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Schattenbrut (German Edition)

Schattenbrut (German Edition)

Titel: Schattenbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Seider
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den Hof zu machen, geschweige denn den längst überfälligen Heiratsantrag.
    »Ihr müsst euch küssen«, kicherten die Mädchen immer wieder, und die Eltern lächelten jedes Mal nachsichtig.
    Bis zu einem kalten Januartag. Es war ein harter Winter, in dem der Schnee die Autos unter sich begrub, und wie so oft spazierten die Vier in der abendlichen Innenstadt von Bad Bergzabern. Vor dem Rathaus befand sich eine mehrere Meter breite Treppe, und der städtische Dienst, der mit den Schneefällen überfordert war, hatte sich darauf beschränkt, nur einen schmalen Streifen der Stufen zu räumen. Der Rest lag vergraben unter einer weißen Decke.
    »Lass uns herunter rodeln!«, kreischte Billy und stürzte die geräumte Schneise hinauf, dicht gefolgt von der zögernden Paula.
    »Wir haben aber keinen Schlitten«, gab das Mädchen zu bedenken.
    »Macht nichts, wir haben doch Schneehosen an.« Sie setzte sich ans obere Ende und winkte den Eltern zu. »Ihr beiden stellt euch unten hin und macht die Beine breit, wir rutschen unter euch durch!«
    Mit typischem Eltern-Lächeln stellten sich die Erwachsenen hintereinander auf und grätschten ihre Beine.
    »Ihr müsst enger aneinander«, schrie Billy von oben, und Paula hüpfte von einem Bein auf das andere.
    »Genau, Papa, du musst deine Arme um Ursula legen!«
    Verwundert hielt Billy inne, als sie sah, dass Wolfgang genau das tat. Sie hob kurz ihren Po und stieß ihn nach vorne. Jubelnd rutschte sie den Hang hinunter unter den Beinen der Eltern hindurch.
    »Und jetzt du!«, schrie sie, und Paula sauste quietschend den Hügel hinab, während Billy schon wieder halb oben war. Immer wieder rodelten die Mädchen auf ihren Schneehosen, bis plötzlich Billy ihrer Freundin einen Hieb in die Seite gab und mit ihrem Kopf zu den Eltern deutete. Billys Mutter stand noch immer vor Paulas Vater, der seine Arme von hinten um ihre Schultern gelegt hatte, doch jetzt sah es so aus, als würde sie sich regelrecht an ihn schmiegen. Ihr Kopf war ein winziges Stück nach hinten gedreht, und sein Mund war an ihrer Wange. Billys Herz machte einen verrückten Sprung, während Paulas Augen zu schmalen Schlitzen wurden.

10.
     
    In Billys Bauch schien ein wild gewordenes Bienenvolk zu toben. Schwerfällig hob sie ihren Kopf. »Wer hat das geschrieben?«
    Wenberg betrachtete sie aufmerksam. »Ich hatte gehofft, dass Sie mir das sagen können.«
    Sie fühlte, wie sich die wild herumsurrenden Bienen im Bereich ihres Bauchnabels zu einem Klumpen hässlicher Wut verdichteten.
    »Paula Moog.« Sie spuckte den Namen regelrecht aus, und die Kommissarin zog erstaunt ihre Augenbrauen hoch.
    »Sie meinen die Paula?« Sie zeigte auf den Papierstapel.
    Billy nickte. »Niemand sonst kennt die Geschichte so genau. Niemand.«
    »Und Sie sind diese Billy.«
    »Ja.«
    »Die Begebenheit ist also wahr.«
    »Ja.«
    »Und welche Rolle spielte Frau Puhlmann bei dieser Sache?«
    Billy schnaufte. »Gar keine. Ich habe Clarissa erst Jahre später auf dem Gymnasium kennengelernt.«
    »Frau Puhlmann kannte Paula also gar nicht?«
    »Doch, natürlich kannten sie sich. Paula ging auf dieselbe Schule. Aber das war erst später.«
    »Also könnte Frau Puhlmann den Text geschrieben haben?«
    »Nein, das ist unmöglich!« Billy schüttelte energisch den Kopf. »Clarissa hat grob gewusst, was damals geschehen war, aber die Details von den Radtouren oder dem Winterspaziergang, die habe ich niemals jemandem erzählt.«
    Wenberg machte weiterhin Notizen, hielt aber plötzlich inne und lief zum Schrank. Sie holte einen altmodischen Kassettenrekorder hervor.
    »Darf ich das Gespräch aufzeichnen?«, fragte sie.
    »Natürlich.«
    Während Wenberg den Rekorder an die Steckdose schloss, dachte Billy angestrengt nach. >Das ist kein Spiel mehr<, hatte Paula gesagt, und Billy lief ein Schauer über den Rücken.
    Wenberg setzte sich zurück an ihren Platz und drückte einen Knopf. Das Band begann, sich zu drehen.
    »Der Text deutet an, dass es zwischen Ihnen und Paula einen Konflikt gegeben hat.«
    »Ein Konflikt, der in Hass ausgeartet ist.«
    »Hat Paula nur Sie gehasst oder auch Clarissa Puhlmann?«
    Ratlos starrte Billy die Kommissarin an. Hier ging es um Mord. Um den Mord an Clarissa.
    »Die beiden waren keine Freunde, aber gehasst haben Sie sich auch nicht«, antwortete Billy vorsichtig.
    »Erzählen Sie, was damals passiert ist. Und beginnen Sie bitte an der Stelle, an der dieser Text aufhört.«
    »Okay.« Billy räusperte sich und ließ

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