen und bringt nun seine Klippenritter nach Vara, um mich zu stürzen.« Nachdenklich tastete er nach der Fürstenkette, die er um seinen Hals trug. »Wie konnte er dieses Heer durch das Hochland führen, ohne vom Auge der Glut aufgehalten zu werden?«
    Die Bathaquari tuschelten aufgeregt miteinander. »Majestät … warum habt Ihr uns verschwiegen, daß der palidonische Fürst noch am Leben ist? Wenn dies wahr ist, müssen wir ihn vor Varas Stadtmauern aufhalten - sofort! Die Klippenritter sind gefährliche Gegner; sie wissen, wie man eine Stadt belagert.« Uliman dachte nach. »Nein«, entschied er dann. »Mit Binhipar beschäftige ich mich später. Zunächst müssen die Arphater zurechtgewiesen werden. Zerrt Inthara aus ihrem Schlupfloch, damit dieser Aufstand ein Ende nimmt.« Er blickte zur Kuppel auf. Durch das Glasdach sah er den Nachthimmel - und einen Schatten, der über der Kuppel träge seine Kreise zog.
    »Mein dunkler Gefährte«, murmelte Uliman. »Stehe mir bei heute nacht …«
    Noch immer strömten die Menschen zum Dom. Hunderte hatten sich auf dem Platz eingefunden, um Tathril zu huldigen - gleich, ob sie fromme Anhänger der Kirche waren oder erst jetzt, in den Zeiten der Ungewißheit, den Weg zum Glauben gefunden hatten. Rund um den Platz schwelten Feuerkörbe; ihr Flackern schuf eine unheimliche, fast künstliche Stimmung.
    Die Krieger, die den Dom bewachten, erfüllte die Zusammenrottung mit Sorge. Zwar ließ sich gegen eine friedliche Versammlung nichts einwenden, doch die Stimmung konnte jederzeit umschlagen, in eine Panik oder gewaltsame Erhebung münden. Sie behielten die Menge im Auge, scheuchten jene, die zu dicht an die Domtreppe gelangten, wieder zurück.
    Mit dem Anbruch der Dunkelheit war alle Wärme aus den Straßen gewichen. Ein scharfer Wind pfiff über den Platz, heulte entlang der Fassade des Doms. Hinter den milchigen Glasscheiben flackerte Kerzenschein; einige Tathril-Priester aus Troublinien hatten sich zum Gebet in den Tempel zurückgezogen.
    »Was machen sie da drinnen?« fragte einer der Gardisten mißtrauisch und wandte sich an die nahe stehenden Gildenkrieger. »Seit der Hohepriester verschwunden ist, halten sich eure Priester im Dom auf. Ist dieser Tempel zu einem troublinischen Schlaflager verkommen?«
    »Die Diener der Tathrilya beten für Bars Balicors Rückkehr«, erwiderte ein Troublinier, »und bewahren uns vor den Schrecken, die in den Katakomben lauern.«
    »Das gefällt mir nicht«, schnaubte der Gardist. »Eure Gilde hat zuviel Einfluß über die Kirche erlangt. Der Kaiser sollte sie auf ihren Platz verweisen - es schafft nur Unfrieden innerhalb der Kirche.« »Den Unfrieden schaffen wohl eher diese Ketzer aus dem Hochland! Hätten unsere Priester nicht nach Balicors Verschwinden die Führung der Kirche übernommen, ständen die Weißstirne längst vor Varas Toren.« »Die Weißstirne verhalten sich seit Wochen friedlich. Ihr hingegen macht euch in unserer Stadt breit, mischt euch in alles ein … es wäre besser, wenn ihr in euren stinkenden Sümpfen geblieben wärt.« Der Troublinier lief dunkelrot an und wollte den unverschämten Redner am Kragen packen - doch dann schreckte er herum. Das Gemurmel der betenden Menge wurde von einem Rasseln begleitet, einem metallischen Klirren - es drang aus der Tiefe empor.
    Die Gardisten suchten auf dem Platz nach dem Ursprung des Geräusches. Der Wind blies ihnen seinen kalten Atem ins Gesicht, und auf einen Schlag erloschen die Feuerkörbe. Die Betenden schrieen auf, irrten in der Finsternis umher wie verängstigte Schafe; zugleich verglühten die Fackeln der Gardisten. Sie zogen die Schwerter, starrten entsetzt in die Dunkelheit. Über ihnen der Nachthimmel, das Schimmern der Sterne; die einzige Lichtquelle, die noch geblieben war.
    Südlich des Platzes, wo sich zwischen den Häuserblöcken ein Kanal hindurchschlängelte, verdichtete sich die Finsternis. Die Schatten der Ziegelgebäude breiteten sich aus, schluckten alles Licht. Nichts als Schwärze … und diese begann sich zu bewegen. Die Fassaden der Häuser, sie wankten, bebten, hoben sich empor wie erwachende Riesen. Düstere Wände strebten dem Himmel entgegen, verdunkelten einen Teil des Himmels. Das Rasseln schwoll an; es klang, als glitten tief

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