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Schattenbrut (German Edition)

Schattenbrut (German Edition)

Titel: Schattenbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Seider
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aufzufallen. Paula hielt sich in gemäßigtem Tempo auf der hügeligen Landstraße, die durch mehrere Ortschaften führte. Ein Blick auf den Tacho zeigte ihr, dass Paula keinen Deut über den erlaubten neunzig Stundenkilometern lag. Typisch.
    Billy erschrak, als Paula plötzlich bremste. Unwillkürlich trat sie auch auf das Bremspedal. Paula bog nach rechts, fuhr in einen weiteren Ort hinein und hielt nach wenigen hundert Metern am Straßenrand. Ein Messingschild, das am Dach baumelte, ließ auf eine Gaststätte schließen. Billy fuhr rechts ran und stellte den Motor aus. Paula stieg aus ihrem Wagen und sah sich um. Billy zuckte erschrocken zusammen, doch Paula schien sie nicht zu bemerken. Mit eingezogenem Kopf verschwand sie in dem Haus. Billy stieg aus und lief auf dem Bürgersteig bis zu dem Gebäude. Wie erwartet handelte es sich um ein Wirtshaus, und wie ein Schild vor der Tür zeigte, gab es hier freie Fremdenzimmer. Billy ging die vierstufige Steintreppe hinauf und trat durch die schwere Tür aus trockenem Holz. Ein winziger Vorraum bot Platz für eine kleine Garderobe und einen Schirmständer. >Poussez<, stand auf der einzigen Tür, und Billy drückte sie auf. Drei alte Herren saßen an einem großen Tisch und hatten Bier vor sich stehen. Paula hatte ihr den Rücken zugedreht und stand an einem der Ecktische, eine Lederjacke hing an einer Stuhllehne. Billys Blick fiel auf den Mann, der Paulas Hände ergriffen hatte. Paulas Kopf verdeckte das Gesicht des Mannes, aber Billy erkannte ihn dennoch. Sie erstarrte und ihr Magen schien sich umzustülpen. Der Mann zog Paula zu sich heran und küsste sie. Billy wollte weglaufen, aber sie konnte sich nicht rühren. Ihr Herz hämmerte gegen ihre Rippen, während sie auf das ungleiche Paar starrte. Mitten im Kuss hielt der Mann inne und öffnete die Augen. Sein Blick traf den von Billy. Ruckartig wich er von Paula zurück. Die drehte sich erstaunt um.
    »Billy!« Paula klang eher verwirrt als wütend.
    Billy konnte sich noch immer nicht bewegen. Der Raum verlor an Konturen und einen hoffnungsvollen Moment fragte sie sich, ob dies ein böser Traum war. Der Mann griff nach der Lederjacke und rannte auf Billy zu. Mit einem Satz wich sie zur Seite und wusste im selben Moment, dass sie nicht träumte. Zuerst dachte sie, er wolle sich auf sie stürzen, doch ohne sie noch einmal anzusehen, rannte er an ihr vorbei in den kleinen Windfang, riss dort die Tür auf und war verschwunden. Fassungslos sah Billy ihm nach. Wie in Zeitlupe schloss sich die Tür. Der Rahmen wackelte und Oren war weg.

25.
     
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis Billy reagierte. Mit einem Satz hastete sie nach draußen, blieb auf der Treppe stehen und sah, wie Oren die Straße entlang rannte. Billy sprang auf den Bürgersteig und spurtete ihm hinterher. Nach ungefähr fünfzig Metern bog er in eine Einfahrt ein und Billy verlor ihn einen Moment lang aus den Augen. Als sie die Einfahrt erreicht hatte, sah sie, dass die zu einer geschlossenen Garage führte, auf die Billy zusprintete. Neben der Garage führte ein gepflasterter Weg auf eine gepflegte Rasenfläche, die durch einen Maschendrahtzaun von einem abgeernteten Maisacker getrennt war. Hinter dem Zaun rannte Oren über das Feld, wo Billy ungefähr hundert Meter weiter einen silbergrauen Kleinwagen sah. Der Polo. Nach wenigen Schritten kam sie am Zaun an und entdeckte eine Stelle, wo der Draht niedergetreten war. Sie sprang darüber, blieb mit dem Hosenbein hängen, strauchelte kurz und hastete weiter. Oren war bei dem Auto angekommen und hantierte an der Fahrertür herum.  Der Motor jaulte auf, als sie den Wagen erreichte und den Türgriff zu fassen bekam. Die Tür öffnete sich in dem Moment, als Oren Gas gab. Sie spürte einen stechenden Schmerz an ihrem Zeigefinger. Taumelte zurück, während das Auto mit schlingernden Bewegungen und offener Tür davonbrauste.
    »Scheiße!«, brüllte Billy und sah, wie Oren im Fahren die Tür zuzog. Keuchend stemmte sie die Hände auf ihre Hüften und sah ihm nach, wie er vom Acker auf eine befestigte Straße einbog. Nach wenigen Metern verschwand er hinter einem Hügel.
    »Was ist hier los?«
    Wie in Trance drehte sich Billy herum und sah Paula, die mit geröteten Wangen hinter ihr stand.
    »Billy, geht es dir gut?« Paula neigte besorgt ihren Kopf, während ihr Gesicht vor Billys Augen verschwamm.
    »Billy!«, rief Paula und Billy spürte eine Hand auf ihrer Schulter. Konzentriert atmete sie tief ein und wieder

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