Schattenbrut (German Edition)
ihren drei Freundinnen unter einer Eiche im Schatten saß und das Treiben auf dem Schulhof beobachtete.
»Wen meinst du?«, fragte Clarissa.
»Wen meint sie wohl«, grinste Julia. »Natürlich Paula. Da vorne bei dem Basketballkorb.«
Alle Köpfe drehten sich in die Richtung, wo Paula bei Frank stand. Es war unmöglich, aus der Entfernung dem Gespräch der beiden zu folgen, doch wenn man Paulas Mimik glauben durfte, schienen Franks Worte faszinierend zu sein.
»Diese Schlange«, fauchte Billy.
Clarissa warf ihr einen trägen Blick zu. »Lass sie einfach.«
»Konntest du nicht bei ihm landen?«, fragte Julia spöttisch. Seit Tagen verbrachten Paula und Frank die Pausen miteinander. Billy hatte ein paarmal versucht, Frank in ein Gespräch zu verwickeln, aber der war ihr stets mit Gleichgültigkeit begegnet. Billy ignorierte Julias gehässige Bemerkung und kaute wütend auf ihrer Unterlippe herum.
»Nächste Woche planen die Großen ihren Abiturstreich«, sagte sie schließlich.
»Und?«, fragte Clarissa und ließ sich auf den Rücken fallen.
»Ich habe eine Idee.« Billy sah die Freundinnen der Reihe nach an. »Und ihr helft mir.« Ihr Blick blieb bei Tamy hängen, deren wabbelige Beine in viel zu kurzen Jeans steckten.
»Klar helfen wir dir«, sagte Tamy eifrig.
Julia runzelte die Stirn. »Was hast du vor?«
»Wenn Frank nicht freiwillig von Paula lassen will, werden wir etwas nachhelfen müssen«, begann Billy und grinste. Sie legte sich auf die Seite, stützte einen Ellenbogen auf den Boden und legte ihren Kopf auf die Hand. »Morgen wirst du, Clarissa, Frank in der Pause auflauern und unter irgendeinem Vorwand ins Bad locken. Tamy, du bringst deinen Fotoapparat mit und wartest in einer Toilette. Ich werde im Bad stehen und ihm schöne Augen machen.« Sie kicherte. »Sobald die Situation eindeutig genug ist, gebe ich dir ein Zeichen.« Sie wandte sich an Tamy. »Und dann kommst du raus und schießt ein richtig tolles Bild.« Billy strahlte zufrieden.
»Und dann?«, fragte Tamy.
»Und dann hat Frank die Wahl. Entweder lässt er freiwillig seine Hände von Paula oder wir zeigen das Bild beim Abiturstreich auf der Aulaleinwand.« Sie kicherte. »Bei den Abiturienten habe ich einen, der das gerne für mich macht.«
»Cool«, sagte Julia bewundernd, während Clarissa sich aufrichtete und im Sitzen die Beine anzog. »Das ist Erpressung.«
»Nein, das ist Rache«, gab Billy trocken zurück.
»Da mach ich nicht mit.«
Billy warf Clarissa einen flehenden Blick zu. »Es wird nicht so weit kommen, dass wir das Bild zeigen müssen. Das Risiko wird er nie eingehen.«
»Es ist trotzdem gemein!«, beharrte Clarissa. »Er mag Paula.«
Billy richtete sich ebenfalls auf und umschlang mit den Armen ihre Knie. »Er mag das, was er in Paula sieht. Eigentlich kann er uns dankbar sein, weil wir ihn vor einer herben Enttäuschung bewahren.«
»Wäre es nicht langsam an der Zeit, euer Kriegsbeil zu begraben?«
»Das will Paula nicht. Erst letzte Woche hat sie dem Direx gesteckt, dass ich während des Sportunterrichts nicht beim Arzt war, sondern geschwänzt habe.«
»
»Ich soll mir also alles gefallen lassen?«, zischte Billy wütend, doch Clarissa zuckte nur mit den Schultern.
»Okay, du machst also nicht mit«, lenkte Billy ein. »Hältst du dann wenigstens dicht?«
Clarissa rollte mit den Augen.
»Sag schon!«
»Klar halte ich dicht. Aber du solltest dir das nochmal überlegen.«
»Ich finde die Idee prima«, schaltete sich Julia ein. »Paula hat es verdient.«
Clarissa tippte sich mit dem Zeigefinger an den Kopf. »Dir geht es nicht darum, ob jemand etwas verdient hat. Dir macht es einfach Spaß, andere niederzumachen.«
»Na und«, gab Julia lässig zurück und wandte sich an Billy. »Ich würde gerne Frank zu dir locken.«
»Prima«, lobte Billy und sah Tamy an. »Und was ist mit dir?«
Tamy sah mit unbehaglicher Mine zu Paula hinüber. »Ich finde, Clarissa hat recht. Lassen wir sie einfach in Ruhe.«
Billys Augen wurden zu Schlitzen. »Ich habe den Eindruck, dass du immer noch zu ihr hältst, Tamy!«
»Das stimmt nicht.« Tamy zog einen Flunsch.
»Du kannst nicht mit mir und Paula gleichzeitig befreundet sein«, herrschte Billy sie an.
»Was soll das? Clarissa ist auch nicht mit Paula befreundet und macht trotzdem nicht mit«, jammerte Tamy.
»Clarissa hat ihre Prinzipien, aber du hast einfach nur Schiss, es dir endgültig mit Paula zu versauen. Aber vergiss es einfach. Ich finde schon
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