Schattenbrut (German Edition)
Sind Sie sicher, dass es der Wagen ist, den Sie meinen?«
Seine Augen verengten sich kurz. »Sie waren alleine an diesem Abend?«
»Das sagte ich bereits.«
Er nickte. »Es könnte sinnvoll für Sie sein, sich einen Anwalt zu nehmen.«
So weit war es also schon. »Ich brauche keinen Anwalt.«
»Gut.« Er klopfte mit der flachen Hand auf den Tisch. »Wir werden jetzt Ihre Daten aufnehmen.«
»Dieser Oren Albrecht«, sagte Billy, während sich Eggert erhob. »Hat er etwas mit dem Mord zu tun?«
Er blieb einen Moment lang unschlüssig stehen. Dann schnaufte er und drückte seinen Körper am Schreibtisch vorbei. »Warten Sie hier, ich hole Kommissarin Wenberg.«
Es dauerte lange, bis die Kommissarin erschien.
»Guten Tag, Frau Thalheimer«, begrüßte sie Wenberg freundlich. »Hauptkommissar Eggert hat Ihnen gesagt, dass wir Ihre Daten aufnehmen müssen?«
»Ja, aber er hat mir nicht erklärt, was genau das bedeutet.«
»Fingerabdrücke, Größe, Merkmale und so weiter. Kommen Sie bitte mit mir.«
Wenberg ging voraus und führte Billy in ein Zimmer, das einer Arztpraxis ähnelte. Ein altmodisches Körpermessgerät, das an der Wand befestigt war, eine Körperwaage, ein Karton mit Einweghandschuhen. Einzig die Kamera auf dem Stativ, die aussah wie in einem Fotostudio, passte nicht. Eine bieder aussehende Frau hantierte an einem seltsamen Gerät herum, das Ähnlichkeit hatte mit einer modernen Herdplatte. Wenberg schloss die Tür hinter sich. Billys Glieder fühlten sich taub an.
»Warum tun Sie das?«, fragte sie und Wenberg lächelte gelassen.
»Das ist Standard. Wäre nicht das Wochenende dazwischen gekommen, hätten wir es schon vorher gemacht.« Sie warf der anderen Frau einen Blick zu, worauf diese einen Stuhl in die Ecke rückte und darauf Platz nahm.
»Frau Eschbach sieht uns zu, weil ich das nicht alleine machen darf«, erklärte Wenberg und schmunzelte entschuldigend. »Nachher behaupten Sie noch, ich hätte Sie sexuell belästigt.«
Billy grinste gequält zurück. »Haben Sie denn etwas? Fingerabdrücke, genetisches Material, das auf Frau Puhlmanns Mörder hindeutet?«
»Wir sind nicht sicher, doch zumindest gibt es Spuren, die wir nicht eindeutig zuordnen können.«
»Welche Spuren?«
Wenberg hantierte nun ihrerseits an der merkwürdigen Herdplatte herum. »Sie wissen doch, dass ich darüber nicht sprechen darf.«
»Natürlich nicht«, stöhnte Billy. Die Platte schien von innen mit einem dunkelroten Schimmer beleuchtet, und Wenberg erklärte, dass dies ein Scanner für Fingerabdrücke sei. Billy musste nacheinander ihre Hände darauf legen und Wenberg drückte einige Knöpfe. Dann musste sich Billy unter das Messgerät stellten, während Wenberg einen Metallhebel zu Billys Kopf herunterzog.
»Ein Meter zweiundsechzig«, murmelte Wenberg und schrieb die Daten auf ein Formular. Dann hatte sich Billy sich bis auf die Unterwäsche auszuziehen und Wenberg betrachtete ihren Körper von allen Seiten. »Ich suche nach Merkmalen wie Narben und Muttermale, sowie nach Verletzungen«, erklärte sie. »Sie dürfen sich wieder anziehen.«
»Verletzungen?« Billy dachte an Clarissas Hämatom, während sie in ihren Pullover schlüpfte.
»Wunden oder blaue Flecken.«
»Hat der Täter Verletzungen?«
Wenberg warf ihr einen fragenden Blick zu.
»Nun ja, es ist doch möglich, dass sich Clarissa gewehrt hat.«
»Kennen Sie jemanden mit Verletzungen?«
Billy schluckte. »Nein.« Sie zog den Reißverschluss ihrer Hose hoch.
»Nur noch die Bilder«, sagte Wenberg, schaltete eine Stehlampe ein und fingerte an der Kamera herum.
»Warum das alles?«, fragte Billy. »Welche Rolle spielen meine körperlichen Merkmale, und warum brauchen Sie Bilder?«
»Das gehört alles zusammen. Reiner Standard.«
»Bin ich jetzt verdächtig?«
Wenberg sah durch das Objektiv und drehte an einem Schalter. »Im Gegensatz zu dem, was uns das Fernsehen vorgaukelt, ist es im echten Leben meist so, dass die nächstliegende Lösung auch die Richtige ist.« Sie richtete sich auf und sah Billy an. »Und Sie spielen zumindest eine Rolle bei der Sache.«
»Welche Rolle ordnen Sie Paulina Moog zu?«
Wenberg legte eine Hand auf ihre Hüfte. »Sie müssen uns vertrauen. Und jetzt stellen Sie sich vor die Wand.«
Missmutig lief Billy zur Stirnseite des Zimmers, wo eine Leinwand fast die gesamte Wand einnahm. Sie musste ihren Kopf in alle Richtungen drehen, während Wenberg sie aus mehreren Perspektiven fotografierte.
»Bin ich die
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