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Schattenbrut (German Edition)

Schattenbrut (German Edition)

Titel: Schattenbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Seider
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dass alles nur ein Missverständnis war? Dass sich Paula und Oren zufällig getroffen und ineinander verliebt hatten?
    Oren hatte mit der Polizei gesprochen und man hatte ihn nach ihr, Billy, gefragt. Oren hatte Angst bekommen, mit Billy in Verbindung gebracht zu werden. Zwei Frauen, beide in einen Mordfall verwickelt, und er mittendrin. Natürlich wollte er, dass niemand davon erfuhr. Natürlich war er weggerannt, weil er nicht wollte, dass Paula auf falsche Gedanken kam.
    Sie sah Paula an, das gepflegte Gesicht mit den dünnen Fältchen an den Augen. Paula war erwachsen geworden und sie nahm sich einen jungen Liebhaber.
    Billy lachte. »Es tut mir leid, dass ich dich verdächtigt habe.«
    »Ich verstehe es sogar. Es ist eine komische Geschichte.«
    »Hast du eine Ahnung, wer hinter dem Text und dem Kranz stecken könnte?«, fragte Billy.
    »Nein. Ich habe so viel darüber nachgedacht, aber mir fällt niemand ein.« Sie deutete mit der Hand auf den Garten, durch den sie zuvor gelaufen waren. »Sollen wir einen Kaffee trinken?«
    Billy zögerte kurz und zuckte mit den Schultern. »Ich kann nicht. Aber wir können zurücklaufen.«
    »Okay.«
    Billy setzte sich verlegen in Bewegung, und Paula lief so dicht neben ihr, dass sich die Ärmel ihrer Jacken berührten.
    »Katja hat mir erzählt, dass du dich nach Frank erkundigt hast.«
    Paula sah kurz zu ihr und wandte ihren Blick wieder auf den Boden. »Überrascht dich das?«
    Billy griff sie am Ärmel und blieb stehen. Paula hielt ebenfalls an.
    »Weißt du, warum er sich damals umgebracht hat?«, fragte sie, während ihr Herz in ihrer Brust wilde Tänze aufführte.
    »Ich habe mich lange mit dieser Frage gequält, aber ich habe gelernt, damit zu leben, dass ich es nie wissen werde.«
    Die Polizei hatte also geschwiegen. »Es war meine Schuld.«
    Paula blinzelte verwirrt. »Blödsinn.«
    »Doch.«  Und dann berichtete Billy in leisen, knappen Worten von dem Foto und ihrer Erpressung. »Er hat sich umgebracht, weil er es nicht ertragen konnte, dass du ihm womöglich nicht glaubst.«
    Paulas Mund öffnete und schloss sich dann wider, ihre Nasenflügel bebten, während ihre Augen von Fassungslosigkeit erstarrt waren.
    »Warum, Billy?«, fragte sie so leise, dass Billy die Worte von ihren Lippen ablesen musste.
    Billy hätte unzählige Antworten geben können, doch sie spürte, dass jede davon eine Lüge war. Bis auf eine: »Weil ich dich leiden sehen wollte.«
    Paula kratzte sich mit dem Zeigefinger am Augenwinkel. »Danke, dass du es mir gesagt hast.«
    »Es tut mir leid.«
    Paulas Augen waren noch immer starr. »Mir tut es auch leid.«
    Billy presste ihre Arme noch fester gegen ihre Brust und versuchte, in Paulas Mimik zu lesen. War sie wütend? Erleichtert?
    »Weiß Franks Mutter davon?«, fragte Paula nur.
    »Nein, außer die Polizei hat es ihr erzählt. Aber ich werde es ihr sagen müssen.«
    Paula nickte. »Und sonst? Gibt es jemanden, der davon weiß?«
    Billy knetete ihre Lippen mit den Fingern. »Warum schreist du mich nicht an? Warum gibst du mir keine Ohrfeige oder sagst mir zumindest, dass du mich hasst?«
    Paula zuckte hilflos mit den Schultern. »Noch vor zehn Jahren hätte ich dich umgebracht. Ich hätte mir die Augen ausgeheult und wäre gleichzeitig glücklich gewesen, endlich eine Antwort zu haben. Aber es ist so lange her, und nach allem, was während der letzten Tage geschehen ist, spielt das kaum noch eine Rolle.« Sie sah über Billys Kopf hinweg auf die Felder. Billy fühlte sich schrecklich hilflos.
    »Außerdem will ich wissen, wer diesen Text von uns beiden geschrieben hat. Und warum dieser Text bei Clarissa war.«  Paula zog scharf die Luft ein. »Wollen wir weiterlaufen? Ich habe den Eindruck, dass ich unter Strom stehe.«
    Billy wusste genau, was Paula meinte. Die Frauen setzten sich wieder in Bewegung.
    »Eine Frage habe ich noch. Warum warst du vor Kurzem bei meiner Mutter?«, meinte Billy, während sie den Garten passierten.
    »Weil ich mich für mein Verhalten schon so lange schäme. Ich war damals eifersüchtig. Es hat mich krank gemacht, dass mein Vater Ursula und dich irgendwann genauso lieben könnte wie mich. Oder sogar noch mehr.«
    »Aber warum jetzt? Warum bist du gerade jetzt zu Ursula gefahren?«
    Paula lächelte mit einer leichten Wehmut. »Oren hat mir dazu geraten.«
    »Wie bitte?«
    »Ja. Er war mehr als nur eine Affäre. Obwohl er so jung war, konnte ich mit ihm über alles sprechen. Und wir redeten auch über dich. Über

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