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Schattenbrut (German Edition)

Schattenbrut (German Edition)

Titel: Schattenbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Seider
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Teilnehmer nicht erreichbar sei. Sie musste mit ihm sprechen.
    Zügig lief sie die Stufen hinauf und drückte die Tür auf. In der Diele roch es nach frischem Kaffee und Holzpolitur, man hörte gedämpfte Stimmen und das Klingeln eines Telefons. Sie musste unwillkürlich lächeln. Die Kanzlei war wie eine Oase der Fröhlichkeit.
    Ulrich saß wie immer um diese Zeit in der Bibliothek und las eine Zeitung. Vor ihm stand eine Tasse Kaffe und die Papiertüte einer Bäckerei.
    »Niemand hier?«, fragte Billy, während sie sich einen doppelten Espresso aus der Maschine holte. »Müssen heute alle früh arbeiten?«
    »Tom und Günther sind vor Gericht, Klaus ist noch nicht da. Zum Glück lässt du mich nicht im Stich.« Er lachte und schob ihr die Tüte hin.
    Sie setzte sich. »Ich muss gleich nochmal weg.« Sie trank einen Schluck und wärmte dann ihre Hände an der Tasse. »Allerdings nur für eine Stunde.«
    Seine Augen blitzten neugierig. »So langsam solltest du mir erzählen, was los ist.«
    Das hatte sie ohnehin vorgehabt und sie war froh, ihn alleine zu erwischen. »Letzten Donnerstag wurde eine Freundin von mir ermordet«, begann sie und berichtete in kurzen Sätzen, was mit Clarissa geschehen war, wobei sie die Hintergründe über Paula und Frank ausließ.
    »Du liebe Güte, warum erzählst du mir nicht davon?«
    »Das tu ich doch gerade!«
    »Und weiß man schon, wer es war?«
    »Nein, soweit ich weiß, tappt die Polizei im Dunkel. Gerade rief der Hauptkommissar an und will mich schon wieder sehen. Ich habe ihm versprochen, bis zehn Uhr da zu sein.«
    Er musterte sie besorgt. »Du solltest dir dringend ein paar Tage freinehmen, Kampfzwerg. Du siehst nicht gut aus.«
    »Nein. Ich bin gerne hier. Außerdem habe ich viel zu tun.«
    »Das läuft alles nicht weg«, gab Ulrich energisch zurück. »Seit letzter Woche wirst du jeden Tag dünner und blasser. Du solltest schlafen, spazieren gehen und einen guten Wein trinken.« Er sah sie eindringlich an und sie dachte über seine Worte nach. Tatsächlich hatte sie seit ihrem Antritt vor einem Jahr keinen Urlaub gemacht.
    »Wäre das Okay? Ich werde alles nacharbeiten.«
    »Mach dir keine Gedanken um die Arbeit. Such mir einfach die Akten raus, die fällig sind.« Er grinste und sie war ihm unendlich dankbar. »Ich bin froh, wenn ich auch etwas Paragraphenluft abbekomme. So langsam fühle ich mich hier nur noch wie ein altes Möbelstück.«
    Sie stand auf und drückte ihm einen Kuss auf die Haarstoppel, woraufhin er noch röter wurde, als er es ohnehin war. Dann ging sie in ihr Büro, um die Akten zu richten und Laura über die anstehenden, freien Tage zu informieren, bevor sie die Kanzlei verließ.
    Die Räder drehten durch, als sie zu schnell in den Kieshof der Kriminalpolizei einbog. Sie schaltete in den ersten Gang und rollte den Audi auf einen freien Platz unter dem Kastanienbaum. Vor dem Eingang der Kripovilla standen zwei Männer beieinander und rauchten. Sie stieg aus und sah, dass einer davon Hauptkommissar Eggert war. Er blickte ihr entgegen und blinzelte, als er sie erkannte. Dann ließ er seine Zigarette fallen und drückte sie mit der Fußspitze aus.
    »Kommen Sie«, sagte er ohne eine Begrüßung und ging voraus ins Gebäude, vorbei am Empfang in die zweite Etage. In seinem Büro ließ er sich schwer auf seinen Stuhl fallen und bedeutete Billy, sich ebenfalls zu setzten.
    »Kennen Sie einen Oren Albrecht?«, fragte er ohne Umschweife und Billys Magen sackte herunter.
    »Wen?« Zitterte ihre Stimme? Sie war nicht sicher.
    »Oren Albrecht«, wiederholte Eggert mürrisch.
    Sprich mit niemandem über mich.
    Sie dachte an Laura, die bereits eine Akte von Oren angelegt hatte. An Ursula, der sie noch nichts von Orens Bitte gesagt hatte.
    »Wer soll das sein?«, fragte sie.
    Eggerts Arme, die er vor seiner massigen Brust verschränkt hatte, hoben und senkten sich mit seiner Atmung. »Ein junger Mann mit einem grauen VW-Polo. Einem Polo, den wir am Abend des Mordes an Clarissa Puhlmann vor Ihrer Haustür gesehen haben.« Seine Mundwinkel zuckten, als müsste er sich ein Grinsen verkneifen.
    Sie verschränkte ebenfalls die Arme. »Ich kenne keinen Oren Albrecht.«
    Er taxierte sie und sie wich seinem Blick nicht aus.
    »Und warum stand sein Auto vor Ihrer Wohnung?«, brach Eggert schließlich das Schweigen. Die Luft im Raum schien zu vibrieren und sie fragte sich, ob er es auch spürte.
    »In meinem Haus leben mehrere Parteien. Und der Polo ist eine bekannte Marke.

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